Eine Prognose Wie Viersens Verkehr im Jahr 2040 rollt
Viersen · Im Ausschuss für Stadtentwicklung und -planung wurden die Ergebnisse der Kfz-Verkehrsprognose Viersen 2040 vorgestellt. Verringert werden kann der Kfz-Verkehr nur in Verbindung mit Viersens Mobilitätskonzept.
Wie der Verkehr in Viersen in 16 Jahren fließt, davon bekamen die Mitglieder der Viersener Ausschusses für Stadtentwicklung und -planung zumindest eine Ahnung. Natürlich kann eine unumstößliche Aussage nicht getroffen werden. Schließlich sind die Ergebnisse aus der „Kfz-Verkehrsprognose Viersen 2040“ abhängig von konkreten Konzepten und vor allem tatsächlichen Handeln. Mit der Prognose für das Jahr 2040 deckt sich die zeitliche Vorgabe und auch das Leitmotiv für das Mobilitätskonzept der Stadt Viersen für das Jahr 2040: Man wolle die Mobilitätswende einleiten. Bereits verabschiedete Konzepte wie das Klimaschutzkonzept oder das Klimafolgeanpassungskonzept finden auch dabei Berücksichtigung.
Was mit der Kfz-Verkehrsprognose erreicht werden soll, liegt auf der Hand. Die Stadt Viersen erhält Daten zur Entwicklung der Verkehrsplanung, aber auch für den Flächennutzungsplan: wie wirken sich Ansiedlungen aus, wie kann die Infrastruktur des Verkehrs beurteilt werden? Die Entwicklungen der Josefstraße und der Brüsseler Allee sind nur ein Beispiel für Veränderungen in der Verkehrsführung.
Um konkrete Daten zu erhalten, hatte die die Stadt ein Planungsbüro mit den Arbeiten beauftragt. Im Ausschuss für Stadtplanung und -planung stellte Hans-Rainer Runge von Ingenieurbüro für integrierte Verkehrsplanung aus Düsseldorf die Ergebnisse vor. In der Stadt Viersen hätten sich die Verkehrsmengen in den vergangenen zehn bis 20 Jahren kaum verändert. „Es sei denn, es sind neue Bau- oder Gewerbegebiete entstanden“, führte Runge aus. Gemessen wurden der Tagesverkehr insgesamt, der Nachtverkehr in der Zeit zwischen 22 und und 6 Uhr am Folgetag, Schwer- und Güterverkehr und Personenverkehr (Linienbusse). Diese Daten liegen nun für jeden Stadtteil vor. Die Prognose ist übrigens unter www.ris.viersen.de in den Dokumenten zur Sitzung am 23. September nachzulesen.
Die Prognose ist eine komplexe Berechnung. Die Bevölkerungsentwicklung, Angaben zu Aus- und Einpendler, die demografische Entwicklung, das Straßennetz, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), die geschätzten Auswirkungen von zukünftigen Planungsvorhaben im Stadtgebiet – alle diese Daten fließen in die Prognose ein. Wenn Gewerbegebiete oder neue Baugebiete entstehen, erhöhen sich die Zahlen im KfZ-Verkehr, in den Gewerbegebieten insbesondere der Anteil im Güterverkehr. Zugrunde liegen der Prognose zudem die Ergebnisse aus den Verkehrszählungen aus dem Jahr 2023.
Die höchsten Verkehrsmengen liegen in Viersen bei 24.000 Kraftfahrzeugen pro Tag im Straßenzug Kölnische Straße – Freiheitsstraße – Dülkener Straße, in Dülken die Bücklersstraße mit rund 13.000 Kfz/Tag, in Süchteln der Westring bis zu 16.000 Kfz/Tag, in Boisheim schließlich die Nettetaler Straße mit bis zu 12.700 Kfz/Tag.
Runge skizzierte drei Szenarien. Zunächst das Prognose-Null-Szenario. Darin wird zwar von einer Zunahme klimafreundlicher Antriebsarten der Fahrzeuge ausgegangen, sonst allerdings keine besondere Änderung in der Wahl des Verkehrsmittels unterstellt. „Wir machen das, was wir in den vergangenen zehn Jahren gemacht haben: Wir reden über die Mobilitätswende, setzen sie aber nicht um“, sagte Runge.
Im Trend-Szenario werden nur geringfügige Änderungen im Mobilitätsverhalten wahrgenommen. „In diesem Szenario werden Konzepte teilweise umgesetzt, wenn die Mittel zur Verfügung stehen“, erläuterte Runge. Im Mobilitätswende-Szenario geht man vom bewussten Umstieg auf den ÖPNV und das Fahrrad aus. Im günstigsten Fall werden die Maßnahmen des Viersener Mobilitätskonzeptes umgesetzt.
Wie erwartet werden die Kfz-Fahrten im Prognose-Null-Szenario zunehmen – in allen Stadtteilen: auf der Viersener Straße in Dülken und Dülkener Straße in Viersen mit beispielsweise 1000 bis 2000 zusätzlichen Fahrten pro Tag. Im Trend-Szenario gelingt es zumindest im Ansatz, die gesamte Verkehrsleistung zu Gunsten des Umweltverbundes zu verändern. Die Prognose kommt zu dem Schluss, dass zumindest in einer (leicht) wachsenden Stadt wie Viersen die Anzahl der Autofahrten selbst im Trend-Szenario zunehme: etwa 4200 Fahrten im gesamten Stadtgebiet pro Tag. Die deutlichste Veränderung im Fußgänger-, Rad und ÖPNV-Verkehr lassen sich nach Maßnahmen im Mobilitätswende-Szenario feststellen. Allerdings gelänge eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs lediglich um rund sieben Prozent. „Das Verhalten zu ändern, über die Generationen weiterzugeben, das dauert seine Zeit“, sagte Runge.
Zur Verringerung des Kfz-Verkehrs könnten die Verkleinerung des Parkraumangebotes oder auch die Erhöhung der Parkraumbewirtschaftung dienen, führt die Prognose aus. Gleichzeitig seien die Förderung des ÖPNV, des Radverkehrs, von Park-and-Ride oder Bike-and-Ride oder von alternativen Angeboten wie Carsharing. „Das Auto bedeutet zwar Freiheit und Individualität, aber auch Bequemlichkeit“, fasste Runge zusammen, „und das Auto ist immer noch zu günstig.“