Historisches aus der Region Ein Radfahrverein namens „Staubwolke“
Hinsbeck · Der Radfahrverein „Staubwolke“ wird heute vermutlich niemandem mehr etwas sagen. Vor etwa 100 Jahren jedoch veranstaltete er mehrere Rennen in der Region. Ein Blick zurück in die Radsport-Zeit der 1920er-Jahre.
In den 1920er Jahren gründeten sich in mehreren Orten des Kreises Radsportvereine. In Hinsbeck war dies Ende Februar 1922 der Radfahrverein „Staubwolke“. 25 Mitglieder trugen sich in die Gründungsstatuten ein, Vorsitzender wurde Peter Kall. Daneben bildeten sich zu dieser Zeit auch in Lobberich, Grefrath und Kaldenkirchen Radfahrvereine.
Schon im August veranstaltete der Verein sein erstes Straßenrennen. Dieses teilte sich auf in Rennen für Vereinsmitglieder und Rennen für Gastvereine, die Streckenlänge betrug 33 Kilometer. Beim Jugendrennen siegten Matthias Görtz (Hinsbeck) und Karl Sartingen (Grefrath), bei den Senioren Jakob Zetzen (Hinsbeck), Johann Weyers (Grefrath) und Willi Erens (Lobberich). Neben einem Ball wurden anschließend im Saal Hartogs (später Alt-Hinsbeck) auch Kunst- und Reigenfahren vorgeführt. Auch 1923 fand ein Rennen des neuen Vereins mit Fahrern aus Hinsbeck, Lobberich, Kaldenkirchen und Grefrath statt.
Die großen Unterschiede der Fahrräder zeigten sich bei einem Rennen 1922 des Lobbericher Radfahrvereins. Die Streckenlänge betrug 52 Kilometer und führte vom Bahnübergang Tiefenbach (später Intermezzo) über Hinsbeck, Krickenbeck, Leuth, Kaldenkirchen, Breyell, Lobberich, Süchteln, Vorst, Kempen, Mülhausen, Grefrath zurück nach Tiefenbach. Die 42 teilnehmenden Fahrer waren, neben den Altersklassen, in drei Fahrrad-Klassen eingeteilt: Fahrräder mit Wulstreifen, mit Drahtreifen und mit Schlauchreifen. Gestartet wurden die Gruppen im Abstand von fünf Minuten. Schon nach der Hälfte der Strecke hatten die Schlauchreifenfahrer die Vorgabe der anderen eingeholt. Ein Zeichen dafür, wie überlegen die Schlauchvariante war.
Im März 1924 gründete sich ein Radsportverband des Grenzlandgaues, dem sich neben der „Staubwolke“ Hinsbeck auch die Vereine „Wind“ Lobberich, „Immer schnell“ Grefrath, „All Heil“ Kempen, Radsportclub 1922 Kempen, „Uda“ Oedt, „Rheinland“ St. Tönis, „Germania“ St. Tönis und „All Heil“ Süchteln anschlossen. Vorsitzender wurde Herr Schöny aus Lobberich, der Hinsbecker Vorsitzende Peter Kall wurde Mitglied des Vorstands. Nachdem 1924 wegen der Inflation die Rennen ausgefallen waren, fanden in den folgenden Jahren wieder alljährlich Rennen des Radfahrvereins „Staubwolke“ statt. Zum Stiftungsfest 1925, dass der Verein mit einer Standarten-Weihe verband, führten die Radsportvereine des Kreises Kempen Bundessternfahren nach Hinsbeck durch, wo sie durch eine mit Preisen bedachte Blumenkorsofahrt zur Verschönerung des Festes beitrugen.
Wie lange der Radfahrverein „Staubwolke“ bestand, ist nicht bekannt. Die letzte Meldung über den Verein stammt vom Juli 1929, wo er die Bezirksmeisterschaften des Bezirks Kempen im Bund Deutscher Radfahrer (BRD) organisierte. Leider war die Veranstaltung stark verregnet, sodass sie wohl ausfiel. In den Folgejahren ist auch von den Radsportvereinen der anderen Orte kein Hinweis in der Presse mehr zu finden. Anscheinend ruhte das gesamte Radsport-Vereinswesen.