Energieversorgung in Nettetal und Grefrath Wärmeplanung: Grünes Licht aus Berlin
Grefrath/Nettetal · Der gemeinsame Förderantrag von Nettetal und Grefrath für eine kommunale Wärmeplanung erhielt grünes Licht aus Berlin.
Gemeinsam mit der Gemeinde Grefrath geht die Stadt Nettetal das Thema kommunale Wärmeplanung an. Die Fördermittelzusage aus Berlin ist gekommen, der Bund trägt 90 Prozent der Planungskosten: „Ab jetzt kann’s losgehen“, sagt Timo Köppen, Fachbereichsleiter Klima, Nachhaltigkeit, Mobilität und Steuerung in Nettetal. Die Ausschreibung wird jetzt zeitnah erfolgen. Das so gefundene Ingenieurbüro wird dann ein Jahr Zeit haben, für die Nachbargebiete Nettetal und Grefrath eine Wärmeplanung aufzustellen. 2025 soll sie fertiggestellt sein, die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen muss dann diskutiert, beschlossen und umgesetzt werden. Das innerhalb von 20 Jahren zu schaffen, ist durchaus sehr ambitioniert.
Wärmeplanung – was ist das? Es geht um die Energiewende. In Deutschland werden rund 80 Prozent des Wärmebedarfs durch fossile Energien, sprich Gas und Öl, gedeckt. Ziel der kommunalen Wärmeplanung, so das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, ist es, den vor Ort besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgung zu finden. Hier sind jetzt die Kommunen und ihre Energieversorger gefragt. Um die Umsetzungspläne für Nettetal und Grefrath vorzustellen, gab es jetzt eine große Runde im Rathaus in Lobberich: Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) saß neben seinem Grefrather Kollegen Stefan Schumeckers (CDU), dazu kamen die Geschäftsführer Norbert Dieling, Stadtwerke Nettetal, und Erik Ix, Gemeindewerke Grefrath. Aus der Verwaltung nahmen Markus Grühn, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtentwicklung und Bauen, Timo Köppen, Fachbereichsleiter Klima, Nachhaltigkeit, Mobilität und Steuerung, sowie der neu eingestellte Klimaschutzmanager Sascha Nowak teil. Interessant ist, dass sich beide Kommunen wissenschaftlich beraten lassen. Mario Adam von der Hochschule Düsseldorf und sein Zentrum für innovative Energiesysteme (ZIES) forschen für nachhaltige Energiesysteme und Energieeffizienz. Markus Grühn betont die Bedeutung dieser Beratung: „Wir begeben uns auf ein ganz neues Feld.“
Nettetals Bürgermeister
betont Vorreiterrolle
Bürgermeister Küsters betont dabei, dass Nettetal und Grefrath unter den ersten seien. Zusammen mit Kempen und Willich sei man im Kreis Viersen Vorreiter. Für Kommunen dieser Größenordnung werde eine Wärmeplanung erst ab 2028 verpflichtend.
Eine Wärmeplanung soll nach Versorgungsalternativen suchen. Wo sind Wärmequellen, wie kann ein Wärmenetz aussehen? Norbert Dieling erklärt, was die Wärmeplanung zu leisten hat: Am Anfang steht eine Bestandsanalyse zu Bausubstanz und Wärmebedarf. Es folgt die Potenzialanalyse, bei der Möglichkeiten etwa wie Tiefengeothermie oder Wärme aus Abwässern geprüft werden. Daraus leiten sich dann schließlich Transformationspläne für eine klimaneutrale Wärmeversorgung ab. Für Erik Ix ist das ein Werkzeugkasten, der städteplanerische Konsequenzen nach sich zieht und auch für die Energieversorger Investitionen in die Netze bedeutet. Für warmes Wasser müsste ein komplett neues Netz gebaut werden. Stefan Schumeckers nennt das treffend eine „Mammutaufgabe“. Die interkommunale Zusammenarbeit hilft dabei, diese Aufgabe zu stemmen. Alle in der Runde betonen, dass die Bürger beider Kommunen sofort informiert werden, wenn die Wärmeplanung 2025 vorliege. Man hat aus dem Desaster mit der Wärmepumpe gelernt.
Im Vorgriff auf die Wärmeplanung wurde etwa das Brata-Werk in Breyell als Beispiel für eine mögliche Nutzung industrieller Abwärme genannt. Wo lässt sich Erdwärme nutzen, kann im Klärwerk Energie aus Abwässern gewonnen werden, wo bieten sich Groß-Wärmepumpen an? In Grefrath gibt es bereits einen landwirtschaftlichen Betrieb, der Bio-Methan abgeben will. Wo lässt sich Solar-Thermie betreiben, und wie kann mit Wasser Wärme gespeichert werden. Die Wärmeplanung betritt in vielen Bereichen Neuland. Und die Kosten? Norbert Dieling sieht eine Dynamik in den Markt kommen, denn die CO2-Bepreisung werde weiter nach oben gehen.