Schnelles Internet in Tönisvorst Deutsche Glasfaser will Netz in St. Tönis ausbauen

St. Tönis · Die Nachfragebündelung in St. Tönis war erfolgreich. Wie das Unternehmen Deutsche Glasfaser nun verkündet, soll der Ausbau angegangen werden. Allerdings sei die Marktlage schwierig, Unternehmen, die die Arbeiten ausführen, seien schwer zu finden.

Murat Durmaz (links) von der Deutschen Glasfaser und der städtische Breitbandbeauftragte Markus Hergett freuen sich, dass die Nachfragebündelung erfolgreich war. Sie hoffen auf die Realisierung.

Foto: Marc Schütz

Kaum ein Thema im Bereich der Digitalisierung wird derzeit so eifrig diskutiert, wie der Ausbau mit Glasfaser. Zwar sind statistisch rund ein Drittel der deutschen Haushalte an das Glasfasernetz, das Internet im Gigabitbereich zuverlässig ermöglicht, angeschlossen, doch die Statistik erfasst auch Haushalte, die theoretisch einen Zugang haben könnten, weil bei ihnen ein Kabel in erreichbarer Nähe liegt. Entsprechend wird der Ausbau gerade von den Kommunen intensiv vorangetrieben.

Eine solche Initiative ist nun in St. Tönis zunächst erfolgreich. Die Nachfragebündelung im Tönisvorster Ortsteil erreichte die notwendige Quote, sodass der Ausbau starten soll, wie das Unternehmen Deutsche Glasfaser, das den Ausbau verantwortet, meldet. Die Nachfragebündelung bedeutet dabei, dass sich ein Drittel der im Gebiet befindlichen Haushalte verbindlich für einen Anschluss über Glasfaser entscheiden muss. Erst dann ist der Ausbau für die privaten Unternehmen wie Deutsche Glasfaser, Telekom und andere wirtschaftlich darstellbar.

Freude bei Wirtschaftsförderer Markus Hergett

Die Entscheidung der Unternehmensleitung, den Ausbau zu beauftragen, sorgt vor allem bei Tönisvorsts Wirtschaftsförderer Markus Hergett für Freude. Der Gigabitverantwortliche der Stadt Tönisvorst weilt eigentlich aktuell im Urlaub in Kanada. Dennoch verfolgt er natürlich die Nachrichten aus der Heimat und ließ es sich nicht nehmen, ein Statement zu übermitteln. „Das ist eine wirklich gute Nachricht in Bezug auf die Weiterentwicklung der Digitalen Infrastruktur in Tönisvorst – für mehr als 5000 Haushalte könnte nun bald der Weg auf der Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn beginnen. Durch die nun laufenden Vorbereitungen zum möglichen Ausbau des St. Töniser Projektgebietes durch die Deutsche Glasfaser, könnte Tönisvorst dem Glasfaser-Vollausbau wieder ein wichtiges Stück näher kommen“, schreibt er.

Allerdings deutet seine zurückhaltende Formulierung am Ende auch bereits das mögliche Problem an, das die Deutsche Glasfaser selbst auch in ihrer Pressemitteilung offensiv anspricht: „Begleitend zur Wirtschaftlichkeitsprüfung starten wir die Verhandlung mit möglichen Baupartnern und prüfen im Detail, ob wir den Netzausbau unter den aktuell schwierigen Marktbedingungen realisieren können“, schreibt das Unternehmen. Was das heißt?

„Das aktuelle Marktumfeld mit hohen Zinsen, gestiegenen Kosten und knappen Baukapazitäten stellt derzeit die gesamte Branche vor Herausforderungen. Aufgrund der Förderpolitik der Bundesregierung sind die ohnehin schon knappen Baukapazitäten am Markt derzeit zudem noch stärker nachgefragt“, erläutert die Deutsche Glasfaser in ihrer Pressemitteilung. „Erst wenn die Detailprüfung der Realisierbarkeit des Netzausbaus in St. Tönis – insbesondere der Baukosten und -kapazitäten – ganzheitlich abgeschlossen ist, wird Deutsche Glasfaser eine klare Ausbauzusage geben können. Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, informiert Deutsche Glasfaser alle Kundinnen und Kunden separat darüber.“

Wann der Ausbau erfolgt,
steht noch in den Sternen

Das bedeutet im Klartext: Zwar war die Nachfragebündelung erfolgreich, und die Deutsche Glasfaser ist entschlossen, den Ausbau vorzunehmen, aber wann dieser erfolgen kann und wird, steht aktuell in den Sternen. Es fehlt an Kooperationspartnern, die die reale Arbeit im Boden, das Ausschachten und Verlegen der Kabel, übernehmen. Die Deutsche Glasfaser selbst ist nur eine Art Generalunternehmer, der keine eigenen Ausbaukapazitäten besitzt. Entsprechend hängt der reale Ausbau, neben der Finanzierung ob der stark gestiegenen Zinsen, vor allem am Vorhandensein möglicher Subunternehmen für die Erdarbeiten respektive deren Kapazitäten.

Wann also die Bürger im Ausbaugebiet wirklich Zugriff auf das schnelle Internet mit den neuen Leitungen haben werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Auch wenn die Stadtverantwortlichen es nicht sagen: Die Freude über die Nachricht dürfte ob dieser Einschränkung doch einige Trübung erfahren haben. Die Hoffnung auf eine baldige Umsetzung aber bleibt.