Ärger bei Twitter Stellenabbau bei Vodafone: Wirbel um Tweet von CDU-Mann Optendrenk
Dass Vodafone Stellen abbauen will, kommentiert CDU-Landtagspolitiker Marcus Optendrenk mit der Bemerkung, dann könne das Geld ja ins Netz am Niederrhein fließen. Contra gibt's sofort.
Düsseldorf. Vodafone baut Stellen ab. Das verkündete der Konzern am Mittwoch in Düsseldorf. Was für etliche Mitarbeiter zunächst mal eine Schreckensnachricht sein dürfte, ruft bei Marcus Optendrenk, CDU-Abgeordneter im NRW-Landtag eine Reaktion hervor, die man durchaus als süffisante Lästerlichkeit interpretieren kann, gepaart mit einem Stück Niederrheiner-Egoismus:
Wenn bei den Arbeitsplätzen jetzt gespart werde, dann sei ja vielleicht "(...) endlich Geld da, um die flächendeckenden Funklöcher am Niederrhein zu beseitigen", schreibt er beim Kurznachrichtendienst Twitter - nebst Link zum Bericht über die Kürzungen bei dem Kommunikationskonzern.
Contra gibt es sofort - zum Beispiel vom Grünen-Sprecher Jan Miebach: "Was interessieren mich individuelle Schicksale, ich will telefonieren!!! Die @CDUNRW_Fraktion beweist 1a #Tauber-Qualitäten", twittert er zurück - und stellt damit die (schon irgendwie naheliegende) Verbindung zu jüngsten Ausrutscher des CDU-Bundes-Generalsekretärs Peter Tauber her. Der hatte sich einen Shitstorm eingefangen, als er einen Twitter-Nutzer in der Diskussion um Vollbeschäftigung mit der Bemerkung abbürstete, wer etwas anständiges gelernt habe, brauche keine drei Minijobs - entsprechendes hatte der Kontrapart zuvor geäußert.
Miebachs Mit-Grüner Norwich Rüße, im NRW-Landtag Sprecher für Landwirtschaft, Naturschutz, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit, weiß Rat, was Optendrenk wohl geritten haben könnte: "Naja, vielleicht ist das so 'ne Art Pflichtübung für CDU-Abgeordnete, wenn mit der FDP koaliert wird: eine Spur soziale Härte zeigen....", twittert er.
Optendrenk selbst scheint an seiner Einlassung nichts Falsches finden zu können. An Miebach schreibt er, öffentlich: "Verstehe ich nicht. Vodafone ist Dienstleister, der für Millionen Kunden Leistungen erbringt. Diese Qualität ist verbesserungsfähig. #fail". Die Reaktion des Grünen-Sprechers Oliver Koch, der ebenfalls Tauber-Parallelen zieht ("Erst Tauber und dann die @CDUNRW_Fraktion so: Ihr werdet arbeitslos? Hurra, dann werden endlich die Funklöcher gestopft.") findet Optendrenk "(...) einfach zuuu billig (...)". Schließlich sei Vodafone ja sozialverträglich unterwegs.
Dass er den Tweet keinesfalls lästerlich gemeint habe, bekräftigt Optendrenk am Donnerstagabend auch nochmal im Gespräch mit unserer Redaktion: Er habe darauf aufmerksam machen wollen, dass das Mobilnetz am Niederrhein Lücken aufweise - und dass deren Schließung wünschenswert wäre. So etwas sei schließlich im Digitalzeitalter nicht hinnehmbar. Und er stellt klar: Sein Tweet sei nicht auf die Kern-Nachricht des Textes - sprich: den Stellenabbau - bezogen, die sich (freilich, natürlich, und als erstes lesbar) auch in der Überschrift findet. Sondern auf den letzten Absatz. Hier stellt Vodafone dar, der Abbau sei Teil eines Gesamt-Konzeptes zur digitalen Neuausrichtung. Und man suche sogar neue Mitarbeiter: Digitalexperten nämlich.
Seinen grünen Kritikern wirft Optendrenk vor, "nur Überschriften zu lesen". Dass sein Tweet in die Hose gegangen sei - das sei ihm selbst auch bewusst, sagt der CDU-Mann. Aber das "muss ich jetzt aushalten". Und vielleicht werde sich ja noch eine ernsthafte politische Diskussion daraus ergeben - über Anforderungen an Mobilfunkkonzerne in Sachen Netzausbau in ländlichen Gebieten.