Freiwillige Feuerwehr in der Stadt Nettetal Der neue Chef will in Nettetal bald eine Kinderfeuerwehr gründen

Nettetal · Der langjährige Chef der Nettetaler Feuerwehren Leo Thoenissen wurde in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger Markus Jansen ist jetzt seit 40 Tagen im Amt.

Markus Jansen ist seit 40 Tagen Feuerwehrchef. Im Hintergrund ist das neue Drehleiter-Fahrzeug zu sehen. Das neue Fahrzeug wird am Tag der offenen Tür am 15. September offiziell in den Dienst gestellt. Foto: Heribert Brinkmann

Foto: heribert Brinkmann/heribert brinkmann

Viele Nettetaler Feuerwehrleute arbeiten heute außerhalb in einem anderen Ort. Die Auspendler stehen tagsüber nicht oder nur eingeschränkt für den Dienst in der Feuerwehr zur Verfügung. Die Tagesverfügbarkeit von genügend Kräften ist für viele freiwillige Feuerwehren eine große Herausforderung. Denn die Leistungsfähigkeit muss erhalten bleiben. In Nettetal gibt es deshalb seit drei Monaten eine Tagesverfügbarkeitsstaffel, die bei Einsätzen am Tag mitalarmiert wird.

Auch wenn er erst 40 Tage im Amt des Feuerwehrchefs ist, kann Markus Jansen dazu bereits ein gutes Fazit ziehen. Der Neue ist ein langjähriger Feuerwehrmann. Der noch 38-Jährige - am 18. Juli hat er Geburtstag - ist verheiratet und hat eine einjährige Tochter. Geboren ist er in Geldern und in Rheurdt aufgewachsen. Dort war er auch bis 2021 bei der Feuerwehr engagiert, von der Jugendfeuerwehr an insgesamt 26 Jahre, Dann zog er nach Lobberich ins Sassenfeld. Er arbeitet bei der Bezirksregierung Düsseldorf im Dezernat 21, ordnungsrechtliche Angelegenheiten. Zum Glück kann er überwiegend im Homeoffice arbeiten, außerdem ist er zwei Tage in der Woche für die Feuerwehr freigestellt.

Mit 430 Kräften - von der Jugend bis zu den Musikzügen - ist Nettetal eine große Feuerwehr. Mit Blick auf den Brandschutzbedarfsplan spricht Jansen voller Ehrfurcht von einer „großen Feuerwehr mit großen Aufgaben.“ Außer der Aufgabe, die Wehr zu leiten, sieht er sich auch als Bindeglied zwischen Feuerwehr, Politik und Rathaus. Auch plant er, in Nettetal eine Kinderfeuerwehr aufzubauen, um schon den Nachwuchs mit sechs Jahr abzuholen. In der Nachbarschaft haben bereits Kempen und Straelen erfolgreich eine Kinderfeuerwehr etabliert.

Die Kinderfeuerwehr ist vielleicht noch ein Kinderspiel, schwieriger wird es, die Ansätze, die sich aus dem Brandschutzbedarfsplan ergeben, umzusetzen. Jansen beschäftigt sich mit dem Raumbedarf. Die Feuerwachen in Leuth und Lobberich sollen neu gebaut werden, weil die alten zu klein werden. Also müssten erst einmal passende Grundstücke gefunden werden und der Bau finanziert werden. Für die Feuerwache Leuth sieht er in den nächsten vier bis sechs Jahren einen Finanzierungsbedarf von fünf Millionen auf die Stadt zukommen, für die Wache Lobberich in den nächsten sechs bis zehn Jahren rund 16 Millionen Euro. In beiden bisherigen Feuerwache fehlen massiv Stellplätze, ebenso Übungsflächen und Abstellplätze für die Pkw der Einsatzkräfte.

Die Technik wandelt sich, die Aufgaben auch. Das Stadtgebiet mit dem Grenzwald und der Autobahn stellt besondere Anforderungen an die Feuerwehr. Waldbrände sind eine große Herausforderung. Ebenso Unfälle auf der Autobahn. Dort gibt es keine Hydranten, also muss zu Einsätzen auf der A61 mehr Wasser mitgeführt werden. Beim Brand von E-Autos muss anders gelöscht werden als bei herkömmlichen Autos. Die größte Herausforderung ist aber die Manpower. Dazu kommt auch Kritik mancher Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter gerne zu Bränden weglassen, aber beim Beseitigen von Ölspuren am Tag moppern.

Durch den vorbeugenden Brandschutz hat die Zahl der Brände eher abgenommen. Die technische Hilfe etwa bei Unfällen überwiegt die Zahl der Einsätze. Hinzu kommen auch immer mehr Einsätze bei Starkregen oder Stürmen. Nicht zu vergessen die Tierrettung oder eine hilflose Person in ihrer Wohnung. Für den Rettungsdienst rückt die Feuerwehr an, um die Tür zu öffnen oder hilft mit, übergewichtige Patienten zu transportieren.

Der Forderung, nach der Alarmierung in spätestens acht Minuten mit ersten Kräften am Brand- oder Unfallort zu sein, kommt die Freiwillige Feuerwehr in über 90 Prozent der Fälle nach, sagt Markus Jansen. Sorge macht ihm der demographische Wandel. Der Zuwachs an neuen Mitgliedern sei zwar sehr gut, aber in den nächsten fünf Jahren würden sehr viele Führungskräfte aus Altersgründen ausscheiden, Die Feuerwehr ist ein Ehrenamt, und auch die Fortbildung in den zahlreichen Kursen in der Freizeit ist eine zeitintensive Angelegenheit.