Schweres Gerät sorgt für Ärger
Den Einsatz von Forwardern — wie jüngst am Galgenberg — will die Stadt Nettetal auf ihren Flächen künftig vermeiden.
Hinsbeck. Es ist 16 Grad warm — mitten im Januar. Gehörnte Kreuzspinnen hatten schon meterlange Brückenfäden zwischen Kiefernstämmen gespannt. Das war vergeblich, die Bäume wurden gefällt, die Spinnfäden wehten lose im Wind. Hinter einem Stapel Baumstämme stand eine riesige Maschine, die einem Bagger ähnelt. Sie ist ein Forwarder, mit dem Holz aus dem Wald am Galgenberg unterhalb des Aussichtsturms herausgeschleppt wurde. Dabei hat es eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und tiefe Spurrillen in die Wanderwege gefurcht. Naturfreunde sind entsetzt.
„Empört“ ist auch Guido Gahlings, der bei einem Spaziergang im Wald nahe der Jugendherberge zufällig darauf stieß: „Da wurde im großen Ausmaß geschützte Natur zerstört“, schimpfte der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz. Er alarmierte Heike Meinert vom Grünflächenamt der Stadt, sie möge „diese Art der Durchforstung umgehend stoppen“. Die Folge: Kurzfristig trafen sich der Grünen-Politiker Gahlings, Meinert, der zuständige Förster Thomas Gieselmann und Vertreter der Holzfirma zum Krisengipfel im Naturschutzgebiet.
Der Anblick ist hässlich. In den ausgelichteten Schneisen liegen Haufen von Kieferngeäst, man sieht Reifenspuren, Baumstämme sind aufgestapelt. Alles sei im Lot, stellt Gieselmann klar: Größere negative Auswirkungen etwa auf die Vogelwelt seien nicht festzustellen, geschützte Bodenbrüter seien eh nicht registriert. Heike Meinert wies darauf hin, der Wald sei in Privatbesitz, da könne man nicht reinreden. Allerdings werden die Arbeiten auf Waldflächen im städtischen Besitz fortgesetzt. Da „wollen wir doch schonendere Methoden anwenden“, versprach sie.
Guido Gahlings, Ausschuss-Vorsitzender
Im Naturschutzgebiet Galgenberg wird Kiefernwald planmäßig durchforstet. Das weiß auch Gahlings. Alte und abgängige Kiefern sollen weg. Sie bringen den Parzellenbesitzern der Forstbetriebsgemeinschaft Nettetal Erträge aus der Holzwirtschaft. Nebenbei entsteht Raum für die Anlage von Laubgehölzen, was ausdrücklich gewünscht wird. Soweit ist also alles rechtens. Umstritten ist die Methode, große Maschinen einzusetzen.
„Mit schwerstem Gerät wird in die sensiblen Hangbereiche des Galgenbergs gefahren“, kritisierte Gahlings. Dabei werde Unterholz „zerstört oder schwer beschädigt“, stellt er fest. Das dürfe bei den sich anschließenden Arbeiten auf den städtischen Flächen im Naturschutzgebiet nicht auch noch passieren. Zustimmung signalisierte Meinert. Sie schlug vor, anstelle von Technik Rückepferde einzusetzen, die gefällte Baumstämme vom Hang wegziehen. Doch Gieselmann winkte ab: Solche Pferde stünden nicht zur Verfügung. Meinert ließ nicht locker: Dann könne man Seilwinden anstelle des Forwarders einsetzen. Das sei „durchaus machbar“, versicherte Andre Brands von der ausführenden Firma Holz Brands aus Krefeld. Allerdings sei dafür ein weiterer Arbeitsschritt erforderlich, den er in Rechnung stellen müsse. Die eingesetzten Zugmaschinen würden die Wanderwege mehr belasten und er gerate in Zeitdruck, weil nach dem Bundesnaturschutzgesetz Forstarbeiten bis Ende Februar abgeschlossen sein müssten.
Das nehme die Stadt Nettetal in Kauf, sicherte Meinert zu. Gahlings ergänzte, dass „Schutz und Entwicklung der Natur im Vordergrund stehen“. Gieselmann regte an, die Durchforstung fristgerecht zu Ende zu bringen und dann die gefällten Bäume später abzutransportieren.