In der Hauptstadt die Heimat vertreten

Udo Schiefner kämpft für die SPD um ein Mandat für Berlin. Der Anhänger des Solidaritätsgedankens hat gute Chancen.

Kreis Viersen. "Steinmeier war besser". Natürlich hat Udo Schiefner das Duell der Spitzenkandidaten im Fernsehen verfolgt. Und jetzt hofft er, dass dieser starke Auftritt des SPD-Kanzlerkandidaten auch seiner Partei im Kreis Viersen kurz vor der Bundestagswahl Auftrieb verleiht. Denn den braucht Schiefner schon, will er für seine Partei das angestrebte Mandat in Berlin erreichen.

In der Hauptstadt Politik für seine Heimat machen, das ist das große Ziel des Kempeners Udo Schiefner. "Ich kenne den Kreis, habe viele Jahre Kommunalpolitik betrieben. Nur hier lernt man, zuzuhören", sagt Schiefner.

Auf diese Erfahrungen baut der 50-Jährige - und auf Bürgernähe. "Ich weiß, wie es in einem Betrieb zugeht", sagt Schiefner, der sich über den zweiten Bildungsweg qualifizierte und heute Leiter der Qualitätssicherung in einer großen Brauerei ist. "Und ich kenne das aus eigener Anschauung und nicht aus Gutachten oder pressewirksamen Praktika", sagt er mit einem Seitenhieb auf den politischen Mitbewerber.

Schiefner will um jede Stimme kämpfen. Dafür ist er ständig unterwegs, klappert Ortsvereine und Infostände ab, diskutiert in Schulen und Betrieben. Mehr als eine Doppelbelastung, denn sein Job in der Brauerei darf unter dem Wahlkampf nicht leiden.

"Ich stehe für klare Positionen, aber ich bin kein ideologisch durchsetzter Betonkopf", sagt er über sich selbst. Klare Fragen, klare Antworten, das ist seine Devise. So ist Schiefner für einen gesetzlichen Mindestlohn, gegen Studiengebühren, für den Ausstieg aus der Kernenergie. Sowohl als auch ist seine Sache nicht; "ich drücke mich nicht vor Antworten", so der Chef der SPD im Kreis Viersen.

Schiefner ist ein klarer Anhänger des Solidaritätsgedankens. So will er Schülern, die keinen Abschluss geschafft haben, eine zweite Chance geben. Das Geld, das das kostet, will er über eine Abgabe der Besserverdienenden erhalten. Auch das Gesundheitssystem müsse solidarisch finanziert sein. "Wer mehr verdient, muss höhere Beiträge zahlen", lehnt Schiefner eine Kopfpauschale ab.

Dass Udo Schiefner in den Bundestag kommt, dafür stehen die Chancen gar nicht schlecht. Sollte es nicht für das Direktmandat reichen, so hat er mit Platz 21 eine aussichtsreiche Position auf der NRW-Landesliste. Im Parlament möchte er sich dann um die Themenfelder Landwirtschaft und Umweltschutz sowie Verkehr und Stadtentwicklung kümmern. Bereiche, die viel mit der Heimat Kreis Viersen zu tun haben.

So sieht er den Strukturwandel in der Landwirtschaft als große Zukunftsaufgabe; gleichwohl will er für die Bauern kämpfen: "Sie brauchen einen ordentlichen Beitrag für ihre Milch." Und in der Verkehrspolitik ist ihm der Lärmschutz wichtig. Der müsste an Autobahnen wie der A40 und den Bahnstrecken (Beispiel Eiserner Rhein) massiv ausgeweitet werden.

Prognosen zur Wahl will Hobbykoch Schiefner nicht abgeben. Auch nicht, in welchen Koalitionen es politische Mehrheiten geben könnte. Aber ein rot-rotes Süppchen will er keinesfalls kochen: "Was die Linken wollen, ist vielfach unrealistisch."