Andernorts bereits eine Plage Wird der Waschbär im Kreis heimisch?

Kreis Viersen · Das aus Nordamerika stammende nachtaktive Raubtier bereitet in einigen Gegenden Deutschlands bereits ordentlich Ärger. Auch im Kreis Viersen ist der Waschbär bereits aufgetaucht.

Die schwarz-weißen Tiere sind geschickt und gute Kletterer. Gerne nisten sie sich unter dem Dach ein.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Sie sind irgendwie putzig, so klein und schwarz-weiß, aber nichtsdestoweniger Raubtiere: Waschbären. Sie sind clever und haben mittlerweile auch den urbanen Raum am Niederrhein für sich entdeckt. „Ja“, sagt Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal. Tatsächlich seien die niedlichen Tiere auf dem Vormarsch, berichtet der Biologe. Sie würden im Kreis Viersen immer mal wieder gesichtet oder ließen sich leider auch als Verkehrsopfer identifizieren.

Die aus Nordamerika stammenden Säugetiere laufen auch schon einmal vor Wildtierkameras, die nachtaktive Tiere sichten. Über den Seeweg haben sie zu uns gefunden. Das Säugetier ist überwiegend nachtaktiv und lebt bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit lebt es zunehmend auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten. Seinen Namen hat das Tier aufgrund der Waschbewegung seiner Vorderpfoten, die es gerne aneinander reibt.

In Ostwestfalen gibt es teilweise schon eine Waschbärenplage

In Ostwestfalen seien die Tiere schon zu einer Last geworden, erklärt Reichmann. Im Kreis Herford etwa spricht man sogar schon von einer Waschbärenplage: Dort mussten zuletzt durchschnittlich drei Waschbären pro Tag erlegt werden. Davon sei der Kreis Viersen aber noch weit entfernt, so Reichmann. So etwas entwickle sich über Jahre. Doch sei der Straßenverkehr der einzige Feind des Waschbären. „Er ist sogar so clever, dass er in einer Lebendfalle sitzend, mit seinen ,Händen‘ die Falle wieder öffnen kann“, sagt Biologe Reichmann. Der Experte sieht dem Vormarsch der Tiere entspannt entgegen – warnt aber auch vor idealen Nahrungsquellen, die sich den Allesfressern bieten. „Die possierlichen Tiere können Mülltonnen öffnen und sich bedienen“, sagt der Biologe.

Von August bis Februar
dürfen die Tiere gejagt werden

Im Jagdjahr 2022/23 gingen im Jagdrevier Grefrath 3 zwei Waschbären in die Falle, und im vergangenen Jahr sei es in Viersen-Süchteln ein Tier gewesen. Dies haben Jäger in der jährlichen Streckenliste gemeldet (Auflistung von verendetem Wild). Aber was passiert, wenn sich ein Waschbär den heimischen Dachstuhl als Unterkunft ausgesucht hat? Hier empfiehlt sich ein Anruf bei der Unteren Jagdbehörde des Kreises Viersen. Denn Waschbären sind tatsächlich in der Zeit vom 1. August bis zum 28. Februar jagdbares Wild.

Zuständig bei der Unteren Jagdbehörde ist Monika Buschmann. Sie kann wichtige Informationen geben: „Sollte ein Bürger einen Waschbären im Haus oder auf dem Grundstück vermuten, werde ich ihn an den Marder-Beauftragten des Kreises verweisen“, sagt sie. Dieser Marder-Beauftragte ist ehrenamtlich für die Kreisjägerschaft tätig.

Der Ehrenamtler wird den Betroffenen aufsuchen, Kotspuren analysieren und als erstes Organisationsmaßnahmen vorschlagen, um die nachtaktiven Tiere, die enorme Schäden anrichten können, zu vertreiben. Hilft das nicht, wird er Wildkameras und auch Fallen aufstellen. Mit den Nachtsichtkameras könne schnell festgestellt werden, ob es sich um Jungtiere oder ausgewachsene Tiere handelt. Denn es müsse unbedingt dafür gesorgt werden, dass keine Jungtiere ohne Familie aufwachsen, sagt Monika Buschmann. Nur in der Jagdzeit könnten dann von den Experten Lebendfallen aufgestellt werden. Da es nicht sinnvoll sei, die Tiere wieder auszuwildern, würden sie getötet.

Ansgar Reichmann ist sehr interessiert am Vorkommen des Waschbären: „Wir würden uns sehr freuen, wenn sich Bürger, die einen Waschbären sichten, bei uns melden“, sagt er. Fotos seien besonders interessant. Manchmal würden die Raubtiere nämlich auch mit verwandten Tierarten verwechselt.

Der Biologe sieht Zustände wie im Kreis Herford oder in Berlin, wo sich ein junger Waschbär sogar schon an Bord eines Busses geschlichen hatte, noch lange nicht auf den Kreis Viersen zukommen. Dennoch mahnt er zur Achtsamkeit: Tonnen, Bio-Tonnen und auch Kompostkästen sollten gut verschlossen werden – am besten mit einem Schloss. Im Herbst sollte Fallobst eingesammelt werden, damit die Tiere gar nicht erst angelockt werden. Gelbe Säcke sollten nicht vor der Tür gelagert werden. Außerdem helfe viel Bewegung und Musik in Haus und Garten – dann wird es für die Räuber nämlich richtig
ungemütlich.