Einzelhandel in Dülken Ein Stück Viersener Geschichte schließt

Dülken. · Mit 68 Jahren gibt Rolf Quarda Mode Peeters auf. Seine Familie führte das Haus 141 Jahre lang

Rolf Quarda vor dem Geschäft an der Kreuzherrenstraße in Dülken. 31 Jahre stand er im Ladenlokal.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Leicht fällt es ihm nicht. Das ist Rolf Quarda anzumerken, aber „irgendwann muss es ja einmal so weit sein“, bemerkt der Dülkener. Nach 141 Jahren schließt der 68-Jährige das Dülkener Modegeschäft Peeters. In vierter Generation führt er das Geschäft, 31 Jahre war er im Ladenlokal anzutreffen.

Den Grundstein für Mode Peeters legte Rolf Quardas Urgroßvater Gerhard Peeters 1879. Der am 4. Juli 1853 in Kaldenkirchen geborene Peeters begann mit 17 Jahren bei  Lambert Hauser, Textilien en gros, eine Lehre an der Klosterstraße 13, der heutigen Kreuzherrenstraße 13. Damals konnte er nicht ahnen, dass genau diese Adresse, wo er zehn Jahre lang arbeitete, einmal sein Zuhause werden würde. Als er sich 1879 selbstständig machte, mietete er zunächst an der Ecke Markt/ Blauensteinstraße zwei Zimmer in der ersten Etage für Büro und Lager. 18 Jahre später bot sich die Gelegenheit, das Haus Klosterstraße 13 zu kaufen, wobei das Haus anfänglich für das Unternehmen zu groß war. Einige Räume wurden vermietet.

Das änderte sich 1910 mit der Geschäftserweiterung zum Textil-Groß- und Einzelhandel. Modewaren im heutigen Sinn gab es seinerzeit  nicht. Ein wenig Fertigware gehörte zum Angebot, das aus der sogenannten Stapelware bestand: Stoffballen und Garne. „Die Menschen nähten selber; wer das Geld hatte, ließ sich seine Bekleidung von einem Schneider anfertigen“, berichtet Rolf Quarda von den Zeiten, als sein Urgroßvater das Unternehmen führte.

Sein Großvater, Wilhelm Peeters, stieg nach der Lehre 1905 in das Geschäft ein. Der Erste Weltkrieg stoppte den Aufschwung noch, aber danach gründete Wilhelm Peeters gleich mehrere Geschäfte, darunter  in Mönchengladbach und Krefeld. Seine Frau Finchen übernahm dabei mit einem Lehrmädchen das Dülkener Ladenlokal.

Die Entwicklung des Einzelhandels in Viersen betrübt Rolf Quarda

Als Wilhelm Peeters 1969 starb, trat seine Tochter Maria Quarda die Nachfolge an der Kreuzherrenstraße an. „Ich bin dadurch quasi mit dem Modegeschäft aufgewachsen“, erinnert sich Rolf Quarda an seine Kindheit. Doch zunächst sah es so aus, als würde die vierte Generation nicht in Dülken an den Start gehen. Der Dülkener entschied sich zwar für eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, wechselte aber nach der Lehre bei Quelle in Mönchengladbach in die Fotobranche nach Düsseldorf. Doch dann kam er zurück und übernahm 1989 das Familiengeschäft. „Ich habe es nie bereut. Als ich den Entschluss fasste, war ich allerdings schon ein wenig gespannt, wie ich von den Kunden angenommen werden würde“, erinnert er sich.

Doch seine Sorgen waren unbegründet. Ein Dülkener bleibt immer ein Dülkener–auch wenn er mal in Düsseldorf gearbeitet hat. „Ich habe unser Modehaus mit Leib und Seele geführt. Der persönliche Kontakt mit den Kunden hat mir immer Freude bereitet. Dass die Kunden das gespürt haben, zeigt sich jetzt. Etliche sind mit kleinen Geschenken gekommen und haben sich für die Jahre bedankt“, sagt Quarda. Wie sich der Einzelhandel in Dülken entwickelt hat, betrübt den Geschäftsmann indes. Er spricht von Fehlern in der Stadtentwicklung und bedauert, dass auf Vorschläge der Bürger nicht eingegangen worden sei. Dass man ihn und sein Modehaus in Dülken vermissen wird, davon ist er überzeugt. Die breite Palette von Damen- und Herrenmode bis zu Unter- und Nachtwäsche in einem Haus, das gibt es in Dülken nicht mehr.