Obere Lange Straße in Dülken: Eine Straße, zwei Standpunkte

In Dülken wird über die Öffnung eines 300-Meter-Abschnitts für Pkw diskutiert.

Dülken. Über die testweise Öffnung der oberen Lange Straße in Dülken zwischen Peterborough-Platz und Nordgraben für den Pkw-Verkehr (die WZ berichtete) wird weiter diskutiert. Bei einer Diskussionsveranstaltung am Dienstagabend im Corneliushaus mit rund hundert Teilnehmern blieb offen, ob die Öffnung zwingend erforderlich ist, um den Einzelhandel zu stärken.

Die unterschiedlichen Standpunkte von Einzelhändlern und Anwohnern wurden deutlich. „Da fährt doch jetzt schon jeder wie er will“, sagte ein Ehepaar. „Wie sollen dann Leute mit einem Rollator noch über die Straße kommen?“, empörte sich eine ältere Frau. „Ich müsste wegen des Lärms sofort umziehen“, meinte eine Jüngere.

Demgegenüber stehen die Interessen des Werberings Viersen aktiv und der Einzelhändler, die die Öffnung vor Monaten beantragt hatten. Sie hoffen auf mehr Kunden, wenn diese bis an die Geschäfte fahren können.

Die Viersener Stadterwaltung erklärte, die aktuelle Situation des Einzelhandels hinge nicht nur damit zusammen. Beispielsweise spielten ein verändertes Kaufverhalten, die Qualität des Angebotes und der Service eine mindestens genauso große Rolle. Stadtplaner Stephan Aldenkirchs nannte Zahlen zum erwarteten Verkehrsaufkommen: Während des Berufsverkehrs würden schätzungsweise stündlich 100 bis 150 Autos über die Lange Straße fahren. Zum Vergleich: Auf der vielbefahrenen Viersener Straße sind es in Höhe der Mariensäule zur gleichen Zeit jede Stunde 1000 bis 1500.

Diskutiert wurde auch, ob die Straße rund um die Uhr oder nur eingeschränkt während der Geschäftszeiten geöffnet werden sollte. Denkbar wäre, sie an den Markttagen und an den Wochenenden weiterhin komplett für Autos zu sperren.

Die Verwaltung schlägt vor, dass Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen die Lange Straße nicht befahren dürfen. Radfahrer sollen sie in beide Richtungen benutzen dürfen. Denkbar wäre außerdem, die Lange Straße als Spielstraße oder verkehrsberuhigten Geschäftsbereich auszuweisen. Dann wäre die Höchstgeschwindigkeit automatisch auf sieben beziehungsweise zehn Stundenkilometer beschränkt.

Die Verwaltung wertet die Ergebnisse der Informationsveranstaltung aus und gibt sie an die Politik weiter. Im September werden verschiedene Ausschüsse darüber beraten und voraussichtlich entscheiden, ob die Lange Straße zunächst testweise für den Pkw-Verkehr geöffnet wird.