Segelflug: Der Himmel über Elmpt
Der Aeroclub Phoenix Brüggen würde gerne wieder vom Briten-Areal aus starten.
Niederkrüchten. Sven Dohmen ist begeisterter Segelflieger. Er hat Elmpt schon etliche Male von oben gesehen. Denn bis 2012 hatte der Aeroclub Phoenix Brüggen (kurz ACB) eine Partnerschaft mit den Briten. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in dem Niederkrüchtener Ortsteil stiegen von der Anfangszeit des Militärs Mitte der 50er Jahre bis ins vergangene Jahr immer wieder die lautlosen Maschinen in den Himmel.
1995 war der ACB gegründet worden, seit 1997 verband die leidenschaftlichen Segelflieger eine Freundschaft mit den Briten. Seit mehr als zehn Jahren existierte dort auch das „British Army Germany Gliding Centre“, das den Deutschen regelmäßige Starts und vor allem auch die Ausbildung junger Leute ermöglichte.
2012 war damit Schluss, denn da begann das Ende der britischen Ära in Elmpt. Anfang 2015 sollen die letzten Soldaten das riesige Areal an die Bundesrepublik zurückgeben. Planungshoheit hat die Gemeinde Niederkrüchten. Und an diese und die örtlichen Politiker wenden sich die Mitglieder des ACB jetzt in einem offenen Brief: Sie möchten wieder fliegen können, wenn der Abzug der Briten vorbei ist und das Gelände überplant wird.
Ein offizieller Antrag an den Rat wird gerade vorbereitet. Besonders wichtig ist den 25 Mitgliedern des ACB, dass sie zwar selbst alle gern fliegen, aber ihr Hauptaugenmerk auf der Jugendarbeit liegt. Sie stellen sich eine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen vor, wollen Schnupperkurse anbieten — und so auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass Fliegerei ein „elitäres Hobby“ sei.
„Wir sind ganz normale Menschen — wie der Student, Polizist, Buchhalter oder Mechaniker von nebenan“, schreibt Hermann Hante, der stellvertretende Geschäftsführer des „Deutschen Aero Club Landesverband NRW“ an Bürgermeister, Landrat und die Politiker in Niederkrüchten.
Und dem Ökologie-Gedanken wolle man auch Rechnung tragen. Die Segelflugzeuge (der Verein besitzt drei Stück) sollen nicht mit einem Motorflugzeug in die Luft geschleppt werden, sondern von einer Winde, die am Boden bleibt und mit Öko-Strom betrieben werden könnte.
Für die Segelflieger wäre Elmpt ein wichtiger Standort. Zum einen stellen sie sich vor, Teile der alten Landebahn nutzen zu können. Den anderen Grund erklärt Sven Dohmen so: „Wenn man sich die Kontrollzone rund um Mönchengladbach und Düsseldorf anschaut, erkennt man schnell, dass es nur wenige Flecken im Umkreis gibt, bei denen man nicht bei einer bestimmten Höhe in die Kontrollzone einfliegt und somit eine Luftraumverletzung begeht. Elmpt hingegen liegt so günstig, dass man bis auf 3050 Meter steigen darf.“
Damit sich Thermik (gemeint ist warme aufsteigende Luft) bilden könne, brauche es die Sonne und eine Oberfläche, die sich leicht erwärme. „Ideal wären die sandigen Böden um Elmpt und die großen Asphaltflächen des Flugfelds“, so Dohmen. Außerdem sei das Gelände auch für Jugendliche mit dem Bus gut zu erreichen.
Niederkrüchtens Kämmerer Klaus Blech ist skeptisch, was das Projekt angeht. „Wir haben in langer Zeit einen Konsens gefunden, was auf dem Gelände passieren soll. Jetzt sieht es so aus, als ob auch die Landesplanung unsere Ideen übernehmen würde. Da wäre es nicht klug, noch einmal von vorn anzufangen.“ Die Landebahn sei komplett für die Nutzung regenerativer Energien vorgesehen, dort sei kein Platz mehr für die Segelflugzeuge. „Für Segelflugplätze braucht man auch Abstandsflächen, damit die Flugzeuge nicht in hohen Bäumen oder Windrädern hängen bleiben“, so Blech weiter.
„Wir müssen als Gemeinde auch sehen, dass wir Arbeitsplätze schaffen und Wertschöpfung für unseren Ort betreiben“, sagt der für die Finanzen zuständige Verwaltungsvertreter. Deswegen sei für ihn am bestehenden Plan nicht zu rütteln. Ein entsprechenden Antrag des Vereins soll aber der Politik vorgelegt werden.