Nettetaler feiern mit Flüchtlingen

Die Flüchtlingshilfe hat mit dem neugebildeten Förderverein zum Familienfest auf der Hinsbecker Heide eingeladen.

Foto: Busch

Nettetal. Auf der Hinsbecker Heide fand am Samstag ein Familienfest für Flüchtlinge aus Nettetal statt. Die meist aus Nettetal kommenden Besucher fanden schnell Kontakt und kamen anfangs noch zögerlich, später in englischer Sprache oder seitens der Flüchtlinge in gebrochenem Deutsch ins Gespräch. Mancher Nettetaler war erstaunt, wie gut die Frauen und Männer bereits die deutsche Sprache beherrschen.

Die Nettetaler Flüchtlingshilfe hatte mit dem neugebildeten Förderverein in Zusammenarbeit mit dem Integrationsrat der Stadt zum dem Familienfest eingeladen, „um ein Stück Willkommenkultur zu leben und zu erfahren“, wie Beate Engelke von der Flüchtlingshilfe erklärte. Für alle standen vielfältige Darbietungen beim Familienfest bereit. Die Nettetaler Kindergärten „KinderReich“, die evangelische Kindertagesstätte Löwenzahn und das Familienzentrum des DRK in Lobberich, hatten dazu ein großes Spielangebot für Kinder zusammengetragen. Die Hauptschule Kaldenkirchen, die Nettetaler Gesamtschule, der Löschzug der freiwilligen Feuerwehr Hinsbeck sowie viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer hatten verschiedene Aktionen, wie beispielsweise einen Trommelworkshop auf die Beine gestellt.

Die Flüchtlinge selbst hatten landestypische Spezialitäten zubereitet, die zum Probieren einluden. Im Mittelpunkt des Festes stand der Sponsorenlauf, zu dem sich nahezu 80 Teilnehmer angemeldet hatten. Drei und sechs Runden um den Aussichtsturm gab es zu bewältigen, die Teilnehmer wurden nach jeder Runde von den Besuchern auf der Heide frenetisch angespornt.

Unter den Läufern auch Hamse Mohammed, der mit seinen neuen somalischen Freunden sogar zu einem Marathon um den Aussichtsturm antrat. Seine Miene verdunkelt sich immer wieder, wenn er von seiner Flucht aus Somalia erzählt. Neun Monate dauerte der Fußweg von Somalia nach Libyen. Dort bestieg er mit 100 anderen Flüchtlingen ein Boot Richtung Italien, doch kurz hinter der Küste kenterte das Boot und ging unter. „There was no help“, so Hamse Mohammed. Mit dem Boot gingen 75 der mitgefahren Flüchtlinge unter, er hatte Glück und wurde mit anderen 25 Flüchtlingen von der Küstenwache gerettet. Zurück in Libyen startete er den nächsten Versuch, über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen. „No water to drink, no life jacket“, so Mohammed. Im zweiten Boot gelang die Überfahrt nach Italien, von dort aus ging es per Zug nach Deutschland. Nach weiteren drei Monaten landete er in Nettetal, wo er jetzt eine neue Bleibe gefunden hat und sogar bei Rhenania Hinsbeck Fußball spielt. Das Ganze liegt jetzt schon einige Monate zurück, den Kontakt zu seiner Familie hält er über das Handy aufrecht. Was das Beste in Deutschland sei? „Peace“, sagt er und gibt dabei ein kleines Lächeln preis.