Neue Sozialwohnungen in Nettetal

An der Breslauer Straße soll neben den Obdachlosenheimen im nächsten Sommer ein zweistöckiger Bau errichtet werden.

Nettetal. Bevorzugte Wohnlage am Ortsrand, schmucke Reihen- und Einfamilienhäuser. Hier würde es sich leben lassen. Doch die beiden Wohnblöcke hinterm Spielplatz am Rande des Viertels Breslauer Straße in Kaldenkirchen „sind in die Jahre gekommen“ und „irgendwann abgängig“, wie Susanne Fritzsche den Zustand der beiden Obdachlosenunterkünfte vorsichtig umschrieb. Durch einen geplanten Neubau mit Sozialwohnungen gleich nebenan soll nun „das Umfeld Breslauer Straße aufgewertet werden“, so die Technische Beigeordnete.

Susanne Fritzsche, Technische Beigeordnete

Für „sozialen Wohnungsbau“ gibt es auch in Nettetal „einen Markt“, so Fritzsche: Benötigt werden Mietwohnungen, die sich Bürger mit geringer Rente, Einzelpersonen und Familien mit kleinem Geldbeutel noch leisten können. Doch dafür muss ein uralter Bebauungsplan geändert werden.

Von 1968 stammt das Papier mit Titel „Ka-2a Steyler Straße“. Ein Teil der ausgewiesenen Flächen im Wohngebiet, das heute Breslauer Straße heißt, ist noch nicht genutzt. Hier soll nun die vorgesehene Baufläche „geringfügig verschoben“ werden, der Spielplatz muss dafür verrückt, schließend sollen neue Spielgeräte aufgestellt werden.

Zweistöckig nahe den bestehenden alten Gebäuden soll der „Geschosswohnungsbau“ entstehen. Dem Vernehmen nach sind über 20 Wohnungen geplant, Genaueres verriet Fritzsche nicht: „Die Stadt wird nicht selber bauen.“ Kein Wort über den Investor und mögliche Kosten. Allerdings soll alles sehr schnell gehen, das Gebäude „schon im Sommer 2016 nutzbar“ sein. Deshalb genehmigte der Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss in einer Dringlichkeitsentscheidung das Vorhaben.

Dabei spielen allem Anschein nach noch tiefergehende Überlegungen eine Rolle. Manche der Asylbewerber in Nettetal, die derzeit in Flüchtlingsheimen leben, dürften nach Anerkennung ihres Verfahrens in der Stadt bleiben wollen. Für Bürgermeister Christian Wagner (CDU) „stellt sich deshalb die Frage der dauerhaften Unterbringung“. Mit anderen Worten: Neuer Wohnraum muss her, ob für zeitweise oder dauerhafte Nutzung, weshalb Susanne Fritzsche im Ausschuss in Sachen Bauprojekt Breslauer Straße ankündigte: „Es kann auch sein, dass hier vorübergehend Asylanten unterkommen.“ So könnte im nächsten Sommer eine Art Zweiklassengesellschaft direkt nebeneinander an der Breslauer Straße entstehen: Hier neue Sozialwohnungen auch für Asylanten, da die vielfach kritisierten, weil alten heruntergekommenen Unterkünfte für Obdachlose und Flüchtlinge. Durch die Änderung des Bebauungsplans aber schafft man bereits die Voraussetzungen, die maroden Notunterkünfte „in der Zukunft abzubrechen und eine Bebauung neu anzuordnen“.