Viersen: Geschichten um den Bahnhof
Trotz Nieselregens ließen sich 80 Viersener vom Heimatverein durch das Stadtviertel führen.
Viersen. Vom Aushängeschild der Stadt sprach der Vorsitzende der Viersener Heimatfreunde, Dr. Albert Pauly, am gestrigen nassen Sonntagmorgen, als trotz Nieselregen und nur 16 Grad rund 80 Viersener zum Rundgang am, im und um den Bahnhof gekommen waren. Ein geschichtsträchtiger, aber auch ein der heutigen Zeit angepasster Rundgang, der auch zum neu angelegten Nordkanal, dem Brückenwärterhaus und dem Entwicklungsgebiet Stadtwaldallee führte.
Scherzhaft begrüßte der orts- und sachkundige Fred Pollmanns von den Viersener Heimatfreunden die Gäste in "Rintgen-Ost." Die Heimatfreunde Viersen sind froh, dass die baulichen Maßnahmen im und um den Bahnhof inzwischen laufen. "Der Bahnhof ist die Visitenkarte der Stadt", so Pauly. Ihm gefällt allerdings mit Blick auf den Denkmalschutz der Kiosk im Bahnhof nicht, den er als Tirolerhäuschen bezeichnete, während Pollmanns in ihm eine gewisse Versorgungsfunktion für die Menschen rund um den Bahnhof sieht.
Und man entdeckt Fortschritte, nachdem ein Viersener Investor den Bahnhof von der Bahn übernommen hat. Die Front des Bahnhofes sieht inzwischen einladend aus, Aufzüge werden eingebaut. "Es wird die Funktionalität des Bahnhofes entscheidend verbessert", stellte Pollmanns heraus.
Wenn alles fertig ist, werden nach Ansicht der Viersener Heimatfreunde nicht nur der Bahnhof und das Umfeld besser aussehen, sondern es wird auch eine verkehrliche Entlastung für die Krefelder Straße und neue Verbindungen zur Freiheitsstraße aus dem Viersener Osten geben. Dazu gehört auch die Erneuerung der Eisenbahnbrücke in Bahnhofsnähe, mit der die Bahn 2009 beginnen will. Zudem hofft man, dass die Stadt auch die Parkplätze östlich des Bahnhofes zeitnah fertigstellen wird.
Vor knapp 200 Jahren begann Napoleon mit dem Bau des Nordkanals. Er sollte Rhein und Maas verbinden zwischen Neuss und Venlo. Er wurde jedoch nie vollendet. Dort, wo er im Viersener Bereich hätte entstehen sollen, ist inzwischen ein neues Baugebiet hinter dem Bahnhof gewachsen. Der Rundgang fand viel Zuspruch der Teilnehmer; man besichtigte den Steinkreis des Künstlers Anatol ebenso wie die Fietsallee, die den Verlauf des Nordkanals darstellt, bis hin zum restaurierten Brückenwärterhaus.
Zu Beginn hatten die Heimatfreunde die Besucher ins Dichterviertel entführt, zur Goethe-, Schiller- und Lessingstraße. Das Viertel stellt eine bauliche Abgrenzung zum Bahnhof dar. Dieses Wohnquartier entstand schon in den 20er und 30er Jahren, wurde in den 60er Jahren erweitert.
Wie die Anwohner dieses Viertels freuten sich die Teilnehmer des Rundganges darüber, dass es endlich vorangeht mit der Modernisierung des Bahnhofes. "Es wird Zeit, dass der Bahnhof einladender und attraktiver wird", sagte ein Teilnehmer.