Tour-Aus löst großes Bedauern aus

Die Tour de France wird im kommenden Jahr nicht durch den Kreis Viersen fahren. Das trübt vor allem in Nettetal die Stimmung — aber nicht bei allen.

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Kreis Viersen. Die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt: Die Teilnehmer der Tour de France werden sich südlich des Kreises Viersen auf den Weg von Düsseldorf nach Frankreich machen. Mehrere Städte und Gemeinden im Kreis hatten damit geliebäugelt, dass die Radrennfahrer über ihre Straßen fahren, so auch Nettetal, Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal. „Die Tour hätte der Region einen guten Schub gegeben“, ist Martina Baumgärtner, Prokuristin der Kreis-Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Invest Viersen, überzeugt.

Thomas Meiners, Radrennfahrer vom SC Union Nettetal

Gestern haben die Organisatoren der Tour de France den Streckenplan in Paris präsentiert. Nach dem Auftakt in Düsseldorf führt die Strecke durch den Kreis Mettmann zurück nach Düsseldorf und dann über Neuss und Mönchengladbach in Richtung Aachen bis zur belgischen Stadt Lüttich. Dass die Etappe am 2. Juli nicht durch den Kreis Viersen führt, liege am Zielort Lüttich, erklärte Baumgärtner. Den müssten die Fahrer auf direktem Weg erreichen, hat sie erfahren: „Eine Schleife durch den Kreis Viersen war da leider nicht mehr drin.“

Die Entscheidung aus Paris sorgte gestern auch für überwiegend betrübte Gesichter bei den Bürgermeistern von Nettetal, Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal sowie Radsportlern aus dem Grenzland. „Das ist sehr schade für die Stadt Nettetal“, sagte Bürgermeister Christian Wagner (CDU): „Die ersten Vorplanungen von Vereinen hatten bereits begonnen.“ Unumwunden gab er zu: „Ich bin traurig.“

Da stimmte auch Wilfried Schmitz in seiner Funktion als Vorsitzender des SC Union Nettetal und dessen Radsportabteilung ein: „Die Enttäuschung ist groß. Düsseldorf hat sich gestern in Paris hervorragend präsentiert, aber als dann der weitere Streckenverlauf bekanntgegeben wurde, hat sich meine Stimmung schnell verschlechtert.“

Doch von Resignation ist Schmitz weit entfernt. Das am Tag vor dem Tourstart geplante französisch geprägte Stadtfest auf dem Lamberti-Markt inklusive eines Radrennens soll es eventuell trotzdem geben. „Schließlich sind wir nur 25 Kilometer von der Strecke in Mönchengladbach entfernt“, betonte Schmitz.

Rainer Beckers, Radrennfahrer aus Dülken

Der in der Region bekannte Senioren-Radrennfahrer Thomas Meiners, auch Mitglied bei der Union, findet es schade, dass die Tour nicht ins Grenzland kommt. „Das hätte der Region Aufwind gegeben. Die meisten Vereine haben Nachwuchssorgen. In dieser Hinsicht hätte die Tour de France ihnen gutgetan“, sagte der 57-Jährige: „Für mich war damals Didi Thurau im Gelben Trikot auch ein großes Vorbild.“

Thurau ist auch ein gutes Stichwort für den Dülkener Rainer Beckers, der in den fünf vergangenen Jahren Deutschlands bester Mastersfahrer war — allerdings aus anderer Sicht. „Aktuell haben wir in Deutschland zwar gute Profis, aber keine Vorbilder wie Didi Thurau und Jan Ullrich, die bei der Tour ganz vorne mitgefahren sind“, sagte der 49-Jährige, der deswegen keinen großen Effekt für die Nachwuchsgewinnung gesehen hätte. Auch sonst stand er einem Tourverlauf durchs Grenzland skeptisch gegenüber: „Natürlich ist das ein tolles Erlebnis für die Fans. Aber Nutzen und Aufwand stehen für mich in keiner guten Relation. Der Werbeeffekt ist nicht so groß, wie die Franzosen immer behaupten.“

Der Süchtelner Sebastian Stamm, derzeit das größte Radsporttalent im Grenzland, war gestern schlecht gelaunt. „Wann hat man als Kommune schon mal die Chance, bei einem solchen Weltereignis eine Rolle zu spielen“, sagte der 17-Jährige: „Wenn Kinder dieses Spektakel gesehen hätten, wäre sicher das eine oder andere in einen Verein gegangen, um den Sport mal auszuprobieren.“ Allerdings: Die Stadt Viersen hatte darauf verzichtet, sich für die Tour zu bewerben.

„Wir sind enttäuscht“, sagte dagegen Michael Pesch (CDU), Bürgermeister von Schwalmtal. Kalle Wassong (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Niederkrüchten, zeigte sich ebenfalls betrübt: „Es ist schade. Wir hätten ein buntes Fest daraus gemacht.“ Dem stimmte Frank Gellen (CDU), Bürgermeister von Brüggen, zu: „Wir hätten die Tour gerne gehabt.“