Spekulationen über Kaiser’s-Filialen
Es kursieren sowohl Spekulationen über die Schließung von Filialen als auch solche über Übernahmen durch Netto.
Viersen. Eines steht fest: Am Freitag ist Aufsichtsratssitzung bei Kaiser’s Tengelmann. Das bestätigte die Sprecherin des Unternehmens in Mülheim. Doch mehr wollte sie zu aktuellen Schließungsgerüchten für rund 80 Kaiser’s Filialen in NRW nicht sagen. In der Gerüchteküche brodelt es derweil gewaltig: Es gab Spekulationen, dass Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub höchstpersönlich gestern die beiden verbleibenden Viersener Filialen aufgesucht und die Schließung der beiden Märkte zum Ende des Jahres verkündet habe.
Peter Kohne, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
Peter Kohne, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Kaiser’s Tengelmann, bestätigte das nicht: „Davon ist mir nichts bekannt.“ Überhaupt sei die Lage unverändert kritisch, aber keinesfalls neu. In der aktuell kursierenden Liste, auf der auch die beiden Viersener Supermärkte aufgeführt sind, seien diejenigen Märkte verzeichnet, die möglicherweise von Netto weitergeführt werden könnten, erklärte Kohne.
Allein im Kreis Viersen wären sechs Kaiser’s-Filialen von einer Schließung betroffen: die Viersener Märkte im Löhcenter und an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße, die Filiale in Nettetal-Schaag am Hubertusplatz, in Waldniel an der Sankt-Michael-Straße und zwei weitere Märkte in Willich. Rund 600 Menschen — Stand Sommer 2015 — arbeiteten im Kreis Viersen bei Kaiser’s. Inzwischen dürfte die Zahl gesunken sein. Regionalverwaltung und Logistikcenter haben rund 200 Mitarbeiter. Sollte Edeka den Vollsortimenter übernehmen, würden Regionalverwaltung und Logistikcenter in Viersen geschlossen.
Die Stimmung bei den Mitarbeitern der angeschlagenen Supermarkt-Kette ist angespannt. „Ob in Lager, Verwaltung oder in den Filialen. Die Sache geht allen an die Nerven“, so Kohne. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende hofft, dass die Gerichte zügig entscheiden. „Damit wir Klarheit haben. Aber es ist jetzt nun mal so, dass andere über unsere Köpfe entscheiden.“
In Viersen wird tatsächlich auch über Netto spekuliert: Möglicherweise wolle sich der gut laufende Netto-Discounter im Löhcenter erweitern und würde Fläche von Kaiser’s übernehmen oder ganz auf die Kaiser’s Fläche ziehen. Über Kaiser’s an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße spekulierte man, dass er — sollte Edeka an der Brüssler Allee einen großen Markt eröffnen — vermutlich ebenfalls in einen Netto-Markt umgewandelt werde.
„Für die Mitarbeiter ist das der Horror: keine Sicherheit, keine Perspektive“, sagte Verdi-Generalsekretärin Sabine Busch. „Mit Edeka könnte es einen sauberen Übergang geben. Die Bedingungen waren ausgehandelt. Ich hoffe auf eine schnelle Entscheidung. Die Situation wird dramatischer, je länger sie dauert.“