Aufruf zu mehr Selbsthilfe Feuerwehr Nettetal brach viele Einsätze bei Unwetter ab

Nettetal · Beim heftigen Unwetter Anfang Mai hatte die Feuerwehr alle Hände voll zu tun – und konnte oder brauchte in etwa bei der Hälfte aller Hilferufe gar nicht zu helfen. Das geht aus einer Bilanz der Stadtverwaltung hervor.

Das Umfel der Bahnunterführung Schmaxbruch in Bieth war bei dem Unwetter Anfang Mai besonders vom Starkregen betroffen.

Foto: Stadt Nettetal

Es war ein Unwetter, wie es die Nettetaler schon lange nicht erlebt hatten, und auch für die Freiwillige Feuerwehr in der Stadt bedeutete die Nacht zum 3. Mai Ausnahmezustand. Weil ungewöhnlich starker Regen auf Nettetal niederging, wurden die Löschzüge in insgesamt 181 Fällen alarmiert und zu Hilfe gerufen. Eine Zahl, die binnen Kurzem nicht zu bewältigen ist – und in etlichen Fällen eigentlich auch gar nicht bewältigt werden musste.

Das geht zumindest aus einem Bericht hervor, den die Stadtverwaltung für den Hauptausschuss des Rates erarbeitet hat. Darin heißt es: „In rund 50 Prozent der Alarmierungen, in denen es um ,Eingedrungenes Wasser in private Gebäude’ ging, konnten Maßnahmen durch die Feuerwehr vor Ort überhaupt nicht getroffen werden. Größtenteils war der Wasserstand in den jeweiligen Gebäuden für den Einsatz der bei der Feuerwehr vorgehaltenen (großen) Tauchpumpen schlicht zu niedrig. Teilweise hatten sich Gebäudeeigentümer und –bewohner bei Eintreffen der Feuerwehr auch bereits mit eigenen Pumpen beholfen, so dass ein Einsatz der Feuerwehr schlussendlich nicht mehr nötig war und abgebrochen wurde.“

Sollen Bürger also beim nächsten Problem darauf verzichten, die Feuerwehr zu rufen? So will die Stadt das natürlich nicht verstanden sehen. Aber sie hielte es schon für gut, wenn sich Bürger für Notfälle wappneten, um sich bei kleineren Problemen im Ernstfall auch selbst schon helfen zu können. Oder, wie es die Stadt in dem Bericht selbst ausdrückt: „Eine gelungene Selbsthilfe etwa bei niederschwelligem Wassereinbruch im eigenen Haus führt dementsprechend durch entsprechende Vorbereitungen jedes Einzelnen nicht nur zu einer bestmöglichen Lösung des konkreten Problems vor Ort, sondern auch zu einer erheblichen Entlastung des Einsatzgeschehens und damit der im Einsatz befindlichen Rettungskräfte selbst. Selbstverständlich soll dieser Appell zur Selbsthilfe niemanden davon abhalten, ausnahmslos in jedem persönlichen Zweifelsfalle umgehend Rettungskräfte zu alarmieren.“

In Ausnahmesituationen wie beim Unwetter Anfang Mai sind die knapp über 220 Feuerwehrleute in der Stadt extrem gefordert. Aber auch bei normalen Lagen macht sich nicht selten bemerkbar, dass etliche der Freiwilligen tagsüber berufsbedingt nicht in Nettetal sind und zum Löschen bei Bränden so schnell nicht zur Verfügung stehen. Eine spezielle Tagesbereitschaft-Truppe, die sich um kleinere, wenig personalintensive Einsätze kümmert, ist eine Idee, wie die Stadt das Problem lösen oder zumindest entschärfen will. Aber auch da verfolgt sie das Ziel, durch Aufklärung der Bevölkerung über Vorbeugung und Verhütung von Bränden den Bedarf an Einsätzen der Feuerwehr zu senken.

Der Bericht für den Hauptausschuss ist auch eine Antwort auf eine Anfrage der CDU. Diese hatte sich nach dem Unwetter bei der Stadt unter anderem erkundigt, ob womöglich die Deutsche Bahn beim Umbau der Bahnunterführung in Bieth Fehler gemacht habe. Fehler, die dafür verantwortlich sein könnten, dass in diesem Areal sehr viel Regenwasser in die Siedlung an der Unterführung abgeflossen sei und Schäden verursacht habe. Vor dem Umbau der Eisenbahnüberführung im Jahr 2022 habe es eine enge Abstimmung zwischen Deutscher Bahn und Stadtverwaltung über die Ausführung gegeben, sagt die Stadt. Und: „Die Höhenlage der Straße bzw. des Wirtschaftsweges wurde nicht verändert, lediglich die Durchfahrtsbreite und Durchfahrtshöhe wurden vergrößert. Der Abfluss von Oberflächenwasser der Verkehrsfläche mittels eines Straßeneinlaufs von anfallendem Oberflächenwasser im Bereich des Bauwerkes wurde ebenfalls nicht verändert.“ Zwar habe die Stadt den Einbau einer falschen Asphaltsorte bemängelt, die dann von der Bahn erneuert werden musste. Ein Planungsfehler liege aus Sicht der städtischen Tiefbauabteilung jedoch nicht vor, befindet die Stadt. Mithin könne auch niemand für den Wasserabfluss zur Verantwortung gezogen werden.