Verlegung in Viersen Neue Stolpersteine in Viersen
Viersen · Der Verein zur Förderung der Erinnerungskultur verlegte zusammen mit Gunter Demnig in Viersen 19 weitere Stolpersteine für in der Nazi-Zeit gedemütigte, deportierte und ermordete Viersener.
Simon und Feiga Rosenmann führten ein Schuhgeschäft in Viersen. Ihr Sohn Hermann besuchte das Humanistische Gymnasium und wollte Jura studieren. Ihre Tochter Berta arbeitete im elterlichen Schuhgeschäft mit. Sie heiratete den Koch Hermann Cohen, die beiden hatten eine Tochter namens Alice. Alle wohnten an der Hauptstraße in Viersen und alle erlebten den Schrecken und die Folgen der Nazi-Zeit mit. Drei von ihnen ließen ihr Leben, drei überlebten den Holocaust mithilfe anderer Menschen. Im Gedenken an die Familie verlegte der Verein zur Förderung der Erinnerungskultur am Montag mit dem Künstler Gunter Demnig an der Hauptstraße 16 sechs Stolpersteine. An vier weiteren Standorten wurden zudem 13 Stolpersteine für in der Nazi-Zeit gedemütigte, deportierte und ermordete Viersener eingelassen.
„Wir können die Zeit nicht zurückdrehen und wieder gut machen, aber wir können den nachfolgenden Generationen die Chance geben, zu verstehen. Wir können zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir können jeden Tag Mensch sein mit dem Versprechen an die Opfer und die nächsten Generationen: ,Nie wieder‘“, sagte Mirko Danek, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Erinnerungskultur, bei der feierlichen Gedenkfeier an der Hauptstraße 16. Trotz des Schneeregens hatten sich etliche Gäste eingefunden und lauschten den Redebeiträgen, während Demnig die kleinen Pflastersteine entfernte und gegen die Stolpersteine mit den bronzenen Platten samt Inschriften vertauschte. „Wenn man sagt, man ist über etwas gestolpert, dann schaut man genau hin und fragt nach. Man widmet dem Gegenstand seine ganze Aufmerksamkeit und in diesem Fall löst er nachhaltige Achtsamkeit aus“, bemerkte Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD). Sie erinnerte daran, dass es Menschen waren, die in Viersen lebten, zur Schule gingen und arbeiteten. Sie hatten Freunde und Nachbarn. Man solle sich verantwortungsvoll der Erinnerung stellen und hinterfragen, wie es dazu kam, mahnte sie.
An der Verlegung nahmen zahlreiche Schüler teil
Neben der Familie Rosenmann wurden auch fünf Stolpersteine für die Familie Levy verlegt, die das Glück hatte zu überleben und in die USA emigrierte. Eva Nathan, die ebenfalls einen Stolperstein erhielt, wurde nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 31. März 1943 ums Leben kam. Die dreiköpfige Familie Schmerler ereilte das gleiche Schicksal in Auschwitz beziehungsweise Flossenbürg. Von der vierköpfigen Familie Gehrmann überlebte nur Berta Gehrmann das Grauen. Ihr Mann, der Mitglied in der Kommunistischen Partei war, wurde erschossen. Die Söhne, die nach Spanien geflüchtet waren, fielen in den dortigen Schlachten. Allesamt einzelne Schicksale, die bewegen und die alle in kleinen Biografien auf den Stolpersteinen festgehalten sind.
An der Verlegung nahmen zahlreiche Schüler der weiterführenden Schulen sowie der GGS Rahser teil. Der Geschichts-Projektkurs der Oberstufe der Anne-Frank-Gesamtschule gestaltete mit seinen Beiträgen über die jüdischen Mitmenschen die Gedenkfeier mit. Die Schüler hatten sich mit den einzelnen Schicksalen beschäftigt. Die Grundschule hat sich indes bereit erklärt, eine Patenschaft für einen Stolperstein an der Süchtelner Straße zu übernehmen.