30 Jahre Hospizinitiative Kreis Viersen Eine Begleitung, die Leben schenkt

Viersen · Die Hospizinitiative Kreis Viersen wird 30 Jahre alt: Statt zu einer Feier lädt die Initiative zu einem Abend mit Blogger Gerd Hagge ein.

Gerda Kretschmann, Koordinatorin der Hospizinitiative Kreis Viersen, und ihre Kollegin Britta Jartwig sowie Maria Czurda und Frans Bruinsma vom Vorstand (v.l.n.r.) blicken auf das 30-jährige Bestehen der Initiative zurück.

Foto: Bianca Treffer

Wenn in der Hospizinitiative Kreis Viersen die Zeituhr um 30 Jahre zurückgedreht wird, dann wird ein Wohnzimmer sichtbar, in dem fünf Bürger aus Helenabrunn zusammensitzen und einen Verein ins Leben rufen, der inzwischen Hunderten von Menschen Begleitung und Trost in einer schweren Zeit gegeben hat. Genau eine Handvoll Menschen war es 1993 die, angeregt durch bereits bestehende Hospizbewegungen in England, so etwas auch im Kreis Viersen installieren wollten.

Sie gründeten den Verein Hospizinitiative Kreis Viersen, um in nachbarschaftlicher Verbundenheit Schwerkranke und Sterbende sowie deren Angehörige in ihrem Wohnumfeld zu begleiten und zu unterstützen. Menschen sollten ihre letzte Lebenszeit nicht alleine in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verbringen müssen. Sie in der Phase des Sterbens und auch ihre Angehörigen nicht alleine lassen, sondern zur Seite zu stehen, war das Ziel. Und das ist es noch heute, wenngleich sich einiges verändert hat.

Der Verein ist gewachsen. Er zählt heute knapp 300 Mitglieder. Der gesamte Kreis Viersen wird heute dank mehr als 80 Ehrenamtlern mit entsprechender Ausbildung in der Sterbe- und Trauerbegleitung betreut. Alle Angebote sind für die Nutzer dabei gratis. Sie werden über Spenden finanziert, was auch für die Ausbildung der Bürger gilt, die sich ehrenamtlich bei dieser Arbeit einbringen möchten. Aus dem Wohnzimmer ist ein Büro mit Schulungsraum am Hildegardisweg 3 in Viersen geworden.

Auch in der Ausbildung der ehrenamtlich agierenden Bürger für die Sterbe- und Trauerbegleitung kam es zu Veränderungen. „Früher lief die sogenannte kleine Ausbildung für die Sterbebegleitung über zwei Wochenenden. Heute ist es eine 120 Stunden umfassende Ausbildung samt Praktikum. Die Trauerbegleitung läuft über 80 Stunden“, sagt Gerda Kretschmann.Die leitende Koordinatorin der Hospizinitiative und ihre Kollegin Britta Jartwig sind die hauptamtlich agierenden Mitarbeiter. Als ausgebildete Palliativfachkräfte werden die beiden examinierten Krankenschwestern über die Krankenkassen gefördert. Sie kümmern sich unter anderem um die Aus-und Fortbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter und koordinieren die ehrenamtlichen Einsätze. Dazu geben sie Informationsveranstaltungen in Pflegeheimen, Schulen und weiteren Einrichtungen. Zudem sichern sie die Erreichbarkeit an allen Tagen im Jahr.

Im Laufe der Jahre hat die Hospizinitiative ihr Angebot immer wieder um unterschiedlichste Punkte erweitert. Dazu gehören das Trauerfrühstück sowie der Trauertreff und der Trauerspaziergang. Ganz neu ist in diesem Jahr die Trost-Mahlzeit hinzugekommen, bei der seit April in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Dülken Trauernde einmal im Monat im Gemeindezentrum zum gemeinsamen Kochen zusammen
kommen.

Das Projekt „Hospiz macht Schule“, bei dem sich Grundschulen, weiterführende Schulen und Krankenpflegeschule auf sensible Art und Weise mit dem Thema Tod beschäftigten, wurde ins Leben gerufen. „Was uns freut, ist, dass wir auch immer mehr jüngere Menschen für die Arbeit bei uns gewinnen können“, sagt Kretschmann. Wenn man sterbende Menschen begleitet, schenke man ihnen auch Leben, sagt Maria Czurda vom ehrenamtlich agierenden Vorstand der Initiative.

Daher steht das Thema Leben auch im Mittelpunkt des Jubiläums. Als Referent konnte man Gerd Hagge gewinnen. Der Stuttgarter Filmproduzent, Content Creator und Blogger beschäftigt sich mit seinem Podcast „100 Dinge – meine Bucket List“ genau mit dem Thema Leben und wird am Samstag, 23. September, einen Vortrag zum Leben halten. Veranstaltungsort ist das Dülkener Bürgerhaus.

„Wir wollten keinen Abend mit vielen Festreden, sondern aufs Leben schauen. Man muss nicht erst eine Diagnose bekommen, um zu überlegen, was man in seinem Leben eigentlich machen will. Hagge tut genau das“, sagt Frans Bruinsma vom Hospizvorstand. Die Besucher erwartet eine Hommage an das Leben. Hagge erinnere jeden daran, seine Lebenszeit zu nutzen. Jartwig sagt: „Dank eines Sponsors können wir diese Veranstaltung für alle Besucher inklusive Getränken und Essen kostenfrei anbieten.“