Katholische Jugendfreizeiteinrichtungen im Kreis Viersen Das Freizeitverhalten hat sich verändert

Willich · Personalmangel, die Gewinnung von ehrenamtlichen Helfern, verändertes Freizeitverhalten und der Umgang mit den Sozialen Medien: Die katholischen Jugendeinrichtungen im Kreis Viersen stehen vor großen Herausforderungen. Darüber wurde jetzt in einer Klausurtagung diskutiert.

Die Ergebnisse der Klausurtagung sollten auf einer Graffiti-Wand festgehalten werden. Doch der Regen ließ das nicht zu.

Foto: Norbert Prümen

„Eigentlich wollten wir die Inhalte unser Klausurtagung in Bildern und Worten auf die Wand bringen, aber damit sieht es heute nicht gut aus“, sagt Simone Benen-Heyer mit Blick nach draußen: Es regnet Bindfäden. Kein Wetter, um im Außenbereich der Titanic Graffiti zu sprühen. Denn genau das sollte der Abschluss der dreitätigen Klausurtagung sein, zu der Vertreter aller katholischen Kinder- und Jugendeinrichtungen im Kreis Viersen zusammen gekommen waren. Nach zwei Tagen im Seminarhaus Leuther Mühle in Nettetal mit Referenten war der dritte Klausurtag in Anrath nochmals dem Austausch untereinander sowie der Sprühaktion gewidmet. Eigens dafür war eine Außenwand der Jugendfreizeiteinrichtung Titanic, die sich in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Johannes Anrath befindet, vorbereitet worden.

Sich zukunftsfähig aufstellen zu wollen, war der Tenor der diesjährigen Klausurtagung. „Wir haben uns mit der Kernfrage beschäftigt, wie die zukünftige Arbeit in unseren Einrichtungen aussehen wird“, sagt Patrick Diekeite, Referent für kirchliche Jugendarbeit. Unter dem auf den ersten Blick etwas sperrig wirkenden Titel „Der 360-Grad-Blick. Ausrichtung auf Neues, Altes bewahren – mit dem Blick nach innen, außen und rundum“ zeigte die Klausurtagung deutlich, dass die Arbeit der insgesamt 14 Einrichtungen der stationären und mobilen Arbeit von allen Seiten beleuchtet wurde.

Dazu gehörte auch das Thema Personalmangel. Gleich drei halbe feste Stellen sowie eine volle Stelle sind in Willich, Brüggen, Niederkrüchten und Nettetal zu besetzen. Wie auch in vielen anderen Bereichen wird Fachpersonal in Form von Erziehern, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern gesucht.

Ein nicht minder wichtiges Thema war das Ehrenamt. „Ab 13 Jahren können Jugendliche als Helfer in den Einsatz gehen. Ab 16 Jahren können sie die Jugendleitercard, die Juleica, machen. Sie werden damit zu Betreuern“, sagt Bettina Passon vom ALO in Dülken. Die Juleica ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter in der Jugendarbeit. Sie umfasst eine Fortbildung von 40 Stunden, die sich mit rechtlichen und pädagogischen Inhalten beschäftigt. Dazu gehört des Weiteren ein Erste-Hilfe-Kurs. Diese Informationen bekannt zu machen, gehört mit zu den Aufgaben bei der Gewinnung von Ehrenamtlern.

Dabei spielt das Netzwerk einer jeden Einrichtung eine große Rolle. „Durch die Corona-Zeit müssen wir nahezu alle einen Knick im Ehrenamtseinsatz verzeichnen“, sagt Natalie Piepenbrink vom Karo11 in Willich. Diese Phase hat aber nicht nur das Ehrenamt verändert, wie die Klausurtagung deutlich machte. Auch das Freizeitverhalten an sich hat sich geändert. „Die Kinder sind in der Freizeit sehr verplant. Freies Spielen, einfach mal draußen sein, das wird vielfach nicht angenommen. Etliche Eltern können sich unter dem Stichwort ,Offener Bereich‘ in der Kinder- und Jugendarbeit nichts vorstellen. Sie wollen feste Angebote. Dabei ist es wichtig, dass Kinder selbstbestimmt aussuchen, was sie machen wollen. Wir bieten neben festen Angeboten eine breite Palette an, aus der frei gewählt werden kann“, sagt Joachim Hanbücher von der mobilen Jugendarbeit/Streetwork Schwalmtal. Man wolle als Einrichtung eine Plattform für Freispiel bieten, ohne „überpädagogisiert“ zu sein. Weniger sei oft mehr, sagt Hanbücher. Doch das muss kommuniziert werden, und daran wollen die Einrichtungen ebenso arbeiten.

Ein weiteres Thema waren die Sozialen Medien mit ihrem Einfluss. „Das ist nicht mehr wegzuschrauben, aber es gibt einen enormen Nachholbedarf zum kompetenten Umgang mit dieser Welt“, betont Benen-Heyer. Der oftmals leichtfertige Umgang mit Smartphones, persönlichen Daten und den langen Zeiten, die an diesen Geräten verbracht werden, löst bei den Fachleuten Sorge aus.

Die Graffiti-Wand soll übrigens vervollständigt werden, wenn das Wetter es zulässt.