Bedürfnisse im Bahnhof

Wenn keine Aufsicht vor Ort ist, sind die Toiletten abgeschlossen. In den Lokalen gibt es keine.

Viersen. Der Viersener Bahnhof bietet seit August des vergangenen Jahres wieder ein ansprechendes Bild. Doch es gibt ein Problem: Wer ein menschliches Bedürfnis verspürt, steht vor verschlossenen Türen. Die beim Umbau erneuerten Toiletten sind nur geöffnet, wenn eine Aufsicht da ist.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Stadt vier "Bürgerarbeiter" der Arge täglich von 4.30 bis 0.30 Uhr eingesetzt. Seitdem hat sich die Aufsicht über die Toiletten auf einen Mann verringert - er ist von 8 bis 13 Uhr im Bahnhof.

Dass nur noch ein Mann im Einsatz ist, bestätigt Brigitte Jansen, Projektleiterin "Bürgerarbeit" im städtischen Sozialamt. Die anderen drei hätten aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Das Problem sei der starke Durchzug im Tunnel des Bahnhofs. "Mit Bürgerarbeit ist die Toiletten-Aufsicht nicht zu leisten", betont Jansen.

"Die Situation ist unerfreulich", bestätigt Bahnhof-Investor Hans-Wilhelm Janissen-Brass. Hinsichtlich des Durchzugs kündigt er an, dass sich die Aufsicht bald in einen Aufenthaltsraum zurückziehen kann. "Im Winter ist es im Bahnhof kalt", sagt er.

Janissen-Brass berichtet von zahlreichen Beschwerden von Bürgern über die verschlossenen Toiletten. Dafür sei die Stadt die richtige Adresse. Er habe den Bahnhof gekauft und umgebaut. "Für die 5.000 Viersener Bürger, die sich täglich durch den Bahnhof bewegen, kann ich nicht sorgen." Außerdem habe die Stadt den "Imagenutzen" durch den Bahnhof. Von der Bahn AG sei kein Engagement für ihre Bahngäste zu erwarten.

In den beiden Lokalen im Bahnhof gibt es keine Toiletten. Das Eiscafé steht nach einem Jahr wieder leer, Janissen-Brass und der Pächter haben den Vertrag aufgelöst. Nun sucht der Investor einen neuen Pächter mit einem Angebot für die Reisenden: Waffeln, Folienkartoffeln oder Pizza. Das zweite Lokal, dort, wo früher der Wartesaal war, ist noch nicht eingerichtet.