Streit um Sozialplan bei Birkenhof
Wie berichtet soll das Fleischwerk in Viersen Anfang 2017 schließen. Mit dem Angebot für eine Übernahme in eine Transfergesellschaft sind die rund 90 Mitarbeiter nicht einverstanden. Sie bangen um ihre Jobs.
Viersen. Für die rund 90 Beschäftigten des Birkenhof-Fleischwerks in Viersen ist die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr nur bedingt besinnlich. Die Menschen bangen um ihre Arbeitsplätze. Der seit 1961 bestehende Metzgerei-Großbetrieb soll Anfang des kommenden Jahres geschlossen werden. „Obwohl der Mietvertrag an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße noch bis zum Jahr 2020 läuft, und die Logistik am Standort bleiben soll“, sagte ein Sprecher des Tengelmann-Fleischwerks gestern.
Der Birkenhof mit insgesamt drei Standorten ist eine Tochter von Kaiser’s Tengelmann, die nach einem langen Übernahmepoker nun vom Branchenprimus Edeka übernommen wird. Die drei Fleischwerke belieferten bislang die rund 450 Kaiser’s-Supermärkte. Die Zukunft der rund 15 000 Beschäftigten in den Supermarkt-Filialen bundesweit ist für fünf Jahre gesichert, nicht aber die 90 Arbeitsplätze des Viersener Fleischwerks. Gestern gab es in Mülheim ein Sondierungsgespräch mit dem Birkenhof-Betriebsratsvorsitzenden Uwe Jansen und Edeka in Mülheim. Das bestätigte Jörg Sticher, Anwalt des Birkenhof-Betriebsrats. Aus der Zentrale von Kaiser’s Tengelmann in Mülheim hieß es gestern lediglich dazu: „Der Birkenhof geht zum 1. Januar 2017 an Edeka über.“
Vorgestern bereits fand in Viersen eine Betriebsversammlung statt, auf der die Mitarbeiter ihrer Enttäuschung über die Schließung Luft machten. Gut ein Drittel der Belegschaft ist über 55 Jahre alt und viele Jahre im Viersener Fleischwerk beschäftigt. „Entschieden ist nichts. Die Belegschaft will den Erhalt des Werks. Dafür gibt es konkrete Vorschläge. Mit den Mitarbeitern wollen wir die Wirtschaftlichkeit des Viersener Standorts darlegen“, erklärte der Anwalt des Betriebsrats. Die Ministererlaubnis, die für die Übernahme der Supermarktkette gelte, sehe Schließungen nur bei einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit vor, argumentiert Sticher.
Das Viersener Werk ist der einzige von drei Birkenhof-Standorten, der geschlossen werden soll. Das ostdeutsche Fleischwerk in Perwenitz soll laut einer Viersener Mitarbeiterin an Rewe gehen, das süddeutsche Werk in Donauwörth an Edeka. Grundlage für die Schließungspläne ist ein Tarif-Sozialplan, der im Sommer im Zuge der Übernahmeverhandlungen ausgehandelt wurde. Dabei soll die Gewerkschaft Nahrung Genuss und Gaststätten (NGG) der Schließung in Viersen „im Interesse der Gesamteinigung“ zugestimmt haben.
Für die NGG hagelte es bei der Betriebsversammlung Kritik. „Das wurde über den Kopf des Betriebsrats hinweg entschieden. Man hätte uns mehr ins Boot holen müssen“, sagte Betriebsratsvorsitzender Uwe Jansen. Auch mit den weiteren Ergebnissen des ausgehandelten Sozialplans sind die Viersener Birkenhof-Beschäftigten nicht einverstanden: Es soll eine Transfergesellschaft geben, in die die Beschäftigten die Hälfte ihrer Abfindung quasi als Eintrittsgeld einzahlen sollen. In der Transfergesellschaft würden die Mitarbeiter zwölf Monate weiter beschäftigt. Bei langjährigen Mitarbeitern mit entsprechend hohen Abfindungssummen würden hohe Summen fällig. „Für mich persönlich sieht die Transfergesellschaft nach einer Pro-Forma-Lösung aus“, sagt der Jurist Sticher.