Nettetal Mehr Subventionen für die Kultur

Nettetal. · Der Zuschussbedarf für Theaterkarten ist gestiegen. Ein Problem ist, dass die Abo-Zahlen eingebrochen sind.

„Ketten der Liebe“ mit Tom Gerhardt und Dustin Semmelrogge war im September als Abo-Vorstellung im Seerosensaal zu sehen.

Foto: Theater/Dennis Haentzschel

Die Kosten für die Kultur laufen aus dem Ruder. Jede Karte fürs Theater werde mit 50 Euro subventioniert. Das waren die Knaller, mit denen Hajo Siemes von der WIN-Fraktion bei der Diskussion zur Sanierung der Werner-Jaeger-Halle im Stadtrat provozierte. Stimmt so nicht, sagt Roger Dick, Sachgebietsleiter NetteKultur. Auch Renate Dyck, Vorsitzende des Kulturausschusses, bleibt gelassen. Wer sich ein aktives Kulturleben in seiner Stadt wünsche, müsse auch Geld zur Verfügung stellen. „Kultur geht nicht ohne Subventionen“.

Für die Spielzeit 2016/2017 wurde die Fördersumme für das Theaterprogramm von 150 000 auf 200 000 Euro erhöhte. Vorher und nachher bleiben diese Summen gedeckelt. Das hat die Politik mehrheitlich so beschlossen. Den Zuschussbedarf für jede Karte hat der Kulturbereich zuletzt 2016 ermittelt. Vor drei Jahren kam man auf 30 Euro je Karte. Das werde sich etwas erhöht haben, aber nicht auf 50 Euro, glaubt Dick. Die Vergleichszahlen gelten aber für die Jaeger-Halle. Für die Saison in den Ausweichspielorten wurden erheblich weniger Abonnements verkauft.

Preise für Theaterabos sind seit 2007 nicht mehr erhöht worden

In Großstädten seien die Zuschüsse weit höher. In Neuss werden 68 Euro je Karte bezuschusst, in Aachen 84 und in Krefeld 113. Aber dort müsse man die Häuser mit einrechnen, nicht nur die Gastspiele. Wenn die Stadt Nettetal für Kindertheater Eintrittspreise von fünf Euro für jeden Platz verlangt, ist klar, dass dies bei einer Vorstellung von rund 4000 Euro ein Zuschussgeschäft ist. Die Preise für die Theater-Abonnements sind seit 2007 nicht mehr erhöht worden. Als die Stadt die Preise 2007 auf einen Schlag um 30 Prozent erhöhte, gab es eine kräftige Delle im Abo-Verkauf, den man bis heute nicht mehr aufgeholt hat. Dabei geht die Schere auseinander. Die Einnahmen bleiben gleich, die Kosten steigen. Trotzdem sei es politischer Konsens, die Preise nicht anzupacken. Gespart werden konnte, indem weniger Stücke angeboten werden und weniger Anbieter höhere Rabatte einräumen.

Der Spardruck hat auch Einfluss auf die Programmgestaltung. Ein schwieriger Klassiker verkauft sich halt nicht so gut wie eine Komödie. Trotzdem ist die Situation im Moment bedenklich. Für die Ausweichspielstätten muss man Miete zahlen, es kommen viel weniger Abonnenten als in die Jaeger-Halle. Das war allen Beteiligten vorher klar. Aber die Zurückhaltung der Abonnenten ist doch größer als erwartet. In diese Saison startete der Kulturbereich mit 180 Abos. In der Jaeger-Halle war man 600 bis 700 Abos gewohnt. Diesen Besucherrückgang sieht auch Renate Dyck und hält ihn für besorgniserregend. Die lange Ungewissheit über die Sanierung der Werner-Jaeger-Halle und die lange Diskussion im politischen Raum haben ebenso viele Besucher verunsichert. Dass die Zahl der Abonnements generell zurückgeht, ist auch in anderen Städten zu beobachten. Jüngere Zuschauer bevorzugen sowieso Einzelkarten. Abonnements wählen Kulturfreunde ab 45 aufwärts. Das sei eine übliche Strukturierung in vielen Städten.

Renate Dyck: Eintrittskarten
in Großstädten kosten mehr

Der Besucher, der sich für Kultur interessiert, hat ein gewissen Budget an Zeit und Geld. Je mehr Angebote in einer Stadt gemacht werden, desto schwieriger wird die Auswahl und der Zeitbedarf. Das schreckt viele von Abos ab. Auf der anderen Seite bieten sie auch einen finanziellen Anreiz, günstiger ins Theater zu kommen. Und Großstädter haben es bei Eintrittspreisen nicht besser. Renate Dyck weist darauf hin, dass die Preise für Tickets in den Großstädten wesentlich höher sind. Das haben auch viele Großstädter verstanden, die lieber einige Kilometer fahren und auf dem Lande kostenlos parken
können. hb