Lauter Knall mitten im Transport E-Auto fängt Feuer bei Quarantäne-Einrichtung in Nettetal
Nettetal/Duisburg · In einem Betrieb für verunfallte E-Autos hat eine Lithium-Ionen-Zelle gebrannt. Leiter Joachim Broetzmann erklärt, warum das keine Überraschung für sein Team war – und räumt mit einem gängigen Mythos über Elektrofahrzeuge auf.
Gegen 3.30 Uhr in der Nacht zum Dienstag, 2. Juli, brannten in Duisburg fünf Autos. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Eines dieser Fahrzeuge war ein Elektroauto, deshalb wurde Joachim Broetzmann eingeschaltet. Denn zu ihm bringen die Polizei Düsseldorf und Duisburg die E-Autos in solchen Fällen. „Um fünf Uhr ging bei uns das Telefon“, sagt er. Das Auto wurde dann in einem Wasserbecken zu seinem Betrieb in Nettetal geliefert – warum in einem Wasserbecken, dazu gleich mehr.
Broetzmanns Firma arbeitet mit dem Abschleppdienst Bröker zusammen und bietet in Nettetal „Quarantäneflächen“ für Unfallwagen an. Der Zweck: Verunfallte E-Autos sicher bergen. Denn nach einem Unfall besteht weiterhin noch ein Risiko, dass der Akku Feuer fängt.
Während bei brennendem Treibstoff meistens Löschschaum benutzt wird, ist bei E-Autos Wasser das geeignete Mittel. Außerdem werden bei Quarantäneflächen Umweltplatten mit speziellen Sensoren eingesetzt, damit Substanzen aus den Batterien nicht in das Grundwasser gelangen und das Löschwasser ordnungsgemäß abgeführt wird.
2022 wurden die Quarantäneflächen angelegt, jetzt läuft der Betrieb seit rund einem Jahr. Aber einen Vorfall wie am Dienstagmorgen habe es dort noch nicht gegeben, so Broetzmann. Um 8.50 Uhr sei der Unfallwagen in Nettetal angekommen. Dann musste er von dem Wasserbad des Abschleppunternehmens in das Wasserbad der Quarantänefläche transportiert werden. „Dabei gab es plötzlich einen lauten Knall – eine Lithium-Ionen-Zelle explodierte“, beschreibt Broetzmann das Feuer an der Batterie.
Genau auf solche Fälle ist sein Team vorbereitet. Der Kfz-Sachverständige sagt weiter, man habe den Wagen dann umgehend in das eigene Wasserbecken getaucht und anschließend für Temperaturmessungen wieder heraus geholt: „Wir messen die Temperaturen an markanten Punkten, wie Ladesteckdose oder dem Akku, zu verschiedenen Zeitpunkten, um das Brandrisiko einzuschätzen.“
Als das Auto aus dem Wasser gehoben wurde, war die Flamme an der Batterie allerdings noch da – sie brannte auch unter Wasser weiter. Es war eine kleine Flamme, doch wenn das Fahrzeug wie ein Verbrenner behandelt worden wäre und auf einem normalen Abstellplatz gestanden hätte, dann hätte es nach fünf bis zehn Minuten in Vollbrand gestanden, so die Einschätzung des Fachmanns. „Deshalb betreiben wir den ganzen Aufwand mit den Wasserbecken, merkt Broetzmann an und sagt weiter: „Stellen Sie sich mal vor, das passiert während des Transports durch den Abschleppwagen auf der Autobahn, und dann fährt zufällig noch ein Tanklaster nebenher.“
Kein Grund für den hohen Aufwand sei hingegen, dass E-Autos besonders häufig brennen würden – das ist ein Mythos. Auch Broetzmann verwehrt sich ausdrücklich dagegen. Man müsse lediglich anders mit E-Autos umgehen, denn einmal löschen reiche wegen der verbleibenden Energie im Akku möglicherweise nicht. „Das Risiko auf einen Brand ist bei E-Autos nicht höher, als bei anderen Fahrzeugen“, stellt er klar.
Broetzmanns Firma schult auch das Personal von Feuerwehr und Polizei für den besonderen Umfang mit Elektrofahrzeugen. Laut Deutschem Feuerwehrverband ist das eigene Anschaffen von Wasserbädern nicht praktikabel, für Abschleppunternehmen hingegen könnten sie ein sinnvolles Instrument sein.
Fahrer von E-Autos sollten hingegen nach einem Unfall keinesfalls versuchen, selbst Schritte einzuleiten und lieber das Löschen den Profis überlassen. Richtig ist: Aussteigen, Personen sichern und vom Fahrzeug entfernen – und zwar seitlich hinter das Fahrzeug, denn wer sich vor den Wagen stellt, ist potenziell noch in Gefahr, wenn dieser durch einen Auffahrunfall nach vorne gestoßen wird.
Das E-Auto von Dienstagmorgen wird jetzt noch mindestens 72 Stunden im Wasserbecken bleiben, um die Batterie herunterzukühlen. Dann wird die Temperatur erneut gemessen. Sobald kein Brandrisiko mehr besteht, kann das Fahrzeug dann wie ein normaler Unfallwagen behandelt werden.