Lehrer Kalles exotisches Menü
Gesamtschule: Mit einem Wettkochen hat die Anne-Frank-Gesamtschule ihre neue Küche im Gebäude Rahserstraße eröffnet.
Viersen. "Wie gut, dass ich drei goldene Kochlöffel mitgebracht habe." Albert Planker, didaktischer Leiter der Anne-Frank-Gesamtschule, sagt das lächelnd am Ende des zweistündigen Koch-Marathons. Nummer zwei und drei zieht er aus der Tasche. Die Einweihung der neuen Schulküche ist mehr als geglückt. Thomas Teigelkamp von der Alten Villa Ling in Süchteln, Frank Kindervatter, Geschäftsführer der Niederrheinwerke, und Karl "Kalle" Fiedler, Lehrer für Technik und Kunst, haben um die Wette gebrutzelt. Sie begeisterten die aus fünf Schülern bestehende Jury fast gleichermaßen.
Zwei Stunden vorher: Begeisterte Ahs und Ohs, als einer nach dem anderen die Küche in Augenschein nimmt. Zwei Koch-Inseln, eine mit zwei Gasherden, die andere mit zwei Elektroherden, Backöfen auf Augenhöhe, Tische und Stühle - das sieht nach tollen Kocherlebnissen aus.
Dann geht die Sucherei los. "Wo ist denn hier ein Holzlöffel?" fragt Teigelkamp und zieht die Schubladen auf. Die Antwort hat er selbst parat: "Die sind wahrscheinlich aus hygienischen Gründen verboten." Mit solchen Kleinigkeiten kann er aber umgehen und erhitzt schon mal das Öl, in dem er gleich die Gemüsestücke in Reisteig ausbacken will.
Kindervatter schiebt derweil die Hähnchenkeulen in den Backofen und beginnt in aller Seelenruhe mit dem Thymian-Linsengemüse.
Große staunende Schüleraugen derweil am Tisch von Lehrer Kalle. Der schnippelt Kartoffeln in Würfel und packt gleichzeitig Spaghetti aus. Das soll passen? "Es passt", stellt der 16-jährige Marcel rund 20 Minuten später kauend fest.
Zwischendurch mussten er und Daniel (15) noch schnell das Gemüse im Reisteig "baden". Denn Thomas Teigelkamp kommt längst nicht mit der ihm zugelosten Assistentin Elke Küppers aus. Er zieht alles zur Mitarbeit heran, was sich seinem Arbeitsbereich nähert. Und erklärt dabei. Man merkt dem Koch nicht nur 30 Jahre Erfahrung, sondern auch seine Ausbildertätigkeit an.
Elke Küppers ist in der Schule so etwas wie der "Motor" der Kücheneinrichtung. Sie hat die Idee vorangetrieben, mit Sponsoren gesprochen und dafür gesorgt, dass 17 Jahre Provisorium ein Ende fanden.
Geschichte: Die Schulküche lässt geschichtsträchtige Räume in neuem Glanz erstrahlen: Hier war früher das Lehrerzimmer der Gemeinschaftshauptschule Rahser.
Kosten: Gekostet hat die Einrichtung rund 20 000 Euro. Schule und der Förderverein legten zusammen, die Stadt gab Geld dazu.
Sponsoren: Die Niederrheinwerke spendeten die Gas- und Elektroausrüstung, auch die Volksbank zeigte sich großzügig.
Fahrschüler: Bislang mussten die Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis acht mit dem Bus zum Schulgebäude Lindenstraße gebracht werden, um Hauswirtschaftsunterricht zu erhalten.
Zufälle: Einen besonderen Bezug hat Thomas Teigelkamp zur Schule, ohne es zu wissen. Seine "Alte Villa Ling" war früher das "Parkhotel". Genau da trafen sich vor fast 20 Jahren erstmals Eltern, um die Gesamtschule zu gründen.
