Organspende: „Ein Akt der Nächstenliebe“

Muslime und Katholiken in der Region haben einen gemeinsamen Aufruf gestartet.

Niederrhein. Angela Spinrath ist erst 21 Jahre alt — und lebt schon seit drei Jahren mit einer neuen Leber. Eine Transplantation in Essen rettete der Tochter von Altfrid Spinrath, Vorsitzender des Katholikenrats in der Region Kempen-Viersen, das Leben. Den Tag der Spende feiert die junge Frau als „neuen Geburtstag“.

Der Katholikenrat und die Muslimische Gemeinde Viersen sowie verschiedene Vereine haben jetzt zu einer noch größeren Bereitschaft zur Organspende aufgerufen. „Täglich sterben drei Menschen, weil nicht genügend Organe für eine lebensrettende Transplantation zur Verfügung stehen“, heißt es in ihrer Erklärung. Und weiter: „Derzeit warten 12 000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan. Nur ein Teil des Bedarfs kann gedeckt werden. Viele Schwerstkranke werden die Wartezeit nicht überleben — ein Schicksal, das alle gleichermaßen betrifft.“

Nun setzen sich Katholiken und Muslime gemeinsam für eine höhere Spendenbereitschaft ein. „In beiden Religionen wird die Organspende als ein Akt der Nächstenliebe angesehen“, betont Altfrid Spinrath. Ausdrücklich unterstützt wird er dabei von Fuat Arslan, dem Vorsitzenden der Muslimischen Gemeinde Viersen. Er erklärt, dass der Koran einer Organspende nicht entgegenstehe, sofern dies unentgeltlich geschehe und Anonymität gewahrt bliebe: „Organspenden sind erlaubt und sehr wichtig.“ In seiner Gemeinde wird er ab sofort Organspendenausweise auslegen, in deutscher und in türkischer Sprache. Fuat Arslan: „Es ist ein gemeinsames Anliegen von Christen und Muslimen.“

Durch verschiedene angedachte Modelle, die auch im politischen Raum inzwischen ein zentrales Thema sind, soll geprüft werden, wie die Verbindlichkeit beim ernsten Thema Organspende erhöht werden kann. Aber, da ist sich die Runde am Niederrhein einig: Die Organspende muss ein Akt der Freiwilligkeit bleiben.

Michael Bessell, der Vorstandsmitglied von Lebertransplantierte Deutschlands e.V. ist und selbst eine Leber transplantiert bekam, fordert unter anderem, dass die Organisation an den Krankenhäusern verbessert werden müsse. Laut Dr. Norbert Arbogast, Oberarzt am Nettetaler Krankenhaus, sind die Krankenhäuser schon heute verpflichtet potenzielle Spender zu melden. Allerdings: Transplantationen seien nur in speziellen Zentren möglich.

Johannes Nienhaus, Geschäftsführer des Katholikenrats betonte, dass „nur zehn Prozent der Betroffenen das Glück haben, einen Spender zu bekommen“. Angela Spinrath, die alle zwei Monate zur Kontrolle nach Essen muss, sagt, dass sie ohne die Organspende heute nicht mehr leben würde.

Sie hat einen anonymisierten Brief an die Angehörigen „ihres“ Organspenders geschrieben. „Ich bin sehr dankbar“, sagt sie.