RWE-Aktie: Fehlende Dividende kostet den Kreis 1,4 Millionen

Neben der ausbleibenden Ausschüttung sorgt auch der Kursrutsch der Aktie für Verluste.

Kreis Viersen. Vorstand Peter Hauptmann wird zunächst einmal keinen neuen Wirtschaftsplan für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Viersen aufstellen. Die „Invest Region Viersen“ ist aber extrem abhängig von den 1,4 Millionen RWE-Aktien in ihrem Besitz. Hauptmann hatte im Dezember zwar weniger als einen Euro Einnahme pro Aktie aus der Dividende eingeplant, aber die nun lancierte Nachricht, der Energieriese werde überhaupt keine Ausschüttung vornehmen, erhöht die Sorgen. Der Geschäftsführer versichert aber, dass selbst eine komplett ausbleibende Dividende die Liquidität oder auch Projekte der Invest Region Viersen nicht gefährdet.

Die Aktienwerte schwanken zwar, zogen in den vergangenen Tagen aber leicht an. „Ganz überrascht bin ich jetzt aber nicht“, sagte er. Den Wirtschaftsplan habe er so aufgestellt, dass er unangenehme Entwicklungen zunächst einmal auffangen kann.

Im Kreishaus sind die Sorgen ebenfalls gewachsen. Kämmerer Thomas Heil muss in Kürze den Wert der Aktien, die die Invest Region hält, anpassen. Der Verlust dürfte bei mehr als 22 Millionen Euro liegen. Die Aktie steht mit 30 Euro in den Büchern, dümpelte gestern aber bei unter 11 Euro. Zur Erinnerung: Als der Kreis vor wenigen Jahren seine Eröffnungsbilanz zur neuen Haushaltsführung machte, standen die Aktien noch mit einem Wert von 53,54 Euro in den Büchern. Im Klartext bedeutet eine neuerliche Abwertung, dass der Kreis sein Vermögen aufgezehrt hat. In der allgemeinen Rücklage stehen 21 Millionen Euro.

Die FDP-Kreistagsfraktion sieht die Entwicklung mit einer Mischung aus Sorge und Empörung. Die Talfahrt der RWE-Aktie sei das Ergebnis des unkontrollierten Ausstiegs aus der Atomenergie, schimpft Kreisvorsitzender Wolfgang Lochner. „Die Folgen müssen jetzt die Kommunen mit ihren Anteilen an Energieunternehmen wie RWE tragen.“ Das werde neben der Invest Region auch die Tourismus Niederrhein GmbH und die Wohnungsbaugesellschaft des Kreises, GWF, treffen. Nach den Beratungen über den Nachtragshaushalt begrüßt die FDP die Ankündigung von Landrat Andreas Coenen (CDU), die interkommunale Zusammenarbeit zu fördern und den Kreis stärker als Dienstleister für die Kommunen auszurichten. Die FDP-Fraktionsvorsitzende Irene Wistuba fordert eine Aufgabenprüfung des Kommunalen Rechenzentrums. Der Kreis zahlt mehr als vier Millionen Euro für dessen Leistungen, davon entfallen 2,8 Millionen auf die Entwicklung neuer Programme. Wistuba: „Irgendwann muss es ja mal gut sein.“