Dülkener dreht Filme für die Fußball-Helden von morgen

Volker Groß erstellt für den DFB Lehrfilme. Bald hilft er auch Borussia Mönchengladbach bei der Entwicklung der Jugendarbeit.

Foto: Freise

Dülken. Die Zeiten des Rumpelfußballs sind in Deutschland schon lange vorbei. Nur noch die Älteren unter uns können sich an den peinlichen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden erinnern, als die 0:3-Niederlage gegen eine portugiesische B-Elf das erschütternde Vorrunden-Aus besiegelte. In der Rückschau ein heilsamer Schock, denn in der Folge wurde die Nachwuchsarbeit in Deutschland völlig neu aufgestellt und die Basis für den WM-Titel 2014 geschaffen. Und auch darüber hinaus verfügt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) über ein großes Potenzial an hochtalentierten Spielern.

Jetzt schickt sich der Dülkener Volker Groß an, ein kleines Mosaiksteinchen in den Bemühungen des DFB zu werden, diese positive Entwicklung fortzuschreiben. Mit seiner Firma Videoteach ist Groß als Partner des Philippka-Sportverlages aus Münster nämlich an der Entstehung einer Lehrfilmreihe beteiligt, mit deren Hilfe der DFB seine neuen Leitlinien in Sachen Nachwuchsfußball nahe an die Basis bringen möchte, sprich zu den Vereinen und ihren Jugendtrainern. „Der DFB nutzt verschiedene Möglichkeiten, seine Vorstellungen von der Ausbildung junger Spieler zu verbreiten. Zum Beispiel bei Infoabenden für Stützpunkttrainer oder mit Hilfe des DFB-Mobils“, erklärt Groß. Und ergänzt: „Doch an der Vereinsbasis kommt vieles nicht so schnell an. Da kommen dann die Lehrfilme ins Spiel, die ein Teil des breiten DFB-Angebots sind.“

In Sachen Lehrfilme kann der 63-jährige Volker Groß einen großen Erfahrungsschatz vorweisen. Weil er im Hauptberuf als Trainingswissenschaftler und Fachmann für Video-Analyse am Olympiastützpunkt Rhein-Ruhr in Essen schon etliche internationale Topereignisse begleitet hat, kam Anfang der 1990er-Jahre Dietrich Späte, damals Verlagsleiter des Philippka-Sportverlages und heute Groß’ Partner bei Videoteach, mit der Idee auf ihn zu, Lehrfilme zu produzieren. Los ging’s mit Handball, später kam auch Leichtathletik und eben Fußball hinzu. Von 1996 bis 2004 entstand eine umfangreiche Videoreihe für den DFB. Anschließend gab’s ab und an noch kleinere Auftragsarbeiten für den DFB.

Volker Groß

Grundsätzlich, so Groß, hatte der DFB schon länger geplant, die neuen Erkenntnisse aus der Nachwuchsarbeit für die Basis aufzubereiten, doch die häufigen Wechsel auf der Position des DFB-Sportdirektors seit dem Abschied von Matthias Sammer im Jahr 2012 hätten den Entscheidungsprozess verzögert. Doch seit Horst Hrubesch den Posten bekleidet, hat das Projekt Fahrt aufgenommen. Das von DFB-Trainer Ralf Peter, von 1995 bis 1999 Jugend-Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach, mitentwickelte Konzept zu den neuen Leitlinien wird jetzt filmisch umgesetzt. Worin es darum im Kern geht, erklärt Volker Groß: „Der DFB hat erkannt, dass in den Vereinen inzwischen schon in der Jugend viel Mannschaftstaktik trainiert wird. Die Basis im Fußball ist aber das Spiel gegen 1:1, die Förderung der individuellen Fähigkeiten ist zu Beginn wichtiger.“ Außerdem gehe es darum, auf Entwicklungen zu reagieren. Etwa, dass Außenverteidiger oder Mittelstürmer, die höchsten Ansprüchen genügen, aktuell in Deutschland ein rares Gut sind.

Mitte Juni wurde beim TuS Haltern, wo Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder Vorsitzender ist, ganz in der Nähe des in Münster angesiedelten Philippka-Verlages mit den Dreharbeiten begonnen. Inhaltlich geht es darum, wie in den jüngeren Jahrgängen die individuell technisch-taktischen Grundlagen in der Offensive und Defensive verbessert werden können. Im August wird dann bei Borussia Mönchengladbach weitergedreht, um mit Hilfe der U23 das Ziel der Entwicklung deutlich zu machen.

Volker Groß wird das Projekt durch seine langjährige Erfahrung einerseits hinter der Kamera begleiten, ist aber als Geschäftsführer von Videoteach auch in die organisatorische Umsetzung eingebunden. Schließlich soll mit den modernsten technischen Mitteln und didaktischen Methoden gearbeitet werden. So werden zum Beispiel für besondere Perspektiven Drohnen eingesetzt. Und in der Nachbearbeitung geht es darum, festzulegen, wo Vorgänge mit Hilfe von Texteinblendungen, Kommentaren oder Animationen erklärt werden müssen.

Groß freut sich über das neue Projekt, denn in seinem Job am Olympia-Stützpunkt ist die Rente nicht mehr fern. Und er sucht nach einem fließenden Übergang, um sich im „Ruhestand“ weiter zu beschäftigen. „Ich habe mit Sport mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich kann damit einfach nicht ganz aufhören.“