Viersen Spahn: „Müssen unsere Ressourcen besser nutzen“
Viersen. · Gesundheitsminister besucht Viersener Hospital und sammelt Eindrücke an Basis.
Für Jens Spahn (CDU) war die Kreisstadt bei seinem Besuch am Dienstagnachmittag ein ausgesprochen ruhiges Pflaster: Keine Demonstrationen von Pflegekräften am Allgemeinen Krankenhaus (AKH), wie er sie kürzlich in Dresden und Zwickau erlebte. Keine Buhrufe von Studenten, wie er sie am Tag zuvor in Düsseldorf hinnehmen musste. Die Frauen-Union und Seniorenunion der CDU in Viersen empfingen den Bundesgesundheitsminister mit Beifall zu einem Gespräch über die Frage: „Wie gesund ist unser Gesundheitssystem?“
Dass es hier und da krankt, mochte Spahn nicht in Abrede stellen, obwohl „wir so viele Pflegekräfte, Ärzte und Hebammen haben wie nie zuvor“. Doch der Bedarf für medizinische Hilfe wachse schneller als früher, da sich das Lebensalter verlängere. Andererseits sollten wir aber auch froh darüber sein, „dass unsere Lebenserwartung jeden Tag um sechs Stunden steigt“. Doch wollte der Minister nicht nur „Schönwetter machen“. Der Staat müsse sich dringend darum bemühen, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Dazu brauche es ernsthafte Gespräch und dann Entscheidungen. In diesem Sinne will der Minister die Themen Organspende, Impfpflicht (gegen Masern für Kitas, Schulen und medizinisches Personal) und Pflege zu einem Ende bringen – „Schritt für Schritt“.
Und wie sieht es mit der Hausarzt-Versorgung auf dem Lande aus? Ein Allheilmittel hatte Spahn nicht, appellierte aber an die jungen Mediziner: „Wir bilden jeden für 250 000 Euro aus, doch kommen sie später nicht dort an, wo wir sie brauchen.“ Die Ausbildung müsse verändert werden. Entlastung für Allgemeinmediziner sieht er in den Versorgungsassistenten, die Hausbesuche machen; per Telemedizin könnten sie den Arzt in der Praxis informieren und eventuell Ratschläge einholen. „Wir müssen unsere Ressourcen besser nutzen“, forderte er und nannte in dem Zusammenhang die elektronische Patientenakte, die zum „Berliner Flughafen des Gesundheitswesens“ geworden sei. Seit 20 Jahren werde über sie gestritten, in drei Jahren will er sie nun endlich eingeführt wissen.
Spahn lässt Klagen über Wartezeiten bei Facharztterminen nicht gelten
Die Beschwerden über lange Wartezeiten für Termine bei Fachärzten will Spahn so nicht mehr gelten lassen, denn nach der Einführung des Terminreservierungssystems falle der Hinweis auf das „ausgereizte Budget“ weg, weil „diese Leistungen voll bezahlt werden“. Die Frage „Privat oder Kasse?“ dürfe es nicht mehr geben. Bevor sich der Minister aus der neuen AKH-Cafeteria zu einem Gespräch mit Pflegekräften verabschiedete, wurde er mit einer Flasche Eierlikör („selbst gemacht“) beschenkt.