Essbare Kräuter in der Region Nettetaler Wildpflanzen decken den Tisch
Nettetal-Lobberich · Brennnesseln, Löwenzahn, Gänseblümchen – das und mehr Essbares ist im Windmühlenbruch zu finden. Die Botanikerin Regina Thebud-Lassak erklärt, was auf den Essenstisch kann – und was nicht.
Die sechs Frauen und drei Männer, die mit Regina Thebud-Lassak in Richtung des Nettetaler Windmühlenbruches unterwegs sind, fokussieren das Grün rechts und links des Weges. Thebud-Lassak pflückt vorsichtig einen Stängel mit Blättern ab. „Das ist die große Brennnessel. Sie ist auf stickstoffreichen Böden anzutreffen. Es handelt sich um ein sehr vitaminreiches Gemüse, das sehr viel mehr Vitamin C liefert, als es Zuchtgemüsepflanzen tun“, erklärt die Diplom-Biologin mit Schwerpunkt Botanik. Brennnesselspinat mit Bandnudeln sei nicht nur ein leckeres, sondern auch ein gesundes Essen, fügt sie an.
Die Blicke der Begleiter sind etwas skeptisch. Brennt es nicht auf der Haut, wenn die Pflanze angefasst wird? Handschuhe anziehen, mit Tüte und Schere ernten und von unten anfassen, weil sich dort keine Brennhaare befinden, lauten die Tipps der Fachfrau. Und: „Wenn man die Brennnesseln vorsichtig gewaschen hat, breitet man sie aus und rollt mit dem Nudelholz über sie. Dabei gehen die Brennhaare kaputt.“
Löwenzahnblätter, vor der Blüte geerntet, verfeinern Salat
Aber nicht nur als Spinat schmecke die Pflanze gut. Ein Smoothie mit den Blättern sei ebenso lecker und gesund. Allerdings sollten die Stängel, wenn die Pflanze schon älter ist, nicht mitverarbeitet werden. Sie sind nämlich zäh.
Dann geht die Exkursion der Volkshochschule weiter. Unter dem Titel „Wildgemüse und Frühlingsblüher“ steht das Kennenlernen von Wildkräutern im Mittelpunkt. Die beiden nächsten essbaren Pflanzen stehen nahe beieinander: Gänseblümchen und Löwenzahn. Das Gänseblümchen kennt so ziemlich jeder. Aber die wenigsten wissen, dass die Blätter und auch die Köpfchen essbar sind. Die Löwenzahnblätter, vor der Blüte geerntet, verfeinern Salat.
„Löwenzahn ist bitter. Bitterstoffe sind aber sehr gesund für die Verdauung, insbesondere die Fettverdauung. Man muss sich an den Geschmack gewöhnen. Am einfachsten ist es, wenn man Salate mischt“, erklärt die Biologin. Die zarten Löwenzahnblätter können kleinteilig etwa unter einen Eisbergsalat gemischt werden. Den Anteil des Wildgemüses könne man dann erhöhen, um sich an den Geschmack zu gewöhnen.
Der nächste Stopp bringt eine Pflanze, die manchen Gartenbesitzer schon zur Verzweiflung getrieben hat, weil er sie nicht im Garten haben möchte. „Dabei gibt es ein Mittel, um ihrer Herr zu werden und das heißt essen“, sagt Thebud-Lassak lächelnd. Die Gruppe steht vor dem Giersch, der im Volksmund auch Geißfuß genannt wird. Warum, das verdeutlicht die Fachfrau mit dem Abpflücken eines Blattes. Es sieht aus wie der Abdruck eines Ziegenfußes. Giersch ergibt einen leckeren Wildspinat, macht sich im Salat gut und ist auch bestens für ein Pesto geeignet.
Ob Taubnessel oder Kletten-Labkraut – die Teilnehmer kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was alles essbar ist. Die Wurzeln der blau blühenden Wegwarte können als Kaffee genutzt werden und das Scharbockskraut bietet seine Blätter als Salat an. „Wobei beim Scharbockskraut nicht mehr geerntet werden darf, wenn es blüht. Die Pflanze verfügt dann über giftige Protoanemonine, die zu Magen-Darm-Problemen führen“, warnt Thebud-Lassak.
Immer wieder macht die Biologin auf die verschiedenen Merkmale der einzelnen Pflanzen aufmerksam und erläutert auch, welche giftigen Artgenossen es gibt. Der Bärlauch gehört zwar nicht zu den Pflanzen, die am Windmühlenbruch gefunden werden, aber Thebud-Lassak verweist auf den gesichteten Ahornstab, mit dem der Bärlauch verwechselt werden kann. Dass die Früchte der Vogelkirsche essbar sind, die der Traubenkirsche aber nicht, dass es bei den Bäumen Insekten- wie Windbestäuber gibt, wobei Hasel und Weide zu letzterem gehören – auch zu den Bäumen hat die Referentin jede Menge Wissenswertes zu bieten. Die drei Stunden Exkursion vergehen wie im Flug.