Flüchtlinge in Willich Prioritätenliste zur Unterbringung erarbeitet

Willich · Politik und Verwaltung wollen sich darauf vorbereiten, in Willich weitere Geflüchtete aufzunehmen. Eine Liste wurde jetzt im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt. Sporthalle gilt nur als „letzte Möglichkeit“.

Das Verwaltungsgebäude am St.-Bernhard-Gymnasium in Schiefbahn steht derzeit leer. Es könnte für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.

Das Verwaltungsgebäude am St.-Bernhard-Gymnasium in Schiefbahn steht derzeit leer. Es könnte für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.

Foto: Norbert Prümen

Die Politiker im Haupt- und Finanzausschuss haben das Konzept der Willicher Verwaltung zur Unterbringung weiterer Flüchtlinge zur Kenntnis genommen. Der Kern: In ihrer Vorlage hatte die Verwaltung sechs Punkte zur Abarbeitung vorgelegt. „Wir wollen Ihnen den Weg aufzeigen. Die Grundstücksgesellschaft (GSG) unterstützt uns“, sagte Bürgermeister Christian Pakusch (CDU).

Punkt eins der Prioritätenliste ist daher die Zusage der GSG, im Laufe des Jahres 2024 weitere 80 Unterbringungsplätze zu schaffen. Zweiter Punkt ist die Unterbringung geflüchteter Menschen in einem Willicher Hotel: Das Hotel, in dem schon Flüchtlinge wohnen, hat zugesagt, insgesamt bis zu 230 Plätze anzubieten. Punkt drei sind bis zu 100 neue Unterbringungsplätze in einem Schiefbahner Büro-Gebäude. Die Gespräche mit dem Eigentümer sind aussichtsreich, aber es ist eine Nutzungsänderungsgenehmigung nötig. Nächster Punkt wäre die Erweiterung der Aufnahmekapazitäten im „Moltke-Dorf“ um bis zu 20 Wohnmodule – eine Fläche ist vorhanden. Als Punkt fünf schlug die Verwaltung vor, das derzeit leer stehende Verwaltungsgebäude am St.-Bernhard-Gymnasium ebenfalls zur Flüchtlingsunterbringung zu nutzen. Die Gebäudestruktur sei „bestens geeignet“, es müssen aber Duschcontainer aufgestellt, größere Kochmöglichkeiten geschaffen und eine Nutzungsänderung genehmigt werden. Punkt sechs wäre die Nutzung einer Sporthalle – das betrachtet die Verwaltung als letzte Möglichkeit, weil sie eine „massive Einschränkung“ des Sportangebotes bedeute. Die Verwaltung will in den nächsten Monaten die genannten Punkte vorbereiten, um bei Zuweisungen Kapazitäten zu haben.

Es gab mehrere Fragen: Lukas Maaßen (SPD) wollte wissen, ob es in Willich noch Möglichkeiten gebe, die ankommenden Flüchtlinge zu integrieren. Ebenso wollte er wissen, ob es nicht günstiger wäre, zentralere Unterbringungsstrukturen zu schaffen. Der Integrationsaspekt war auch Paul Schrömbges (CDU) wichtig. Er fragte, wie sich die Situation für die Kinder in Kitas und Schulen darstelle. Hierzu sagte die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger, dass der Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich wegen der Integrationsarbeit eine weitere Stelle beantragt habe. Sie wollte dezentrale Strukturen beibehalten, weil kleinere Unterbringungseinheiten in der Nachbarschaft beliebter seien und etwa an der Kochstraße schon funktionierten. Die Unterbringung in Schiefbahn ist für sie vor dem Hintergrund zu sehen, dass in dem Ortsteil bisher wenige Flüchtlinge leben.

Christian Winterbach (Grüne) wollte als zweite Option lieber das Bürogebäude als die Hotelunterbringung. Parteikollegin Claudia Poetsch meinte, in der Verwaltung würden mehr Stellen benötigt, um das Thema zu bearbeiten. Bürgermeister Pakusch wies darauf hin, dass das Baurecht für das Moltke-Dorf zum Jahresende auslaufe und er die Anschaffung der Container ausschreiben müsse. Karl-Heinz Koch (FDP) sah die Option am St.-Bernhard-Gymnasium kritisch, weil daneben zwei Schulen liegen. Schwerdtfeger hatte zu Beginn des Tagesordnungspunktes die Zahlen von Mittwoch vorgelegt: Es waren 1009 Plätze in den Unterkünften belegt, 41 weitere Flüchtlinge für die nächsten Wochen angekündigt. Damit blieben elf freie Betten.