Problem im Kreis Viersen Tierheim weiß kaum noch, wohin mit all den Katzen
Nettetal-Lobberich · Die Katzenschutzverordnung des Kreises Viersen soll die ungehinderte Vermehrung der Tiere verhindern. Sie beinhaltet auch eine Kastrationspflicht. Dennoch muss das Tierheim zurzeit so viele Katzen beherbergen, dass die Mitarbeiter kaum noch Platz dafür finden.
Langsam wird es eng im Matthias-Neelen-Tierheim in Lobberich und das bezieht sich auf die Katzen und ebenso auf die Hunde. „Die Katzen nehmen in diesem Sommer kein Ende. Wir nehmen Woche für Woche auf. Darunter sind viele Kitten und das dürfte eigentlich gar nicht mehr der Fall sein“, sagt Ralf Erdmann. Damit spielt der Leiter des Tierheims auf die im Kreis Viersen geltende Katzenschutzverordnung an. Seit zwei Jahren sind die Besitzer von „Stubentigern“ verpflichtet diese zu kastrieren und zu chippen, wenn es sich um Freigänger handelt. Damit soll die unkontrollierte Vermehrung verhindert werden.
Erdmann spricht davon, dass es in den letzten beiden Jahren ruhiger geworden sei. Daher kann er die momentan herrschende Schwemme nicht verstehen. „Es ist derzeit schlimmer als vor der Kastrationspflicht“, sagt Erdmann. Dass es sich dabei in den seltensten Fällen um verwilderte Katzen und ihren Nachwuchs handelt, kann er eindeutig daran feststellen, dass gefundene Muttertiere samt Babys zutraulich sind und Menschen gegenüber keine Scheu hegen. „Sie sind so lieb, die hatten eindeutig ein Zuhause, wo sie allerdings weder kastriert noch geschippt wurden“, sagt der Tierheimleiter. So nutzen die Auflagen wenig, wenn sich die Bürger nicht daran halten.
In der vergangenen Woche wurde eine zahme Katze mit sieben Kleinen aufgegriffen. In dieser Woche gab es gleich 29 Katzen auf einen Streich. Die Tiere wurden vom Veterinäramt des Kreises Viersen beschlagnahmt – ein Fall von „Tierhortung“. Die dahinter stehende Person war bereits im vergangenen Jahr auffällig geworden. Damals beschlagnahmte das Veterinäramt gleich 70 Katzen. Bei den aktuellen Tieren waren es neben mehreren Katzen und einem Kater gleich 23 Kitten im Alter zwischen acht und 14 Wochen. „Man möchte sich nicht ausmalen, was in Katzenvermehrung passiert wäre, wenn die Tiere weiterhin bei der Person gelebt hätten. Das Katzenelend wäre immer größer geworden“, sagt Erdmann. Einige der Tiere kränkeln und brauchen medizinische Versorgung.
Wenn weiterhin so viele Katzen samt Nachwuchs aufgegriffen werden, wird es im Tierheim eng. „Wir haben dann noch die Möglichkeit die Quarantäneboxen zu nutzen, aber das ist kein Dauerzustand“, sagt der Tierheimleiter.
Bei den Hunden herrscht derzeit ebenfalls Enge. Lediglich zwei Zwinger sind noch nicht belegt. 18 Hunde sind auf der Suche nach einem Zuhause. Das gestaltet sich allerdings schwierig, da es sich bei den meisten Vierbeinern um Langzeitinsassen handelt, wie es Erdmann beschreibt. Es seien Hunde mit Macken oder alte Hunde, die kaum eine Chance auf eine Vermittlung haben.
Bei den Kleintieren geht es aktuell ruhig zu. Ein Kaninchen und ein paar Vögel bilden diese Gruppe. Wie jedes Jahr in den Sommerferien hat ein kleiner Vermittlungsstau eingesetzt. Das Interesse, sich vor der Fahrt in den Urlaub ein Tier anzuschaffen, ist klein. „Das ist auch richtig. Wer sich ein Tier anschafft sollte sich das generell gut überlegen. Man muss Zeit für ein Tier haben und sollte zudem an die folgenden Haltungskosten denken“, sagt Erdmann. Unüberlegt angeschaffte Tiere finden oft den Weg ins Tierheim.
Finanziert wird das Tierheim über die neun Städte und Gemeinden im Kreis Viersen. Ihr finanzieller Anteil richtet sich nach den jeweils gemeldeten Hunden in der Stadt oder Gemeinde. Ein Teil der Hundesteuer fließt damit ins Tierheim. Viele andere Städte und Gemeinden beteiligen sich nicht an Tierheimen. Ein weitere Einnahmequelle sind die Spenden. „Zwei Drittel unserer Kosten können wir über unsere neun Mitglieder decken. Das restliche Drittel kommt aus Spenden und der Vermittlung unserer Tiere“, sagt Erdmann. Genau wie jeder anderer Tierhalter muss sich das Heim mit den gestiegenen Kosten im Bereich des Futters oder der tierärztlichen Versorgung auseinandersetzen. Daher ist man über jede Geld- und Sachspende in Form von Futter oder Tierzubehör froh.