Bündnis „Tönisvorst ist Bunt“ Ernüchterung bei zweiter Tönisvorster Demokratie-Demo

Tönisvorst · Die zweite Demonstration für Demokratie in Tönisvorst war ernüchternd. Nach rund 1700 Teilnehmern im Januar waren diesmal nur rund 100 gekommen. Das Bündnis „Tönisvorst ist bunt“ will sich davon nicht entmutigen lassen.

Nur rund 100 Teilnehmer verloren sich auf dem Rathausplatz. Nach all dem Engagement des Bündnisses „Tönisvorst ist bunt“ war die Resonanz dieser Demo eine wahre Enttäuschung.

Foto: Norbert Prümen

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes organisierte das Bündnis „Tönisvorst ist bunt“ am Donnerstag zwei Veranstaltungen. Mit Kuchen und Musik wollten die Mitglieder am Morgen mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und über das Grundgesetz informieren. Eine kleine Ausstellung zur Geschichte und den einzelnen Artikeln rundete das Programm ab.

Am Abend fand dann ein Demonstrationszug durch die Innenstadt statt. Zunächst begrüßte Mitorganisatorin Heidemarie Cox die Anwesenden auf dem Rathausplatz. „Unsere erste Demonstration fand im Januar statt. Heute erschrecken wir uns, wie wenig wir geworden sind“, bedauerte sie anlässlich der Tatsache, dass aus den vormals über 1700 Demonstranten etwa 100 geworden waren.

Anschließend blickte die engagierte Tönisvorsterin gemeinsam mit den Versammelten auf die Geschichte des Grundgesetzes zurück. Mit einigen historischen Fotos erinnerte sie daran, wie das Grundgesetz damals aus den Trümmern und Ruinen des Krieges entstand. Auch ihr eigenes Exemplar hatte sie mitgebracht. Zusammen mit der Schülersprecherin der Rupert-Neudeck-Gesamtschule, Hannah Seegers, machte Cox darüber hinaus deutlich, dass das Grundgesetz Recht, Freiheit und Würde garantiert. Die Schülersprecherin rief anschließend dazu auf, zur Europawahl zu gehen. „Lasst uns unsere Stimme für eine offene, demokratische und zukunftsorientierte EU abgeben“, appellierte sie. Anschließend verlasen die Demonstrierenden die ersten fünf Artikel des Grundgesetzes.

Nach dieser kurzen Einführung setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Alter Markt in Bewegung. Als Wegmarken hatten sich die Verantwortlichen die Stolpersteine in der Innenstadt ausgesucht. Dort legten die Teilnehmer Blumen nieder, um an die Opfer des Nationalsozialismus‘ zu erinnern. Anschließend ging es gemeinsam zurück auf den Rathausplatz.

Unterstützung von Bürgermeister Uwe Leuchtenberg

Hier machte Guido Beckers in eindringlichen Worten deutlich, wie wichtig die Demokratie ist. Er erinnerte an die Schrecken der Nazi-Diktatur und stellte das Schicksal des von den Nationalsozialisten verfolgten Politikers Paul Emmen aus St. Tönis vor. „Völkisch ist alles, aber nicht bunt“, machte er deutlich. Darüber hinaus rief er die Versammelten dazu auf, sich zu engagieren. „Es wird viel zu oft auf den Staat geschimpft, aber der Staat sind wir letztlich alle. Wir können etwas verändern, indem wir uns engagieren“, erklärte er. Auch die Meinungsfreiheit nahm er in seiner Rede in den Blick. „Eines der Grundrechte wird heute öffentlich bezweifelt, gesagt, dass man nicht mehr seine Meinung sagen dürfte. Dies kann schon deshalb nicht stimmen, weil man diese Meinung frei äußern darf. So weit geht die Meinungsfreiheit nämlich tatsächlich“, erklärte er und erhielt dafür zustimmenden Applaus des Publikums. „Damit wird unsere freiheitlich demokratische Grundordnung infrage gestellt und letztlich besonders von Rechts torpediert“, ergänzte er.

Unterstützung erhielt das Bündnis am Abend unter anderem von Bürgermeister Uwe Leuchtenberg sowie der Grünen-Landtagsabgeordneten Meral Thoms. Aus dem von allen Parteien im Stadtrat getragenen Bündnis soll demnächst ein Verein werden. Dazu laden die Verantwortlichen alle Interessierten am 15. Juni ab 10 Uhr ins Rathaus ein. Mitglied des Vereins können alle Tönisvorster Bürgerinnen und Bürger werden. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass es in dem Verein um bürgerschaftliches, nicht um politisches Engagement gehen wird. Im Mittelpunkt soll der Einsatz für Demokratie, Vielfalt und Toleranz stehen. Dazu möchten die Verantwortlichen mit Schulen, Vereinen und Kultureinrichtungen zusammenarbeiten. Auch die Erinnerungskultur soll ein zentraler Bestandteil der Vereinsarbeit werden. Die Vorbereitung der Vereinsgründung hat eine Arbeitsgruppe übernommen, die sich im Rahmen eines Workshops des Bündnisses zusammengefunden hatte.

Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Heidemarie Cox unter