E1-Jugend des SV Vorst 1919 Junge Fußballer unterstützen ihren krebskranken Trainer
Vorst · Ingo Kleinen erfährt durch den SV Vorst 1919 starken Rückhalt. Der Trainer der E1-Jugend ist an Krebs erkrankt. Seine jungen Spieler überraschten ihn jetzt mit einem emotionalen Zeichen der Solidarität.
„Alle bitte einmal in einer Reihe aufstellen“, gibt Jenni Feldbusch vor. Elf Jungs im Alter von neun und zehn Jahren, die gerade noch Bälle entlang der Markierungshütchen auf dem Rasenplatz des SV Vorst 1919 gedribbelt haben, bilden am Rand des Sportplatzes die gewünschte Reihe. Das Training der E1-Jugend steht an. „Ingo, wir haben eine Überraschung für dich“, sagt die junge Frau, deren Sohn zu der Gruppe der trainierenden Kinder gehört. Ingo Kleinen, der gerade noch mit den beiden Co-Trainern Kai Sirtl und Lasse Dusen das Dribbeln begleitet hat, blickt auf: Die Spieler der E1, die allesamt mit dem Rücken zu ihm stehen, ziehen gleichzeitig die wärmenden Sweatshirts über ihre Köpfe. Schwarze Trikots werden sichtbar, auf deren Rückseite in großen Buchstaben zu lesen ist: „Gemeinsam gegen Krebs“.
Ingo Kleinen steht die Rührung über das, was er da sieht, ins Gesicht geschrieben. „Ich glaub das nicht. Ihr habt mir schon so viel Mut gemacht – und jetzt das“, sagt er mit belegter Stimme, Tränchen in den Augen. Der Trainer der E1-Jugend hat am 21. August die Diagnose Krebs erhalten. Für den 60-Jährigen und seine Familie brach eine Welt zusammen. Doch dann beschloss der Vorster, sich von der Diagnose nicht unterkriegen zu lassen. Auf dem Weg aus dem dunklen Loch, in das das Wort Krebs ihn warf, hat er dabei nicht nur von Seiten der Familie und Freuden Zuspruch erhalten. Der gesamte SV Vorst 1919, allen voran seine E1-Jugend, stehen hinter ihm.
„Uns war es wichtig, den Kindern, die mein Mann trainiert, zu erklären, was es mit der Krankheit auf sich hat“, sagt seine Frau Marion. Für Ingo Kleinen stand es dabei außer Frage, dass er seinen Aufgaben als Trainer weiter nachkommen wollte, und das trotz der einsetzenden Chemotherapie. „Papa steht mit seiner Chemoflasche auf dem Platz, trainiert und begleitet seine Mannschaft bei Turnieren“, berichtet seine Tochter Tamara. Dieser Einsatz trotz der schweren Erkrankung löst bei allen – Kindern wie Eltern – Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit aus.
Kapitän Luca hatte dann eine erste tolle Idee. „Wir haben einen Schlachtruf. Den haben wir einfach umgetextet, um zu zeigen, wie wichtig uns Ingo ist und dass wir zu ihm halten“, sagt der zehnjährige Fußballspieler. Vor den Spielen hieß es so bislang immer: „Was sind wir? Ein Team! Was wollen wir? Gewinnen! Alles ist gut, solange wir Vorster sind!“ Seitdem Ingo Kleinen erkrankt ist, spielt Vorst nicht mehr die entscheidende Rolle in der Antwort: „Alles ist gut, solange du bei uns bist!“, lautet nun der entscheidende Satz. Als die Kinder ihren erkrankten Haupttrainer mit dem neuen Schlachtruf, der immer im Teamkreis gerufen wird, überraschten, gab es ebenfalls Momente der Rührung. „Das bewegt und gibt mir Kraft“, sagt Ingo Kleinen.
Was die Trikots betrifft, gab es von Sande Teamsports zusätzliche Unterstützung. Als Feldbusch nach dem Preis von Trikots und Druck fragte, zeigte sich das Kempener Unternehmen von der Aktion so beeindruckt, dass es die Trikots sponserte.
Drei Chemotherapien hat der Vorster schon hinter sich
„Dass Ingo bei uns auf dem Platz ist, obwohl er krank ist, finden wir alle super. Wir wollen Ingo Mut machen“, sagt Luca. „Opa braucht Power, und da wollen wir helfen“, bemerkt Rayan, der ebenfalls in der E1 trainiert. Drei Chemotherapien hat der Vorster schon hinter sich. Anfang der kommenden Woche startet dann die vierte Chemo. Die Therapie läuft ambulant. „Ich muss immer für fünf Stunden ins Krankenhaus. Danach bekomme ich einen Bauchgurt mit Pumpe und Tasche, in der eine Chemoflasche steht. Diese läuft dann über 48 Stunden“, berichtet der 60-Jährige Sportler. Für ihn ist dienstags und donnerstags ist Training angesagt. An den Samstagen geht es zu den Turnieren, egal, ob mit oder ohne Chemoflasche. Wenn es Ingo Kleinen einmal nach einem Chemotherapiebeginn nicht so gut geht, kann er sich auf seine beiden Co-Trainer verlassen. Überhaupt geben der Sport und der Rückhalt des Vereinsvorstands, der Co-Trainer, von Kindern und deren Eltern ihm viel. Die Anteilnahme und Unterstützung zu spüren, tue einfach gut, sagt Ingo Kleinen, der daher auch trotz seiner schweren Erkrankung positiv in die Zukunft
blickt.