Fußball Vor der DFB-Auslosung am Sonntag: Die Gladbacher Pokalgesetze
Mönchengladbach · Am Wochenende wird die erste Runde im DFB-Pokal ausgelost. Gerade für Bundesligisten ist das mitunter eine unangenehme Aufgabe.
Marco Rose sitzt schon wieder in den Startlöchern. Ein paar Tage Ruhe noch in heimischen Gefilden, dann geht für den Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach und sein Team der Trainingsbetrieb wieder los. Schließlich wirft die erste DFB-Pokalrunde bereits ihre Schatten voraus (11.-14. September). Am kommenden Sonntag wird erst einmal ausgelost in der ARD-Sportschau um 18.30 Uhr. Allerdings ist das Feld der 64 Teilnehmer bei weitem noch nicht vollständig. Das Problem ist, dass viele Landespokal-Wettbewerbe, deren Sieger im DFB-Pokal an den Start gehen, noch nicht zu Ende gespielt werden konnten. Deshalb wird das Zeremoniell am letzten Juli-Sonntag in Köln mit entsprechenden Platzhaltern durchgeführt. Der frühe Zeitpunkt der Auslosung hängt zwangsläufig mit der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden komplizierten Maßnahmenkatalog zusammen. „Die Amateurvereine stehen in Bezug auf das Hygienekonzept vor besonderen Herausforderungen. Ihnen soll eine intensive Planung ermöglicht werden. Ein größerer zeitlicher Vorlauf ist unabdingbar“, teilte der DFB auf seiner Website mit.
Borussia Mönchengladbach sieht der Auslosung am Sonntag gelassen entgegen: Vor knapp einem Jahr kam der mit höchsten Weihen aus Salzburg zum fünffachen Deutschen Meister gewechselte Trainer Rose bei seinem Debütspiel mit Gladbach allerdings gleich in Bedrängnis, ehe sein Team im Wetter-Chaos von Sandhausen die Aufgabe beim Zweitligisten mit 1:0 meisterte. „Es war eng, es war umkämpft, es war ungemütlich, aber wir kamen in die nächste Runde“, erinnert sich Rose an die „Nachtvorstellung“ am Hardtwald, die nötig wurde, weil sich der Anpfiff der Partie wegen Gewitter, Sturm und Regen um rund 45 Minuten verspätet hatte. Das erste von 42 Pflichtspielen der Gladbacher war glücklich überstanden, und mit dem letzten gegen Hertha BSC, kehrte die Fohlen Elf vor ein paar Wochen auf die große Fußball-Bühne in Europa zurück.
Wille der Mannschaft zeigte sich schon im ersten Pflichtspiel
Sportdirektor Max Eberl maß gerade dem ersten Pflichtspiel am 9. August vorigen Jahres unter dem neuen Trainer große Bedeutung bei. „Man hat in dem von beiden Teams verbissen geführten Spiel im Ansatz gesehen, was Marco mit der Mannschaft vorhat“, sagt er im neuen Mitglieder-Magazin Fohlen Echo, „insbesondere der Wille, die Führung nach 19 Minuten durch Marcus Thuram nicht mehr abgeben zu wollen und mit allen Mitteln zu verteidigen hat mir imponiert. Das Team hat sich diese Grundhaltung auch in der Folgezeit angeeignet und mit so mancher großen Willensleistung Spiele aus dem Feuer gerissen.“
Torschütze Thuram deutete seiner Zeit auf Anhieb seine Klasse und Ausstrahlung an und hat im weiteren Verlauf bewiesen, dass er ein großer Gewinn für die Mannschaft ist. Rückblickend sei, so Manager Eberl weiter, alles zu 100 Prozent aufgegangen, so wie wir uns das vorgestellt haben. Ich werde deshalb nicht müde, zu betonen, dass Rang vier und die Qualifikation für die Königsklasse wie ein Titelgewinn ist.“
Auf einen echten Titel wartet die Gladbacher Borussia seit 25 Jahren. Der schnellste Weg zum „großen Glück“ ist nach wie vor die Route über den DFB-Pokal. Auch für den ehrgeizigen und erfolgshungrigen Marco Rose ist dieser prickelnde Wettbewerb stets eine große Herausforderung. Als Spieler, wie als Trainer. In letzterer Funktion stand er bei seinem früheren Klub Red Bull Salzburg schon ganz oben auf dem Treppchen. Dass es in der vergangenen Saison mit Gladbach gleich in Runde zwei vorbei war (1:2 in Dortmund) wurmt ihn immer noch: „Wir waren die bessere Mannschaft und haben unglücklich verloren.“ Nun geht die Jagd auf einen Titel wieder von vorne los, und Marco Rose ist offenbar bereit für neue Taten: „Wenn du im Sport große Dinge erreichen möchtest, müssen Lust und Mut größer sein als mögliche Zweifel. Es wird immer darum gehen, nicht stehen zu bleiben, sondern sich weiterzuentwickeln, Widerstände zu überwinden und auch Rückschläge zu verarbeiten.“
Die Gladbacher, die auf eine große Pokalgeschichte blicken können und dreimal den Cup nach Mönchengladbach holten (1960, 1973 und 1995), scheiterten in diesem Jahrtausend nur zweimal in der ersten Runde: 2004 bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München und vor fünf Jahren bei Darmstadt 98, als der ewige Pechvogel Branimir Hrgota im entscheidenden Elfmeterschießen am Böllenfalltor mit einem lässigen Lupfer patzte. Da war Lucien Favre noch der Trainer in Gladbach, und Marco Rose hatte die ersten Sprossen der Erfolgsleiter in Salzburg gerade erst betreten.