Erkundungstour durch Nettetal Beschwerlicher Weg zur Barrierefreiheit

Nettetal-Lobberich · Welche Hindernisse tun sich Rollstuhlfahrern und auf einen Rollator angewiesenen Menschen auf Nettetals Straßen auf? Das haben Stadtmitarbeiterinnen jetzt mit Bürgern erkundet. Fazit: Es ist noch einiges verbesserungswürdig.

Wo lauern Hindernisse in Nettetal?

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Jasmin Klerckx und Maike Peters von der Stadt Nettetal stehen auf dem Alten Markt in Lobberich. Mit dabei: ein iPad und die App „Wheelmap“. Gemeinsam mit 13 Nettetaler Bürgern wollen die Verwaltungsmitarbeiterinnen erkunden: Wie barrierefrei ist Lobberich für Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Mobilität? „Als Erstes gehen wir zur Commerzbank“, sagt Klerckx, die im vom Pflegestützpunkt der Stadt Nettetal arbeitet. In der Wheelmap-App wurde die Commerzbank als „nicht rollstuhlfähig“ bewertet. Doch der Stadtrundgang zeigt: Vor der Bank ist zwar eine hohe Stufe, die mit einem Rollstuhl nicht bewältigt werden kann, doch hängt dort auch eine Klingel mit der Aufschrift „Bitte klingeln – wir helfen gerne.“

Während der Öffnungszeiten können Mitarbeiter der Commerzbank mithilfe einer mobilen Rampe auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Zugang ermöglichen. Klerckx macht ein Foto und vermerkt das Angebot so in der App: „Die Information ist jetzt auch für andere Bürger festgehalten“, erklärt sie.

Die Wheelmap ist eine Karte, in der jeder kostenlos rollstuhlgerechte Orte finden, eintragen und über ein Ampelsystem bewerten kann. Weltweit nutzen Menschen mit Mobilitätseinschränkung die App als Werkzeug für ihre Tagesplanung und ihren Besuch in fremden Städten. Auch in Nettetal wurde die Karte bereits von einigen Personen genutzt und verschiedene Orte nach ihrer Barrierefreiheit bewertet.

Weiter auf dem Weg fällt den Teilnehmern auf, dass ein Lebensmittelhändler wegen einer Stufe nicht barrierefrei ist. Auch das wird flugs in der Wheelmap vermerkt. Bei einer Bäckerei angekommen: „Die App zeigt teilweise barrierefrei an“, sagt Klerckx. Stutzen unter den Nettetalern. „Dort ist doch eine Stufe“, stellen die Teilnehmer fest.

Die Stadtmitarbeiterinnen Maike Peters (links) und  Jasmin Klerckx (rechts) testeten unter anderem mit Stefan Voormans (Mitte) die App.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Sieben-Zentimeter-Stufe
gilt als „teilweise barrierefrei“

Maike Peters vom Bereich Senioren und soziale Infrastruktur der Stadt Nettetal holt ein Maßband raus: „Die Stufe ist genau sieben Zentimeter hoch.“ Damit gilt der Zugang noch als teilweise barrierefrei.

Die Buchhandlung Matussek ist auf der Karte als barrierefrei eingetragen. Das überprüft die Gruppe und bemerkt: „Ja, auch mit einem Rollstuhl oder Rollator kommt man ohne Probleme in die Buchhandlung.“ Vor dem Schuh- und Schlüsseldienst Bayrak sind mehrere Stufen. Als der Ladeninhaber auf die Gruppe aufmerksam wird, gesellt er sich dazu und betont: „Wenn jemand mit Mobilitätseinschränkung in den Laden möchte, kann er einfach schnell an die Scheibe klopfen. Dann finden wir einen Weg.“

Diese Erfahrung macht auch Stefan Voormans, der seit 35 Jahren im Rollstuhl sitzt, regelmäßig: „Die Einzelhändler in Lobberich sind sehr hilfsbereit. Meine Erfahrung ist, dass wenn man an die Scheibe klopft, einem sofort Hilfe angeboten wird.“ Der Nettetaler findet auch, dass sich in den letzten Jahren bereits einiges im Sinne der Barrierefreiheit getan hat: „Früher war beispielsweise in vielen Bereichen der Stadt der Boden so gepflastert, wie am Kirchvorplatz“, erinnert sich Voormans. Dort sind mehrere Unebenheiten, die mit einem Rollstuhl oder Rollator eher schwierig zu bewältigen sind. „Mittlerweile haben wir an vielen Stellen den Luxus des ruhigen Pflasters.“ Trotzdem sei die Barrierefreiheit in der Stadt noch ausbaufähig.

Das weiß auch Maike Peters von der Stadtverwaltung: „Der Weg zu einer barrierearmen Stadt ist ein sehr langer“, sagt sie. Doch die Stadt bringe Menschen mit unterschiedlichen Kompetezen und Professionen zusammen, um die Ortschaft weiter barrierearmer zu gestalten. Es gibt auch eine Mailadresse, an die Bürger auffällige Hindernisse und Barrieren im öffentlichen Raum melden können. „Wir machen dann gemeinsam mit Vertretern des Sozialamtes und des Tiefbauamtes Ortsbegehungen, schauen uns die gemeldeten Stellen an und überlegen, welche Verbesserungen möglich sind“, sagt Peters. Nicht jedes Hindernis lasse sich beseitigen: „Aber wo auch immer wir die Stadt barrierearmer gestalten können, machen wir es“, verspricht die Verwaltungsmitarbeiterin.