Kreis Viersen. Eigentlich könnten alle Kinder, die in den Wintermonaten im Dunkeln zur Schule gehen, gut gesehen werden. Denn schon seit längerem bekommen die i-Dötzchen zur Einschulung reflektierende Schärpen oder Kragen geschenkt, die Autofahrer auf sie aufmerksam machen sollen. Aber spätestens im zweiten Schuljahr stellt irgendjemand fest, dass das "uncool" sei, und so verschwindet die Sicherheit heimlich im Schulranzen.
Deshalb gehen die Polizei und die Erzieher in den Kindertagesstätten jetzt einen anderen Weg. Schon im Kindergartenalter soll das Tragen von Warnwesten beim Spaziergang völlig selbstverständlich sein. Kein Kind soll aufbrechen, ohne vorher die Weste anzuziehen. Und was drei Jahre lang im Kindergarten dazugehörte, das wird - so hoffen die Verantwortlichen -, dann auch in der Schule nicht plötzlich lästig.
orgen gaben die Kinder von knapp 100 Tageseinrichtungen im ganzen Kreis den Autofahrern einen ersten Eindruck davon, wie es ist, wenn in der Dämmerung viele kleine "Glühwürmchen" (so der treffende Name der Aktion) ausschwärmen.
Zwischen Elmpt und Overhetfeld hatten sich die Partnereinrichtungen Unter’m Regenbogen und Raupe Nimmersatt eine Menschenkette vorgenommen. Die reichte zwar nicht ganz von Kindergarten zu Kindergarten, aber rund 60 Kinder und etliche Eltern in Warnwesten, mit Taschenlampen, Reflektoren, Leuchtstäben und sogar blinkenden Nikolausmützen reichten aus, um die Autofahrer an der Overhetfelder Straße zum Staunen zu bringen. Hier wird zwischen den beiden Orten viel und vor allem schnell gefahren.
Gestern nahmen alle den Fuß vom Gas. "Ich habe gedacht, da ist irgendwas passiert, weil ich so viele Warnwesten sah", sagte ein Autofahrer beeindruckt. Viele Eltern kennen selbst die Situation, im Dunkeln einen Fußgänger oder Radfahrer nicht rechtzeitig zu sehen. "Gerade die Jugendlichen machen sich keine Gedanken darüber, ob sie Speichenreflektoren haben und die Beleuchtung am Fahrrad funktioniert", klagte eine Mutter.
Sie hat, wie andere Eltern auch, schon gehandelt. Ihre Kinder haben eigene Warnwesten, sind also nicht nur auf Kindergartenspaziergängen damit ausgerüstet. "Wenn die Kinder jetzt bald Radfahren lernen, dann sollen sie sie auf jeden Fall tragen."
Die Kleinen aus der Kindertageseinrichtung Unter’m Regenbogen gehen schon ganz selbstverständlich mit den Westen los. Unter’m Regenbogen gehört zu den Einrichtungen, die schon eigene Westen bekommen haben, gesponsert von der Kreis-Verkehrswacht in Zusammenarbeit mit der Polizei. Sie liegen nun immer griffbereit am Ausgang.
"Innerhalb von drei Jahren sollen alle Einrichtungen im gesamten Kreis einen Satz der Westen haben", erklärt Verkehrssicherheitsberater André Berndt.
Die Leiterin Marita Heymes ist begeistert von der guten Passform: "Die Westen passen sowohl Fiona, die noch nicht ganz zwei ist, als auch Marvin, der nächstes Jahr in die Schule kommt."
Während Fiona beim Ausziehen noch Hilfe braucht, haben Eric und Julian schon den Klettverschluss entdeckt: "Wir können das alleine", sagen sie ganz "cool".