Verkehr in Nettetal Nicht nur Fahrradstraßen – welche Pläne die Stadt sonst noch hegt

Nettetal · Ein Stück der Wevelinghover Straße zur Fahrradstraße machen – dieses Vorhaben der Stadt ist auf Proteste gestoßen. Vorgesehen ist es im Mobilitätskonzept für Nettetal. Darin geht es um noch viel mehr als Fahrradstraßen.

Am Bahnradweg am De Wittsee bekamen Radfahrer an diesem Knotenpunkt jetzt Vorfahrt eingeräumt.

Foto: Stadt Nettetal

Es war kein Glücksgriff, sich für die erste Fahrradstraße Nettetals die Umgestaltung eines zentrumsnahen Stücks der Wevelinghover Straße in Lobberich auszuwählen. Dass im Zuge dieser Maßnahme etliche Parkplätze verloren gehen sollen, hat Proteste von Anwohnern und an der Straße ansässigen Dienstleistern provoziert. Eine Reaktion, die in dieser geballten Form bei der als zweite Fahrrad-Vorrang-Straße auserkorenen Oberen Färberstraße bislang ausgeblieben ist. Mehr als 900 gesammelten Unterschriften gegen das Vorhaben an der Wevelinghover Straße machen deutlich: Es kann nicht ohne Konflikte abgehen, will man die Vorlieben der Nettetaler bei der Wahl eines Verkehrsmittels langfristig etwas verändern.

Doch genau darauf zielt das Ende Dezember 2022 vom Stadtrat mit großer Mehrheit verabschiedete Mobilitätskonzept. Nutzen die Nettetaler bislang, wenn sie sich von A nach B bewegen wollen, in knapp über 60 Prozent der Fälle dafür das Auto, sollen sie es Mitte der 2030-er Jahre in nur noch 45 Prozent der Fälle tun – und stattdessen öfter öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad nutzen oder zu Fuß gehen. Folgerichtig hat sich das Mobilitätskonzept nicht nur mit Radfahren oder gar nur mit Fahrradstraßen beschäftigt. Es stelle „eine ganzheitliche Strategie dar, die alle Verkehrsmittel sowie die kommunalen mobilitätsrelevanten Aktivitäten einbezieht“, sagt die Stadtverwaltung.

In der Tat: In einer langen Liste möglicher Maßnahmen tauchen beispielsweise für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) Ideen auf wie „Einrichtung Bushaltepunkt“ – etwa in Breyell Natt oder an der Grefrather Straße/Büschen in Hinsbeck – oder für etliche Straßen in der Stadt „Anpassung von Linienwegen“, will heißen: bessere Streckenführung bestehender Buslinien. Allerdings weist die Stadt dabei auch auf einen Pferdefuß hin: „Das Handlungsfeld ÖPNV besitzt die Besonderheit, dass die Stadt Nettetal keinen direkten Einfluss auf den konventionellen Linienverkehr hat; die Verantwortung liegt beim Kreis Viersen. Alle Vorschläge, die im Rahmen des Konzepts entwickelt wurden, müssen demnach durch die Stadt Nettetal mit dem Kreis Viersen abgestimmt werden.“

Ein weiteres Maßnahmenbündel beschäftigt sich mit dem Wirtschafts- und Güterverkehr. Es soll Wege weisen, wie das steigende Paket- und Güteraufkommen „verträglicher mit den Ansprüchen an Lebensqualität, Lärmschutz und Verkehrssicherheit zu gestalten“ sein könnte. Dazu gehören etwa die Beschränkung von Lieferzeiten, die Einrichtung von Ladezonen für den Wirtschaftsverkehr, aber auch mehr Packstationen, an denen Verbraucher den Umschlag von Paketen aus dem Versand- und Onlinehandel regeln können – damit Lieferfahrzeuge nicht viel umfangreichere Touren bis in den letzten Winkel eines Wohngebiets machen müssen. Eine solche Station steht beispielsweise für den Bereich am Hinsbecker Markt auf der Ideen-Liste, nebst einer Ladestation für Elektrofahrzeuge an der Johannesstraße. Schließlich soll beim Individualverkehr ja der Umstieg auf Elektrofahrzeuge gefördert werden.

Nicht nur für privaten Individualverkehr von Bedeutung, sondern auch für Busfahrer und Brummikapitäne: Mehr Bereiche ausweisen, in denen maximal 30 km/h erlaubt sind und den Parkraum entlang der Straßen neu sortieren, das haben die Planer ebenso auf dem Zettel, wie mehr Querungshilfen für Fußgänger – nicht zuletzt für Schulkinder.

Doch noch mal zurück zum Fahrrad: Die Stadt hat soeben eine Maßnahme aus dem Konzept umgesetzt, die Radfahrer betrifft. Ihnen wurde an drei Stellen auf dem Bahnradweg jetzt mit dem Segen der Politik Vorfahrt eingeräumt: an den Kreuzungen „An der Landwehr“, an der Einfahrt der Ferienhäuser Busch und an der Kreuzung am De Wittsee. Dafür wurden Beschilderung und Poller entfernt, damit sie den Radverkehr nicht mehr behindern. Die Stadt will prüfen, an welchen Knotenpunkten weitere solcher Vorfahrtsregelungen getroffen werden können.