Prüfung: Abitur war bisher ein „Klacks“
In Gymnasien und Gesamtschulen laufen die Klausuren. Julian Puffer schreibt sie am Dülkener Albertus-Magnus- Gymnasium ab. Er schildert seine Eindrücke.
<strong>Dülken. Puh, die Hälfte ist geschafft. Montag ging’s los mit Deutsch. 74 Schüler aus Grund- und Leistungskursen sind angetreten, um die erste Klausur des Zentralabiturs am AMG zu schreiben. Im Leistungskurs schreibt man knapp fünf Stunden. Mit Verpflegung finden wir uns im Klausurraum ein. Jeder baut sein Buffet auf und wartet fußwackelnd auf 9Uhr. Noch aufgeregter sind die Lehrer. Punkt 9 erhalten wir die Klausur-Aufgaben, die zentral aus Düsseldorf kommen. Alles sehr offiziell.
"Selbst auf dem Klo steht man unter Druck." Julian Puffer (Foto)
Jetzt muss man aufpassen, keinen Fehler machen. Ein Handy in der Hosentasche und man ist raus. Mit dem ersten von vier Vorschlägen Erleichterung: Medienkritik. Nichts leichter als das. Die Aussage, dass Kinder beim Fernsehen verblöden, ist kein Kunststück. Entspannt sehe ich mir die anderen Aufgaben an: Ein Gedichtsvergleich, ein Romanauszug, den man mit Fontanes "Irrungen, Wirrungen" vergleichen soll, und zwei Texte über Lessings Theaterstück "Emilia Galotti". Einige Mit-Schreiber jubeln, andere sind kreidebleich.Ich beginne mit dem Artikel aus der "Zeit" über das Videoportal YouTube und das Ende der Fernsehkultur. Zwischendurch aufs Klo. Die Zeit wird gestoppt. Selbst auf der Toilette steht man unter Druck. Da wird Händewaschen zur Gewissensfrage. 30 Sekunden sind noch kein Täuschungsversuch. Glück gehabt.
Nach der Analyse will man meine Meinung, ob das Fernsehen in Zukunft noch Leitmedium sein könne. Also einige Medienwissenschaftler angeführt, schnell noch mein Wissen über die Aufklärung gezeigt und fertig. Mit breitem Grinsen aus dem Raum, der Toilettenaufsicht zugenickt, und auf in die Freiheit.
Und dann lässt man sich von Mitschülern verrückt machen. Standardfrage: "Was haste genommen?" Dann wird erst ’mal abgeglichen. Wer bis dahin nicht geweint hat, ist den Tränen nahe.
Zuhause wäre die Vorbereitung auf Englisch fällig. Kommt was dazwischen. Aber Deutsch hat ja gut geklappt, da kann man es ruhig angehen lassen.
Erlaubt Bei der Abiturklausuren sind erlaubt: Duden, Blanko-Lektüren, ein- und zweisprachige Wörterbücher.
Verboten Nicht erlaubt sind Handys und MP3-Player.
Arbeitsgerät Papier und Klausurbögen werden gestellt, nur einen Stift darf man mitbringen.
Kleidung Jacken und Taschen sind abzugeben.
Toilette Der Lehrer notiert, wann und wie lange ein Schüler verschwindet.