Aktion in Nettetal Gedenktafel am ehemaligen Synagogen-Standort ist aufgestellt

Nettetal-Kaldenkirchen · Erinnerung an ein schreckliches Geschehen vor 85 Jahren, aber auch ein „Mahnung sein, Unrecht unserer Tage zu sehen, beim Namen zu nennen und zu bekämpfen“ – diesen Zweck soll die Tafel haben, die jetzt am Standort der ehemaligen Synagoge in Kaldenkirchen aufgestellt worden ist.

Bei der „Übergabe“ der Gedenktafel sprach nicht nur Elvire Kückemanns, auch Schüler lieferten Beiträge.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Das wünscht sich zumindest Elvire Kückemanns, Vorsitzende des Kaldenkirchener Bürgervereins. Sie hatte sich dafür eingesetzt, dass der bis dahin zum Teil als Parkplatz genutzte einstige Synagogenstandort würdiger gestaltet wird. Die Neugestaltung des Platzes hat die Stadt übernommen, um die jetzt aufgestellte Gedenktafel hat sich der Bürgerverein gekümmert.

Besonders gefreut hat Kückemanns, dass sich auch Schüler der Gesamtschule Nettetal für dieses Thema interessiert und bei der offiziellen „Übergabe“ der Gedenktafel Beiträge geliefert haben. Zumal über die Verfolgung und Ermordung der Juden in Kückemanns eigener Jugend kaum gesprochen wurde. „Ich habe das Wort Holocaust damals nie gehört. Darüber wurde geschwiegen“, sagt sie. Kückemanns kann sich aber noch gut daran erinnern, dass sie früher jeden Tag auf dem Weg zur Schule an den erst Anfang der 1960-er Jahre abgerissenen Überresten der Synagoge vorbeigegangen ist. Ein Zeugnis des totgeschwiegenen Geschehens am 10. November 1938, als Kaldenkirchener SA-Männer den Dachstuhl der Synagoge zum Einsturz brachten, war also noch lange unübersehbar vorhanden.

„Die Zerstörung der Synagoge und der Wohnungen und Geschäfte geht eindeutig zu Lasten einer kleinen Gruppe namentlich bekannter SA-Leute. Sie waren die Täter – nicht die Kaldenkirchener Bevölkerung“, sagte Kückemanns bei der Übergabe der Tafel. Und sie fügte hinzu: „Aber man kann den Kaldenkirchenern nicht bescheinigen, dass sie aufgestanden wären und verhindert hätten, dass jüdische Frauen und Männer, Kinder und Greise 1941 und 1942 nach Riga und Theresienstadt abtransportiert wurden. Man verhielt sich hier so, wie man sich wohl überall verhielt: stillschweigend in einer unglücklichen Mischung aus Angst, Feigheit und vor allem aus Scham.“