Start-up Artitree in Nettetal Der künstliche Weihnachtsbaum soll Europa erobern

Nettetal-Lobberich · Kinder freuen sich über das, was der Weihnachtsmann bringt. Die Gründer des Unternehmens Artitree freuen sich über das, was ihre künstlichen Weihnachtsbäume einbringen. Das Start-up expandiert.

Jan Götte, Michael Weyers und Björn Götte (v. l.) bieten mittlerweile Weihnachtsbäume in diversen Größen, mit Schnee-Optik und LED-Lichterketten an.

Foto: Holger Hintzen

Computer-Giganten starten ihre Unternehmens-Karriere in Garagen – so will es das Klischee. Im Fall von Artitree war es keine Garage, sondern ein Kaminzimmer, in denen das Nettetaler Unternehmen seine ersten Schritte gemacht hat. So nennt jedenfalls Michael Weyers den Raum an der Lobbericher Straße bei Dornbusch, in dem er gemeinsam mit Jan und Björn Götte Besuchern noch vor einem Jahr das Konzept und das Produkt ihres damals frisch gegründeten Unternehmens vorstellten. Ein Ort, der nicht nur Raum, sondern auch Bezug zum Thema bot, um das es geht. Weyers verkauft an der Lobbericher Straße seit vielen Jahren gegen Jahresende Weihnachtsbäume. Und gut gewachsene Nordmanntannen standen quasi Modell für das, was Artitree zu bieten hat: künstliche Weihnachtsbäume aus Polyethylen, die einfach zusammenzustecken und wieder auseinanderzunehmen sind und über viele Jahre wiederverwendet werden sollen. Der künstliche Baum – englisch: „Artificial Tree“ und kurz „Artitree“ – hat offenbar eingeschlagen. Das junge Unternehmen führt seine Bäume inzwischen in einem Showroom in Lobberich vor, wo es sich auch Platz für fünf Mitarbeiter gemietet hat, die jetzt an Bord sind.

„Dass das so gut laufen würde, hatten wir anfangs auch nicht gedacht“, sagt Weyers, der mit 37 Jahren der Senior ist. Die beiden Geschäftsführer Jan und Björn Götte sind Cousins und gerade mal 26 Jahre alt. Jan Götte hat sich nach Ende eines Dualen Studiums voll auf Artitree konzentriert, auch für seinen Cousin ist das Unternehmen ein Fulltime-Job. Und keiner mit einer 35-Stunden-Woche. Die Firmengründer sind viel in Deutschland unterwegs. Abends um 23 Uhr heimkommen, morgens um 4 Uhr wieder aufstehen, weil es woanders hingeht – nicht ungewöhnlich. „Aber es macht auch Spaß“, sagt Jan Götte. Mit Leidenschaft dabei zu sein, sei unabdingbar, will man ein Start-up zum Erfolg bringen, darin sind sich die Cousins und Weyers einig. „Du musst alles reinschmeißen, sonst gibt das nichts“, sagt der Senior.

Der volle Einsatz hat sich offenbar bis jetzt gelohnt. Artitree hat nicht nur Mitarbeiter eingestellt, es ist auch dabei, das Vertriebsnetz auszudehnen. Anfangs waren zwei Baumversionen – eine 80 Zentimeter hohe Variante und eine mit 180 Zentimetern – nur online über einen eigenen Webshop, bei Amazon und in einem Supermarkt in Nettetal erhältlich. Nunmehr berichten die Firmen-Chefs, seien Verträge unterschrieben, die die Bäume deutschlandweit in den Einzelhandel bringen. Viel mehr dürften sie im Moment aber noch nicht verraten.

Auf diese Weise können noch größere und vielleicht auch nicht so online-affine Kundenkreise erschlossen werden. Wenn die Bäume in Geschäften stehen, geht auch ein Wunsch in Erfüllung, den etliche Kunden geäußert haben: Man würde die Bäume doch gerne mal „live“ betrachten können, am besten vor dem Kauf. Diese Möglichkeit bietet Artitree nun in einem Showroom an der Straße Wevelinghoven in Lobberich. Es gab schon Kunden, die vier Stunden Fahrt dorthin auf sich nahmen, um sich von der Qualität des Artitrees ein Bild zu machen.

Das Team ist gewachsen: Zu Artitree gehören heute (v. l. ) Niklas Götte, Jan Götte, Björn Götte, Michael Weyers und Haytham Isamail, Pauline Bretones und Ronja Götte.

Foto: Artitree

Was sich auch verändert hat: Aus zwei künstlichen Bäumen ist eine ganze Produktpalette mit mehr als 30 Kreationen entstanden. Inzwischen gibt es Bäume in Schnee-Optik, mit Lichterketten, die aus auswechselbaren LEDs bestehen und auf verschiedene Weise leuchten und blinken können, es gibt Bäume in diversen Größen und es besteht die Möglichkeit, auf besonderen Wunsch vom Produktionspartner in China auch Bauteile für Bäume von bis 4,50 Metern Höhe zu beziehen – wahre Weihnachtsbaum-Watzmänner also. Kränze und Türgirlanden in Tannenzweig-Optik gehören nun auch zum Sortiment. Eine Expansion in andere europäische Länder steht auf der Agenda der Firmen-Chefs vorstellen, nicht aber, statt Tannen einmal künstliche Kirschbäume oder Ähnliches zu fertigen. „Wir wollen die besten Anbieter im Segment künstlicher Weihnachtsbaum sein“, sagt Björn Götte. Punkt.