Problem im Stadtgebiet Hilfe gegen WC-Mangel in Viersen
Viersen · Immer wieder kritisieren Anwohner, gerade aus Süchteln, und Politiker, dass es nur ein öffentliches, städtisches WC gibt. Jetzt wurde geprüft, ob die Stadt beim Konzept „Nette Toilette“ mitmacht. Das Ergebnis.
Manuel Garcia Limia (SPD) Und Jörg Eirmbter-König (Bündnisgrüne) brachten es im jüngsten Ausschuss für Wirtschaftsförderung auf den Punkt: Es gibt immer noch ein Problem mit öffentlich zugänglichen Toiletten in Viersen. Die fehlen nämlich. Und das sorgt für Not mit der Notdurft, wenn Menschen - insbesondere Ältere - im Stadtgebiet unterwegs sind. Denn nur an der Hauptstraße betreibt die Stadt eine öffentlich zugängliche Toilettenanlage. In Süchteln fehlt eine solche seit Jahren. Und das ärgert Süchtelner wie Gabriele Baues.
Keine Überraschung, dass sich die Politiker in Viersen bereits im Jahr 2005 (auf Antrag der CDU) und erneut 2017 (auf Antrag der SPD) mit diesem Thema beschäftigt haben. Eine Lösung gab es bisher nicht. Doch die sollte endlich gefunden werden, meinte der Rentner Michael Küppers aus Viersen.
Er stellte im Oktober 2023 einen Bürgerantrag, wonach sich auch die Stadt Viersen dem Konzept „Nette Toilette“ anschließen sollte. Das gibt es bereits etwa in Mönchengladbach und Neuss. Wie es funktioniert: Eine Agentur aus Aalen kümmert sich gegen Entgelt um das Marketing. Gastwirte können mit einem Aufkleber „Nette Toilette“ für ihre Teilnahme werben, zudem gibt es Flyer und Plakate. Die Stadt unterstützt sie mit einer Vergütungspauschale in Höhe von durchschnittlich 100 Euro. Der Vorteil für die Verwaltung: Sie kann sich öffentliche WCs sparen.
In der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsförderungsausschusses diskutierten Verwaltung und Politiker erneut über das WC-Problem. Die Verwaltung hatte zuvor den Auftrag erhalten, sich bei Gastwirten in Viersen, Süchteln und Dülken umzuhören, was sie von dem Konzept „Nette Toilette“ halten. Außerdem erkundigte man sich bei bereits beteiligten Wirten in Mönchengladbach, Aalen und Dülmen nach ihren Erfahrungen. Was die Projekt-Teilnehmer sagten: Einen Zugewinn an neuen Kundinnen und Kunden konnten sie nicht bestätigen. Ob die finanzielle Kompensation als angemessen empfunden werde, hänge vor allen Dingen vom Grad der Verschmutzung der WC-Anlagen ab und somit vom Umfang des Materialverbrauchs und der Personalkosten. Klagen habe es, je nach Kunden, über die starke Verschmutzung der Toiletten gegeben.
Die Umfrage der Verwaltung bei 16 Gastronomien in Viersen, Süchteln und Dülken ergab eine Meinungsänderung, verglichen mit der vergangenen Abfrage: „Anders als im Jahr 2017 wäre die überwiegende Anzahl der Einrichtungen (14 von 16) bereit, sich dem Konzept anzuschließen, wenn eine Bezahlung erfolgen würde.“ Zudem erklärten 64 Prozent der befragten Wirte, dass sie bereit wären, Passanten unentgeltlich die Toilette nutzen zu lassen. Die große Ausnahme: Großveranstaltungen wie Stadtfeste oder Altweiber. Für diese Gelegenheiten wollten sich die Betreiber das Hausrecht nicht nehmen lassen. Dann wollten sie weiterhin entweder die Toiletten-Nutzung verweigern oder ausschließlich gegen Entgelt zulassen. Was die Wirte zudem nicht wollten: ein Schild „Nette Toilette“. Drei weitere Gastwirte lehnten das Konzept komplett ab.
Die Stadt fürchtet zudem finanzielle Belastungen: Für das erste Jahr geht sie von rund 20.260 Euro unter der Annahme aus, dass zehn Betriebe mitmachen. Zudem gebe es zusätzlichen Personalaufwand für die Verwaltung. Sie empfahl deshalb, sich nicht an dem Konzept zu beteiligen.
Allerdings sahen die Politiker unverändert Handlungsbedarf - auch ohne „Nette Toilette“. Der Vorschlag des Ausschussvorsitzenden Paul Mackes (CDU) setzt auf die Freiwilligkeit der Betreiber von Restaurants und Cafés: So solle die Stadtverwaltung die Gastronomie-Betriebe anschreiben und ihnen ausdrücklich für die generelle Bereitschaft danken, ihre WCs für Passanten außerhalb von Großveranstaltungen zu öffnen. „Wir setzen auf Freiwilligkeit und die Unterstützung der Wirte“, betonte Mackes nach der Sitzung. Diesen Vorschlag nahmen die Mitglieder im Wirtschaftsförderungsausschuss einstimmig an.