Textilmuseum steht vor dem Aus

Der Hof ist marode. Ob er saniert werden kann, ist noch nicht sicher. Eine Alternative ist der Bongartzhof im Sassenfeld.

Foto: Burghardt

Nettetal. Ein Kleinod, idyllisch am Wald gelegen, voller alter Schätze: Das Textilmuseum „Die Scheune“ gilt als ein Aushängeschild Nettetals: „Wir sollten überlegen, ob es nicht Alternativen gibt“, sagte Nettetals Kulturdezernent Armin Schönfelder. Das Gebäude sei sanierungsbedürftig, die Sammlung von Ausstellungsstücken an verschiedenen Orten ausgelagert, erläuterte er im Kulturausschuss. Experten sollen ein Konzept erstellen, ob und wie Museum und Sammlungen zu retten sind.

„Die Scheune hat einen erheblichen Instandsetzungsbedarf“, sagte er. Im denkmalgeschützten Fachwerkhof, ohnehin für größere Ausstellungen oder Besuchergruppen zu eng, sei das Mauerwerk feucht, das Dach undicht und von Schimmel befallen. Auch der Brandschutz ist nicht mehr aktuell. Das sei bedauerlich, zumal das von Walter und Hildegard Tillmann gegründete Museum historisch bedeutsame Exponate der rheinischen Textilmanufaktur beherberge — von Webstühlen über Spinnräder bis zu Geweben.

BirgitLienen, Museumssprecherin

Mittlerweile aber ist genau diese Sammlung zum Problem geworden, weil sie kaum noch überschaubar ist: Sie ist auf acht verschiedene Aufbewahrungsorte aufgeteilt, vom Privathaus der Tillmanns bis zum historischen Bongartzhof im Sassenfeld. Kein haltbarer Zustand, da sind sich sowohl der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als auch das Kuratorium der Stiftung Textilmuseum „Die Scheune“ einig. Und dabei geht es um mehr als nur um den Erhalt und die fachgerechte Aufbewahrung von wertvollen Exponaten. Denn das Museum ist nicht nur ein Ausstellungsgebäude. Ein umfangreiches Programm füllt „Die Scheune“ mit Leben, lockt jährlich viele Besucher an. Neben Führungen, Ausstellungen und Vorträgen werden Workshops und Veranstaltungen auch für Kinder angeboten — Fachblätter wie „Textilkunst international“ berichten darüber. Für Museumssprecherin Birgit Lienen steht deshalb fest: „Dieses kleine Museum hat sich einen großen Namen in Fachkreisen erarbeitet.“

Gründe genug also, das Museum und seine Schätze zu erhalten — in welcher Form auch immer. „Die Sammlungen haben eine bessere Lagerung und Ausstellungsmöglichkeit verdient“, sagte Schönfelder. Förderanträge für ein Sammlungskonzept, auf dessen Basis im Jahr 2017 die Exponate bewertet und gegebenenfalls restauriert werden sollen, seien laut Schönfelder gestellt. Fachfirmen haben dafür bereits Angebote eingereicht.

Inwieweit Instandsetzungs- oder Umbaumaßnahmen des Museums, möglicherweise mit Fördermitteln etwa vom LVR, NRW-Stiftung oder Sparkassenstiftung sinnvoll sind, wird laut Schönfelder geprüft: „Ob das am jetzigen oder an einem neuen Standort erfolgen kann, ist noch offen.“ Notwendige neue Planungen sollten auch in Abstimmung mit dem Ehepaar Tillmann erfolgen.

Dabei deutete der Kulturdezernent an, dass der Bongartzhof im Sassenfeld möglicherweise nicht nur eine künftige Unterbringungsmöglichkeit für die Sammlungen sein könne, „sondern sich auch für Lagerung und Ausstellung in einem eignen würde“, sagte Schönfelder. Eine Prognose, ob das Textilmuseum am jetzigen Standort erhalten bleibt oder langfristig im Bongartzhof untergebracht wird, gab Schönfelder nicht ab. „Noch ist nichts entschieden“, sagte er.