Friedensdemo in Viersen Flagge für den Frieden zeigen
Viersen · Rund 500 Menschen haben am Wochenende bei zwei Kundgebungen in Viersen und Schwalmtal gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert und zeigten Flagge für Frieden in Europa. Am Ende riefen sie: „Nie wieder Krieg!“
Mehrere hundert Menschen sind am Sonntagnachmittag, teils mit Fahnen und Plakaten, auf dem Markt in Schwalmtal-Waldniel gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße gegangen.
Alle im Gemeinderat vertretenen Parteien hatten gemeinsam zur Teilnahme an der Friedensdemonstration aufgerufen. Die Polizei zählte rund 250 Teilnehmer.
Dass der russische Präsident Wladimir Putin einen Krieg mit der Ukraine beginnen würde, damit hatte in Schwalmtal niemand gerechnet. Die Vertreter der Schwalmtaler Parteien betonten in ihren Reden auf dem Marktplatz, dass dies nicht der Krieg der russischen Menschen sei, sondern Putins Krieg. Auch in Deutschland müsse man davon ausgehen, dass die Sanktionen gegenüber Russland Konsequenzen für die Bevölkerung hätten. Diese Konsequenzen müsse man bereit sein zu tragen. Der Frieden sei ein heiliges Gut, das es zu schützen gilt. Aber auch von deutlichen Zeichen an den Aggressor ist die Rede.
Gemeinsam wurde zu Beginn ein Vaterunser gebetet. Camilo Botero, Gitarrist und Sänger der Bethanien-Band La Taste, sang zwischen den Wortbeiträgen Lieder wie „Imagine“ von John Lennon oder „Don’t Dream It’s Over“ von Crowded House.
Noch vor zwei Jahren gab es in Schwalmtal den Verein „Familien helfen Familien“. Vorsitzender war Karl-Heinz Ditges. Der 75-Jährige berichtete, dass man sich um Familien und um ein Waisenhaus in der Ukraine gekümmert habe. Leider sei der Verein nicht mehr aktiv. „Wir haben auch vier junge Mädchen damals unterstützt. Eine der mittlerweile jungen Frauen hat versucht, hierher zu kommen. Das hat aber nicht geklappt. Ihr Mann wurde jetzt zur Wehrpflicht gerufen“, berichtete Ditges.
Immer wieder brandete Applaus der Demonstranten nach den Redebeiträgen auf – neben den Mitgliedern der Parteien und Ditges sprachen auch Vertreter der evangelischen Kirche und der Vereinigung „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“. Währenddessen versetzte Putin die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft.
Bereits am Samstag hatten auch Hunderte Viersener Bürger gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert, um ein gemeinsames Zeichen für den Frieden in Europa zu setzen. Angemeldet wurde die Demonstration für den Frieden von Annika Enzmann-Trizna, Sprecherin der Viersener Grünen. Unterstützt wurde die Friedensdemonstration von den Stadtverbänden der CDU, SPD, FDP und Die Linke. Die Polizei zählte rund 220 Teilnehmer.
Gemeinsam zogen die Demonstranten mit Flaggen der Ukraine, Europa-Flaggen, Peace-Schildern und selbstgestalteten Mahn-Plakaten ausgestattet, durch den Viersener Ortskern. „Stellt euch vor, ihr wärt an der Stelle der ukrainischen Menschen“, zeigte ein Schriftzug, den eine junge Demonstrantin in die Luft hielt. Daneben ein junges Mädchen mit dem Schild: „Krieg ist doof, Krieg ist doof.“
Drei Demonstrantinnen gaben einen Einblick, wieso sie teilnahmen: „Wir sind dabei, weil wir ein Zeichen setzen möchten. Es ist schlimm, wie es den Menschen in der Ukraine geht“, sagten sie. „Wir möchten Solidarität zeigen.“ Nach dem mahnenden Spaziergang versammelten sich die Demonstranten auf dem Sparkassenvorplatz.
Auftritt einer Ukrainerin
sorgte für Gänsehaut
Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) hielt eine Ansprache: „Wir alle sind fassungslos und fühlen uns machtlos, weil wir nichts tun können außer Solidarität zeigen. Aber wenn ich sehe, wie viele Menschen weltweit demonstrieren, merke ich, dass wir nicht machtlos sind“, sagte die Bürgermeisterin sichtlich gerührt. „Unser Zusammenhalt für Demokratie und den Frieden ist unsere Stärke — und am Ende wird die Demokratie siegen.“ Gerade im Hinblick auf die städtepartnerliche Verbindung der Stadt Viersen zu der ukrainischen Stadt Kanew, wollten die Demonstranten etwas Hoffnung in die Ukraine schicken: „Wir wollen dort für Lichtblicke und Perspektive sorgen“, so Anemüller.
Enzmann-Trizna bat die Demonstranten, diverse Fotos und Videos in den sozialen Medien zu veröffentlichen, „damit Kanew weiß, dass wir uns für den Frieden einsetzen.“ Für einen Gänsehautmoment sorgte der Auftritt einer Ukrainerin, die aus Kanew kommt und einen Redebeitrag hielt: „Ich möchte zu allen Ländern auf der Welt sprechen. Bitte tut alles, was euch möglich ist. Macht den Himmel von den Flugzeugen frei, die unser Land angreifen.“ Einige Sätze richtete sie auch an die russische Bevölkerung: „Sitzen Sie nicht zu Hause, seien Sie mutig und sagen Sie, dass Sie keinen Krieg und keinen Putin als Präsidenten haben möchten.“ Auch ein etwa zwölfjähriger Junge bekundete seine Angst um die Kindheit und Jugend seiner Generation. Er bezog klar Stellung gegen den Krieg.
Zu den Besuchern der Demonstration gehörten neben den vielen Viersenern auch Vertreter fast aller Ratsparteien. Zum Abschluss der rund einstündigen Demonstration bat Enzmann-Trizna um den gemeinsamen Ausruf des Satzes: „Nie wieder Krieg.“