Wissenschaftsgeschichte in Hinsbeck Ein frühes wissenschaftliches Institut an den Seen

Nettetal · 1928 gründete sich die „Limnologische Station Niederrhein, Hinsbeck, Haus Bey“. Sie war damit ein Vorgänger der heutigen Biologischen Station. Doch schon 1935 zogen die Wissenschaftler nach Krefeld um.

Zwei Mitarbeiter der Limnologischen Station Niederrhein auf dem Glabbacher Bruch, etwa 1932.

Foto: Heinz Koch

Schon weit vor der Gründung der Biologischen Station Krickenbecker Seen 1988 befand sich an den Seen eine naturwissenschaftliche Station. Im Mai 1928 wurde im Herrenhaus von Haus Bey, unterstützt von Universitäten, Forschungsinstituten und Behörden, die „Limnologische Station Niederrhein, Hinsbeck, Haus Bey“ eröffnet. Die Limnologie ist die Wissenschaft vom Leben in den Binnengewässern. Ihr Arbeitsgebiet war der Raum des linken Niederrheins von der Erft nordwärts bis zur holländischen Grenze.

Im Gästebuch der Einweihungsfeier haben sich 47 Teilnehmer verewigt. Darunter sind viele Wissenschaftler sowie als offizielle Vertreter der Bürgermeister von Hinsbeck, Nikolaus Roth, sowie der Unternehmer Beckerath, Unterstützer der Station aus Krefeld. Die Festrede hielt Professor August Thienemann, Direktor der Biologischen Station in Plön. Erster Leiter wurde Dr. Hans Schmidt (Krefeld), Vorsitzender der Hydrologischen Vereinigung Niederrhein. Ihm folgten im Oktober 1930 Dr. Ulrich Steusloff und im Herbst 1933 Dr. Wilhelm Schneider.

Das Herrenhaus wurde entsprechend den neuen Erfordernissen umgestaltet. Dr. Hans Schmidt berichtete 1929: „Die Station liegt in der Nähe der größten und schönsten niederrheinischen Teichgewässer, der sogenannten ‚Krickenbecker Seen‘. … Im unteren Geschoß befinden sich Apparateraum, Dunkelkammer, Garage, im nächsten Geschoß zwei Laboratorien, ein Bibliothekszimmer und ein kleinerer Arbeitsraum. Das dritte Stockwerk enthält vier Schlafräume, ein Badezimmer und ein kleines Wohnzimmer. Elektrisches Licht und Wasserleitung befinden sich im Hause. In den Laboratorien sind zwölf Arbeitsplätze vorhanden. Während der jährlich stattfindenden limnologischen Kurse für Naturwissenschaftler und Studenten benachbarter Universitäten können für 24 Teilnehmer Arbeitsplätze eingerichtet werden.“

Wie aus dem Gästebuch hervorgeht, erfreute sich die Station starken Zuspruchs und großer Anerkennung von Gästen aus aller Welt. Zum Arbeitspensum gehörten die hydrobiologischen Kurse für die zoologischen Institute der Universitäten Bonn und Köln. Trotz der allgemein positiven Resonanz und vielerlei Unterstützung zeigte sich aber bald, dass eine solche Station auf Dauer einen ständig vor Ort tätigen Leiter benötigte. Außerdem war die Station unter den seinerzeitigen Verkehrsbedingungen sehr schlecht zu erreichen. Daher wurde sie im Januar 1935 nach Krefeld zum Hülser Berg verlegt.

Der letzte Eintrag im Gästebuch datiert vom 21. August 1934: „Zum letzten Male hat die jährliche Bonner Exkursion nach Haus Bey stattgefunden. Es ist wohl keiner unter den Teilnehmern, der nicht bedauert, dass sie in Zukunft nicht mehr weilen und forschen können. Alle empfinden, dass der Naturschutzgedanke nicht wirksamer gefördert werden kann als durch wissenschaftliche Forschertätigkeit jedes einzelnen Studenten an einer so unberührten Stelle in freier Natur. – H. Wurmbach (Ordinarius für Zoologie an der Universität Bonn)“. Im Archiv des Landschaftsverbandes wird für die Limnologische Station der Zeitraum 1927 bis 1944 angegeben.