Nettetaler Ehepaar erlebt Anschläge in Paris hautnah mit

Dietmar Gross und Ellen Bader-Gross besuchten das Fußball-Länderspiel und gerieten zwei Mal in eine Massenpanik.

Foto: Bader

Kreis Viersen. „Die Liebe zu Frankreich, die Liebe zum Sport lasse ich mir nicht nehmen. Ich werde 2016 beim Halbmarathon in Berlin und Amsterdam starten — und ich besuche wie jedes Jahr den Weihnachtsmarkt in Köln.“ Was Ellen Bader-Gross (49) sagt, mag zunächst nicht überraschen. Ihre Worte erhalten aber nach den Terroranschlägen am 13. November in Paris eine außergewöhnliche Bedeutung. Mit ihrem Mann Dietmar Gross (59) hat sie die Explosionen am Stade de France erlebt.

„Wir hatten ein schönes Wochenende in Paris geplant und haben uns auf den Besuch des Freundschaftsspiels Deutschland gegen Frankreich gefreut“, schildert Gross. Der 59-Jährige, seit 30 Jahren mit „Gross Laufshop“ selbstständig, hat schon mehrfach Länderspiele live verfolgt — unsicher hat er sich dabei nie gefühlt. So war es zunächst auch am 13. November.

Nach 20 Minuten gab es die erste Detonation, das Paar spürte sie direkt hinter seinem Block. „Für einen Böller war die Explosion zu stark, wir haben die Druckwelle wahrgenommen“, sagt der Nettetaler. Erst, als die zweite Bombe gezündet wurde und als Dietmar Gross verfolgen konnte, dass Staatspräsident Francois Hollande das Stadion verließ, ahnte er: „Da ist etwas Schlimmes passiert.“ Ihre Freunde Désirée und Arnaud, die den Abend zuhause im Norden Frankreichs verbrachten, wussten da bereits, in welcher Gefahr sich das Paar befand. „Mein Mann hatte im Radio eine Sondermeldung gehört“, so Désirée. Voller Sorge schickten sie eine Nachricht aufs Handy: „Passt gut auf Euch auf.“

Ellen Bader-Gross und Dietmar Gross wurden nach dem Abpfiff zunächst aus der Arena geführt: „Wir waren schon fast aus dem Stadion, als eine Massenpanik ausbrach“, sagt Gross. Er und seine Frau wurden getrennt; sie lief die Treppen hoch, er geradeaus: „Wir standen unter Schock“. Erst außerhalb des Stadions wurden sie sich der tödlichen Gefahr bewusst: „Überall standen schwer bewaffnete Polizisten, die uns zur Metro führten“, so Gross. „Wir glaubten, in Sicherheit zu sein, fuhren aber zum Gare du Nord, in Richtung des eigentlichen Zentrums des Massakers. Dort fühlten wir nach einer erneuten Massenpanik, zwei Mal um unser Leben laufen zu müssen“, schildert Bader-Gross. Beide leiden jetzt noch unter Flashbacks. Wie sie das Erlebte verarbeiten wollen: „Laufen, an der frischen Luft sein und das Schöne der Welt betrachten“.