Viersen: Die Niers tritt über die Ufer

Hochwasser: Alle Rückhaltemöglichkeiten sind ausgeschöpft. Ein Alarmplan ist in Kraft, Polizei und Feuerwehr fahren Streife am Fluss.

Viersen. Es sind nur noch wenige Zentimeter. An einigen Stellen ist die sonst so idyllische Niers bereits über die Ufer getreten, umliegende Felder laufen voll. Am eindrucksvollsten zeigen sich die Auswirkungen der Regenfälle der vergangenen Tage nahe des Grenzwegs. Doch neugierige Besucher sollten besser Abstand von der Niers halten.

"Wir haben durch die lange anhaltenden Niederschläge vor allem am Wochenende eine Situation an der Niers erreicht, die möglicherweise zu einer Überflutung angrenzender Felder führt", erklärte Viersens Bürgermeister Günther Thönnessen gestern.

Sämtliche Rückhaltekapazitäten seien erschöpft. Der Nierssee bei Neuwerk habe am Montag gegen 10 Uhr seine Maximalkapazität erreicht, schilderte Prof. Dietmar Schitthelm, Vorstandschef des Niersverbands, das Problem. Das jetzt hinzukommende Niederschlagswasser könne nirgends mehr zurückgehalten werden und fließe ungehindert in die Niers. Die Folge: Bäche stauen sich zurück, werden zur Gefahr. "Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1885 gab es noch keinen so nassen August im Niersgebiet", sagt Schitthelm.

Häuser und Straßen entlang des Flusses seien zwar nicht bedroht, im Falle einer Überflutung würden lediglich landwirtschaftlich genutzte Gebiete überschwemmt. Dennoch gelte ein so genannter "Hochwassermelde- und Alarmplan": "Einheiten der Feuerwehr, des THW und der Polizei fahren in engen Abständen auch die ganze Nacht hindurch Streife entlang der Niers und achten auf eventuell unterspülte Straßen, Brücken und das Wurzelwerk von Bäumen", so Viersens Stadtsprecher Peter Abrahams.

Weil es zwar beständig, aber nicht sturzbachartig regnet, halten sich die Feuerwehreinsätze beispielsweise wegen vollgelaufener Keller in Grenzen. So wurden in Tönisvorst zwischen Sonntag und Montag 35,3 Liter Niederschlag je Quadratmeter gemessen. Doch noch konnte das Wasser ablaufen.

Das ging nicht mehr in Neuwerk. Dort mussten die Landstraße 390 sowie die Autobahnzufahrten zur Autobahn 52 gesperrt werden. Das Wasser stand dort knietief. Dennoch meldet die Feuerwehr Mönchengladbach nur etwa zehn Einsätze.

Auch in Grefrath ist die Niers randvoll, Wiesen stehen unter Wasser. Doch auch hier blieben die Keller bislang trocken. In Kempen-St. Hubert musste die Feuerwehr einige umgestürzte Bäume an Landstraßen und Feldwegen beseitigen.

"Wir hatten keine Einsätze", sagt hingegen Thomas Metzer, Stadtbrandmeister aus Willich. So sieht es auch in Krefeld aus: "Es regnet und regnet, aber wir werden bislang nicht gerufen", hieß es dort bei der Leitstelle.