Untersuchung in Nettetal In Nettetal werden 1500 Strommasten geprüft
Nettetal · Steht der Strommast noch sicher? Oder leidet das Holz unter Pilzen und Löchern? Zurzeit untersuchen Fachleute die 1500 Freiland-Strommasten im Stadtgebiet Nettetal. Warum die Experten immer einen Spaten dabei haben.
Die Bohrnadel beschleunigt, dreht sich immer schneller, bis sie die Oberfläche des Holzes durchdringt. Die dafür erforderliche Energie wird, in Abhängigkeit zu der Eindringtiefe der Nadel, erfasst und als Messkurve auf das Tablet von Sven Seyfferth übertragen: „Der Freileitungsmast ist gesund“, hält der Geschäftsführer der Firma FKM-Seyfferth fest. Das Unternehmen prüft alle fünf Jahre die Freileitungsmaste im Stadtgebiet Nettetal auf ihre Standfestigkeit und Verkehrssicherheit.
Dafür werden die Holzmasten in etwa einem Meter Höhe und im Bodenbereich angebohrt. Aus dem Bohrwiderstand ergibt sich eine Kennlinie, aus der sich der Zustand des Holzes ablesen lässt. „Die Hauptursachen für schlechte Standfestigkeit sind Fäule und Anfahrschäden“, weiß Mitarbeiter Jörg Sparmann. „Durch Anfahrschäden dringt Feuchtigkeit in das Holzinnere ein, das Holz verfault.“
Die Mängel sind oft
von außen nicht erkennbar
Das Tückische: Die Mängel sind oft von außen nicht erkennbar. „Unsere Messungen zeigen, ob der Mast noch standfest ist oder nicht“, so Sparmann. Schwach werden die Masten auch bei Käfer- und Pilzbefällen „oder durch den Specht, der riesige Löcher in das Holz macht“, erklärt Seyfferth.
Insgesamt werden 1500 Holzmaste im Stadtgebiet untersucht: „Die Stromkreislänge mit Freileitungen beträgt etwa 37,5 Kilometer in der Mittelspannung und 21,5 Kilometer in der Niederspannung“, erklärt Sigrid Rautenberger von den Stadtwerken Nettetal. „Damit betreiben wir ein 60 Kilometer langes Freileitungsnetz.“ Das Nettetaler Freileitungsnetz wird zukünftig abgebaut und durch Erdkabel ersetzt. In den vergangenen 15 Jahren wurde die Netzlänge bereits mehr als halbiert. „Wir planen weiterhin, Freileitungen durch Erdkabel zu ersetzen“, so Rautenberger. Die Fachfirma überprüft auch jene Leitungsmasten, die abgebaut werden sollen.
Wenn die Untersuchung zeigt, dass ein Mast nicht mehr standfest ist, wird er auf Augenhöhe mit Farbe markiert und die Stadtwerke werden Zustand informiert. Bei besonders akuten Schäden veranlassen die Experten sofort einen Wechsel.“
Aktuell überprüfen Seyfferth und Sparmann die Leitungsmasten in Hinsbeck. Immer dabei: Ersatzbohrnadeln, Spaten, Heckenschere. Um im Bodenbereich des Mastes bohren zu können, muss dieser teilweise von Brennnesseln freigeschnitten werden. „Nach einer optischen Prüfung machen wir eine Klangprobe. Bei akuten Schäden hört man einen hohlen Klang“, erklärt Sparmann. Die Bohr-Untersuchung danach dauert nur wenige Minuten.
Anstrengend wird es, wenn die Bandage, die die Erdübergangsgrenze des Mastes vor Pilzbefall schützt, abgefahren ist. „Die Holzschutz-Bandage muss circa 25 Zentimeter tief im Boden und 25 Zentimeter oberhalb angebracht werden“, weiß Seyfferth, der bereits mit dem Spaten die Erde aushebt. In Nettetal sei der Austausch der Bandagen vergleichsweise einfach: „Die Böden hier sind sehr angenehm. Wir schaffen täglich die Untersuchung von circa 60 Leitungsmasten. Wenn der Boden steinig ist, dann sind 20 Masten an einem Tag schon viel.“ Anfang Oktober hat die Firma mit den Prüfungen begonnen. „Wenn weiterhin alles glatt läuft, werden wir noch im November fertig“, kündigt Sven Seyfferth an.