Ehepaar Backes in Lobberich Dachbegrüner der ersten Stunde
Nettetal-Lobberich · Die Stadt Nettetal gibt Bürgern seit 1. April Zuschüsse, wenn sie ihr Dach begrünen wollen. Norbert und Karola Backes haben das schon vor 30 Jahrzehnten gemacht. Die Pioniere berichten, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.
Wenn Nobert Backes und seine Frau Karola aus dem Wohnzimmerfenster schauen, dann blicken sie auf eine grüne Landschaft, obwohl sie in der ersten Etage wohnen. Das gilt für die Küche gleichermaßen. Beim Gang durch die Terrassentür auf die Veranda ist auch Grün zu sehen. „Wir wohnen mitten in der Stadt und haben herrlich viel Grün“, sagt Norbert Backes. Das Zauberwort lautet Dachbegrünung.
Die Flachdachvorbauten, die rund um das Haus laufen, das das Zweirad-Center van de Stay beherbergt, und die große Flachdachfläche, unter der sich der Serviceraum des Geschäftes befindet, sind allesamt begrünt. „Wir wollten damals nicht auf schwarze Löcher gucken“, erinnert sich der Lobbericher. Er und seine Frau hatten die Idee, auf einen Teil der Dachfläche zu begrünen. Das war vor 30 Jahren, als das Thema noch ziemlich neu war. „Ich weiß noch, wie die Big Packs mit der Lavaschlacke aus der Eifel unten gestanden haben und alles in die erst Etage transportiert werden musste“, erzählt Karola Backes.
Die beiden hatten sich seinerzeit entschlossen, zwei Drittel des Flachdaches zu begrünen. „Wir wollten erst einmal schauen, wie es aussehen und funktionieren würde“, sagt Norbert Backes, der sich zum Thema schlau gemacht hatte und mit einem Dachdecker an die Umsetzung ging. Der Unterbau erfolgte mit Vlies und Spezialfolie. Eine solche Folie muss wurzelfest und diffusionsoffen sein.
Das so ausgerüstete Flachdach wurde danach mit der Lavaschlacke aus der Eifel befüllt. Es schloss sich die Bepflanzung mit Sedum an. Diese Pflanzen, die mit rund 420 Arten die umfangreichste Gattung der Dickblattgewächse sind, eigenen sich hervorragend für die Dachbepflanzung, da sie robust, resistent und winterhart sind. Zudem sehen sie auch schön aus. Alles wuchs hervorragend an, bildete einen attraktiven Anblick und stellte sich als extrem pflegeleicht heraus.
Bei Backes musste nicht lange überlegt werden: Schon kurze Zeit nach der Teilbegrünung folgte der restliche Dach des Daches. Zudem entschlossen sich die beiden, den Flachdachbereich vor den Wohnzimmer- und Küchenfenstern entsprechend zu gestalten. Diesmal gab es allerdings keine Big Packs, aus denen die Lavaschlacke nach oben getragen werden musste, sondern es fuhr ein Transporter vor und die leichten Schlacketeile wurden in die erste Etage gepustet.
„Das Sedum ist indes sehr vermehrungsfreudig. Da rupft man einfach ein bisschen von einer größeren Pflanze ab und wirft es auf die Schlacke. Ein wenig gießen und es wächst an“, sagt Nobert Backes. Für die Beregnung nutzt er einen Rasensprenger. Er habe auch einmal ein Bewässerungssystem gehabt, das sei viel zu kompliziert und zu teuer mit all seinen Düsen gewesen, bemerkt er. So stellt der Lobbericher einfach den Sprenger auf die große Fläche und schaltet das Wasser ein. Bei den heißen Sommern reiche es, laut Aussage von Norbert Backes, alle fünf Tage die Berieselung für fünf Minuten einzuschalten. In den vorderen Bereichen arbeitet er mit einem Schlauch, der einmal in der Woche für zehn Minuten in den Einsatz geht.
Zu dem Sedum haben sich weitere Pflanzen und sogar kleine Bäumchen gesellt. „Das sind alles Sachen, die wir gar nicht gepflanzt haben, aber die das Bild mitverschönern“, sagt Karola Backes, die sich an der über das Jahr wechselnden Farbenpracht erfreut. „Im Frühjahr geht es mit kleinen gelben Farbtupfern los“, erzählt die Lobbericherin. Selbst im Winter ist durch die roten Perlen an den Bodendeckern Farbe gegeben.
Inmitten der Fläche steht ein Vogelhäuschen und Norbert Backes hat sogar ein kleines, an der Hausmauer angelehntes Gartenhäuschen gebaut. „Das ist hier oben wirklich unser Garten geworden. Wir sitzen auf der Veranda und genießen den Blick über unser Grün. Im Sommer leben wir dank der Outdoorküche regelrecht auf der Terrasse“, sagt er.
Dazu kommen weitere Vorteile. Die Dachbegrünung isoliert und klimatisiert. Im Sommer sind die darunter liegenden Räume um einiges kühler als die Umgebung. Die Pflanzen schützen zudem die Dachhaut und beugen einem Verschleiß vor. Da das Gründach bei Regen das Wasser optimal aufnimmt und speichert, wird auch ein Sturzregen abgepuffert. Es sei rundum nur praktisch, betont das Ehepaar. Sie können eine Dachbegrünung auf der ganzen Linie empfehlen und haben ihren Schritt vor 30 Jahren in diese Richtung nie bereut.